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Spurensicherung in Zürcher Spitälern
Opfer sexueller Gewalt erhalten bessere Betreuung durch «Forensic Nurses»

Close up of nurses hands holding buccal cotton swab and test tube ready to collect DNA from the cells.
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Eine junge Frau wird vergewaltigt und sucht ein Zürcher Spital auf. Nach der ersten medizinischen Abklärung und der Spurensicherung muss sie gleich im Anschluss auch noch detaillierte Befragungen durch die Polizei über sich ergehen lassen. «Das ist für viele Betroffene sehr belastend und kein guter Ablauf», sagt Sandra Müller Gmünder, Leiterin der Kantonalen Opferhilfestelle.

Bisher konnten Zürcher Spitäler nach Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und häuslicher Gewalt erst dann Spurensicherer des Instituts für Rechtsmedizin (IRM) beiziehen, wenn sich das Opfer zuvor entschieden hatte, Strafanzeige zu erstatten und die Polizei zu verständigen. «Das Opfer soll sich gut aufgehoben und begleitet fühlen, bevor die ganze Maschinerie mit Befragungen in Gang kommt», sagt Müller Gmünder.

Start im Frühjahr

Die Schweiz hatte sich im Jahr 2018 mit der Annahme der Istanbul-Konvention verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu bekämpfen. Experten empfahlen, ein niederschwelligeres Angebot für die Sicherstellung von gerichtsverwertbaren Spuren, beispielsweise DNA-Abstriche oder Blutproben, bereitzustellen. Dieser Empfehlung kommt der Kanton Zürich nun nach. Auch um Sexual- und Gewaltstraftätern wirksamer verfolgen zu können.

Im Frühjahr 2024 sollen die ersten kantonalen «Forensic Nurses», also forensische Pflegefachleute, beim IRM ihren Dienst in dem Pilotprojekt starten, wie der Kanton am Donnerstag informierte. Ihre Aufgabe wird es zuerst sein, Spuren der Gewalttat zu dokumentieren – unabhängig davon, ob die Polizei nach dem Übergriff beigezogen wird oder nicht. Das Ziel ist, dass mehr Fälle vor Gericht kommen. Zudem sollen die Spezialistinnen die Opfer psychosozial unterstützen und für sie den Kontakt zu Opferhilfeberatungsstellen herstellen.

Erstes dezentrales Angebot an 14 Spitälern

«Die Spitäler im Kanton Zürich können nun jederzeit die Forensic Nurses anfordern», sagt Müller Gmünder. Dadurch würden Opfer professionell begleitet und könnten sich künftig in Ruhe zu Hause oder gemeinsam mit Expertinnen von Opferhilfestellen überlegen, ob es Sinn mache, Strafanzeige zu erstatten.

Bereits heute gebe es etwa im Triemlispital einzelne «Forensic Nurses» – allerdings nur zu begrenzten Zeiten. «Aber um wie geplant ein 24/7-Angebot aufrechterhalten zu können, braucht es sehr viel Personal», sagt die Leiterin der Kantonalen Opferhilfestelle. Das Besondere am Zürcher Modell im Vergleich zu anderen Kantonen sei, dass es nun erstmals ein dezentrales Angebot für alle 14 Spitäler im Kanton geben werde, sagt Müller Gmünder.

Die ersten Rekrutierungen von «Forensic Nurses» haben laut Nadja Weir, Leiterin Ressort Spitalversorgung im Amt für Gesundheit, bereits begonnen. Im Endausbau soll es neun Vollzeitstellen geben bei geschätzten 500 Fällen von häuslicher und sexueller Gewalt pro Jahr. Die Kosten dafür beziffert der Regierungsrat auf etwa 1,7 Millionen Franken jährlich.