Stadtzürcher Abstimmung zum MythenparkEin Park, den alle gut finden, aber fast keine Partei will
Idee super, Umsetzung schwierig. So lehnt der Zürcher Stadtrat die «Mythen-Park»-Initiative ab. Die Befürworter entgegnen: Es geht, wenn man will.
Wo liegt dieser Mythenpark?
Am Seeufer in der Enge. Der geforderte neue Park reicht vom Strandbad Mythenquai bis zum General-Guisan-Quai. Ein Teil davon ist schon heute eine Grünfläche, etwa das Arboretum. Dazukommen würden die Sukkulentensammlung und der Parkplatz beim Hafen Enge, den die Stadt sowieso aufheben wird.
Umstritten ist vor allem der Mythenquai zwischen den Ruderclub-Häuschen und der Haltestelle Rentenanstalt. Diesen viel befahrenen Strassenabschnitt wollen die Initiantinnen der IG Seepärke stilllegen und begrünen.
Wer ist die IG Seepärke?
Eine private Gruppe, der Unternehmer und Architekten angehören, wie Urs Ledermann oder Walter Wäschle, aber auch linke Politikerinnen und Politiker, wie SP-Nationalrätin Min Li Marti oder AL-Gemeinderat Andreas Kirstein. Aus Sicht der IG benötigt Zürich wegen des schnellen Wachstums dringend mehr Grünraum. Dieser soll vor allem an den Seeufern entstehen. Ein Teil davon wäre der Mythenpark.
Das klingt doch toll, nicht?
Zu Beginn stiess die Idee auf viel Sympathie. Trotzdem stimmten im Gemeinderat fast alle Parteien gegen die Initiative. Einzig die AL war dafür.
Wieso das denn?
Der Haken liegt bei der Umsetzbarkeit, sprich der vorgesehenen Sperrung des Mythenquais. Die Initianten wollen die Autos über die Alfred-Escher- und die General-Wille-Strasse umleiten. Laut Stadtrat reicht dort die Kapazität dafür aber bei weitem nicht aus. Die rund 300 betroffenen Anwohnenden der Alfred-Escher-Strasse müssten ausserdem deutlich mehr Autos und somit mehr Lärm erdulden. Die Stadt hat umgekehrte Pläne, sie möchte die Alfred-Escher-Strasse beruhigen. Zusätzlich wäre für die Aufhebung des Mythenquais die Erlaubnis des Kantons nötig. Eine solche erscheint vielen als unrealistisch.
Der Stadtrat sieht daher nur eine Möglichkeit, um den Park zu verwirklichen: den Mythenquai auf 700 Meter Länge unter den Boden zu verlegen. Ein solcher neuer Tunnel wäre aber laut Stadtrat zu teuer (rund 250 Millionen Franken). Ausserdem würde sich der riesige Aufwand nicht lohnen. Man werde in diesem Bereich sowieso zusätzliche Freiräume schaffen, argumentiert der Stadtrat. Die Aufhebung des Mythenquais sei darum gar nicht nötig.
Diese Einwände haben auch ursprüngliche Sympathisantinnen aus SP und Grünen von einem Nein überzeugt.
Was sagen die Initianten zum Tunnel?
Sie lehnen ihn vehement ab. Sie selber hätten nie einen Tunnel vorgeschlagen, die Idee stamme von der Stadt. Die IG Seepärke ist überzeugt, dass eine Umleitung funktionieren würde. Sie verweist auf ein kurzes Verkehrsgutachten, das sie erstellen liess. Dieses schliesst eine oberirdische Verkehrsverlagerung zumindest nicht aus. Die Initianten haben kürzlich einen Vorschlag mit einem grossen Kreisel eingebracht: Ein solcher Kreisverkehr rund um das Swiss-Life-Gebäude bei der Haltestelle Rentenanstalt soll die Leistungsfähigkeit der Umleitung steigern.
Was heisst das jetzt? Würde eine Umleitung funktionieren oder nicht?
Es steht Aussage gegen Aussage. Die Stadt hat gemäss eigenen Angaben 19 Alternativen zu einem Tunnel geprüft, inklusive Kreisellösung. Alle hätten sich als untauglich herausgestellt. Die Initianten hingegen vermuten, dass der Stadtrat eine Umsetzung ohne Tunnel zu wenig genau durchgedacht habe. Ob sich der Mythenpark realisieren lasse, hänge auch vom politischen Willen ab. Dieser fehlt laut Komitee beim Stadtrat.
Wie sind die Parolen der Parteien?
Dafür sind die AL und die Mitte. Deren Mitglieder haben im Gegensatz zur Gemeinderatsfraktion ein Ja beschlossen. Dagegen sind SP, FDP, SVP, Grüne, GLP und EVP.
Was passiert bei einem Ja?
Der Stadtrat müsste eine konkrete Umsetzung des Mythenparks ausarbeiten. Zu diesem Projekt gäbe es eine weitere Volksabstimmung.
Was passiert bei einem Nein?
Die Projekte der Stadt laufen wie bisher weiter. Der Parkplatz bei der Hafenpromenade Enge wird zu einem Park (Baustart 2026). Die Sukkulentensammlung wird neu gestaltet (Baustart frühestens 2028), auch hier soll es zusätzlichen Grünraum geben.
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