Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Architektur im Spannungsfeld
Städtisches Leben auf dem Land

Zwischen rural und urban: Das Mehrfamilienhaus vermittelt «rurbanen» Lebensstil.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Rundum in Holz gehüllt, unterscheidet sich das Haus deutlich von seinen Nachbarbauten in der Freiburger Gemeinde Vaulruz. Glatte Holzschalungen kontrastieren mit der Schindeltextur angrenzender Wandflächen, wodurch eine schlichte geometrische Komposition entsteht. Die zeitgemässe Formensprache und die traditionelle Materialwahl verweisen auf das Spannungsfeld, worin dieses Haus entstanden ist.

Im historischen Dorfkern verfügen die meisten Häuser über verputzte Fassaden – dennoch hat das Bauen mit Holz hier Tradition. Es verbirgt sich in den Dachstühlen oder verkleidet die Giebelfassaden. Auch Holzschindeln kommen im Greyerz vielerorts zum Einsatz. Auf den Dächern der Alphütten beweisen sie, dass sie jeder Witterung standhalten. Die äusserst robuste Konstruktionsweise aus Weisstanne, bei der sich bis zu zehn Schichten überlappen und jeweils nur das kurze Ende einer Schindel zu sehen ist, garantiert eine lange Lebensdauer.

Mit seinem hölzernen Gewand hebt sich das Haus von den verputzten Nachbarhäusern ab.

Allerdings verursacht jede Öffnung innerhalb der Schindelstruktur einen erheblichen konstruktiven und finanziellen Aufwand. Aus diesem Grund liegen beim Mehrfamilienhaus die meisten Fenster dort, wo grosse Holzbretter die Fassade verkleiden. Die sorgfältige Planung der Fensterpositionen und -grössen bringt weitere Vorteile mit sich: Sonneneinstrahlung und Wärmeabgabe lassen sich so ohne technische Hilfsmittel steuern, was sich in Kombination mit dem kompakten Gebäudevolumen positiv auf die Raumtemperatur und den Heizbedarf auswirkt.

In Aluminium gerahmt, prägen die Fenster mit ihrem jeweiligen Ausblick den Charakter der Wohnungen und setzen einen zeitgemässen Kontrast zur handwerklichen Holzfassade. Hinter dieser verbergen sich mithilfe neuester Technologien gefertigte Sandwich-Elemente, vorfabriziert von einer Holzbaufirma in der Zentralschweiz. Nur gerade zwei Wochen dauerte es, um die drei Wohngeschosse über dem betonierten Sockel aufzurichten. Sogar das Treppenhaus und der Liftschacht sind aus Holzelementen gebaut.

Die Fenster prägen mit ihrem jeweiligen Ausblick den Charakter der Wohnungen.

Der Architekt Eik Frenzel bezeichnet den Charakter des Hauses als «rurban» – ein Merkmal, das in mehrfacher Hinsicht zutrifft: «Bezogen auf die rurale, dörfliche Umgebung weist das Haus mit seinen sechs Wohnungen einen beinahe urbanen Massstab auf.» Irgendwo zwischen Stadt und Land liegt auch die Art, wie dort gelebt wird.

Am Anfang stellten sich die Architekten Dreier Frenzel die Frage nach der potenziellen Mieterschaft. Wer zieht in eine Wohnung inmitten der grünen Hügel? Junge Menschen, die an der Riviera am Genfersee oder in Bulle arbeiten, und einen Bezug zur Gegend haben? Ein Wohnhaus mit urbanem Flair sollte die passende Antwort liefern.

Blick in die Küche: Den praktischen Oberbau haben die Architekten selber entworfen, der Unterbau ist Standard.

Dabei nutzte Frenzel seine Doppelrolle als Architekt und Bauherr, um Neues zu wagen: Obwohl es sich nicht um einen gemeinnützigen Wohnungsbau handelt, suchte er nach einer Möglichkeit, einen Gemeinschaftsraum unterzubringen. Das mag einfach klingen, stellte jedoch mit Blick auf die Finanzierbarkeit eine Herausforderung dar. «Der Raum im Erdgeschoss ist schlicht gestaltet, bietet den Mieterinnen und Mietern aber einen Mehrwert. Dort können sie sich versammeln, ihre Kinder miteinander spielen oder Gäste darin übernachten.»

Der Gemeinschaftsraum dient als Treffpunkt und Gästezimmer. 

Tatsächlich gelang es, sechs Mietparteien zu finden, die sich mit einem solchen «rurbanen» Lebensstil identifizieren. Bei einem kleinen Frühlingsfest hatten sie die Gelegenheit, sich über die Gestaltung des Aussenraums auszutauschen, die noch nicht abgeschlossen ist.

Die sechs Mietparteien konnten bei der Gestaltung des Aussenraums mitreden.

Auf den ersten Blick mag dieses Haus nicht besonders auffallen. Doch im lokalen Kontext und bei genauerer Betrachtung weist es in eine neue Richtung. «Das kleine Projekt verfügt über Leitideen, die sich vervielfältigen können», ist Frenzel überzeugt.

Als Teil der Bauherrschaft musste er auch auf die Rentabilität achten – im Vordergrund stand sie aber nie. In den Verhandlungen mit den Banken stellte er fest, dass diese bei einer Baukreditvergabe mit einer Lebensdauer von 30 Jahren rechnen. «Doch dieses Haus ist für 100 Jahre gebaut! Die Erstinvestition mag etwas höher sein als bei anderen Häusern, dafür weist es eine dauerhafte Konstruktion auf.»

Im Innern zeigt das Holz, welche Elemente das Haus tragen. Die übrigen Wände sind weiss verputzt.

Um eine auf allen Ebenen nachhaltige Bauweise zu fördern, sieht er sowohl die Finanzinstitute als auch die Bauherrschaften in der Pflicht. Der Beweis, dass dabei architektonisch überzeugende Resultate entstehen können, ist in Vaulruz erbracht.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.