Referendumsfrist abgelaufenIn der Stadt Zürich wird bald legal Gras verkauft
Die Uni Zürich kann zusammen mit der Stadt eine Cannabis-Studie starten. Experimente zum Verkauf in Apotheken oder Social Clubs sind ab sofort erlaubt – mit Einschränkungen.
Gegen einen neuen Artikel im Betäubungsmittelgesetz, der die Abgabe von Rauschmitteln in Experimenten erlaubt, ist kein Referendum ergriffen worden. Somit sei der Weg für Pilotversuche mit reguliertem Cannabisverkauf geebnet, teilt das Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich mit. Wissenschaftliche Studien sollten nun eine sachliche Grundlage für eine Diskussion zur Weiterentwicklung der Cannabispolitik liefern.
Die Stadt und die Universität Zürich nehmen die Vorbereitungen zur Durchführung der geplanten Cannabis-Studie in Angriff, wie sie schreiben. Diese Arbeiten würden voraussichtlich bis Ende 2021 dauern. An einem Pilotprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis ist nicht nur Zürich interessiert, sondern auch die Städte Bern, Genf und Basel. Sie alle halten praktisch pfannenfertige Projekte bereit, die aber auf Eis lagen, weil sich die Politik immer wieder querstellte.
Verkauf ab 2022 – aber nicht für alle
Die Zürcher wollen ihr Projekt bereits in der zweiten Jahreshälfte der kantonalen Ethikkommission und danach dem BAG zur Bewilligung vorlegen. Bei einem planmässigen Verlauf ist der Start der Studie, und damit der legale Verkauf von Cannabis in der ersten Jahreshälfte 2022 geplant.
Zürcher Cannabis-Konsumenten sollten jetzt aber nicht zu euphorisch werden: Nach dem Willen des Bundesrates werden die Experimente nur mit Einschränkungen bewilligt. Etwa bei der Teilnehmerzahl. Diese solle «auf das für die wissenschaftliche Aussagekraft erforderliche Mass» begrenzte werden. Experten gehen von maximal 5000 Personen aus, die das Rauschmittel unter diesen Umständen legal erhalten.
Auf Wunsch des Bundesamtes sollen der Zürcher Studie der Verkauf nicht nur in Apotheken, sondern auch in Social Clubs, also privat organisierten Vereinen, untersucht werden, wie Morten Keller, Direktor der Städtischen Gesundheitsdienste, sagt.
Einen grossen Ansturm auf das Angebot erwartet Keller unter den relativ strikten Auflagen des BAG nicht: Eine Umfrage Ende 2016 habe gezeigt, dass nur ein paar hundert Personen in der Stadt bereit wären, kontrolliert – also unter Angabe von Name und Adresse und ärztlich begleitet – Cannabis zu erwerben. Überrascht hat dies Keller nicht, wie er sagt. «Der 0815-Cannabis-Konsument will wohl eher nicht, dass die Stadt Zürich weiss, dass er konsumiert.» (lop)
Fehler gefunden?Jetzt melden.