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Spuhler dürfte von Megafusion unter Bahnbauern profitieren

Die Zugbauer Bombardier und Alstom wollen fusionieren. Das könnte ziemlich lange dauern. Foto: Filip Singer (EPA)
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Millionen Pendler schenken ihrem täglichen Transportmittel kaum Beachtung. Wichtig ist nur, dass der Zug pünktlich kommt und nicht zu voll ist. Dabei steht bei den Bahnausrüstern mit einer Fusion der europäischen Branchenführer eine gravierende Umwälzung an. Der französische Hersteller Alstom bestätigte am Montag, dass er mit dem kriselnden kanadischen Rivalen Bombardier über eine Übernahme von dessen Bahnsparte verhandelt.

Alstom und Bombardier würden nach einem Zusammenschluss ihrer Zugsparten knapp die Hälfte des hiesigen Marktes kontrollieren. Stadler Rail wäre dann zwar neu die Nummer zwei – mit einem Marktanteil von 15 Prozent allerdings deutlich kleiner als die Konkurrenten.

Zukaufsgelegenheit für Stadler Rail

«Das ist für die Branche ein Erdbeben, wenn sich die beiden Grössten zusammenschliessen», sagt ein Branchenbeobachter, der nicht genannt sein möchte. Unmittelbare Gefahr drohe Stadler allerdings nicht. Vielmehr könne das Unternehmen von der neuen Situation profitieren.

Wenn Alstom und Bombardier ihre Pläne in die Tat umsetzen wollen, benötigen sie dafür grünes Licht der Wettbewerbshüter. Deren Aufgabe ist es zu verhindern, dass nach einem Zusammenschluss von zwei früheren Konkurrenten der Wettbewerb nicht mehr gut funktioniert und die Preise steigen. Um solche Bedenken auszuräumen, könnten Alstom und Bombardier vorschlagen, bestimmte Geschäftsbereiche zu verkaufen.

Hier könnte Stadler Rail zuschlagen. Das Unternehmen dürfte Experten zufolge insbesondere an Übernahmen im noch jungen firmeneigenen Signaltechnikgeschäft interessiert sein sowie im Servicebereich, in dem Stadler unter anderem die Instandhaltung und Modernisierung von Zugflotten übernimmt.

Gemäss Experten könnte Stadler Rail von Peter Spuhler an Übernahmen im Bereich der Signaltechnik interessiert sein. Rail Foto: Sabina Bobst

Eine ähnliche Konstellation gab es in der Branche bereits kürzlich mit dem geplanten Zusammenschluss von Alstom und der Zugsparte von Siemens. Auch damals boten die beiden Firmen den Verkauf von Geschäftsteilen an, um die Wettbewerbshüter milde zu stimmen. Der EU gingen die Zugeständnisse aber offenbar nicht weit genug: Sie untersagte den Plan nach langwierigen Verhandlungen vor gut einem Jahr.

Fusion lähmt – Stadler kann Gas geben

Ein Zusammenschluss dürfte die Firmen lange Zeit beschäftigen. «Das ist eine extrem komplexe Fusion mit vielen Fabriken», sagt ein Experte. «Operativ ist das ein Albtraum.» Während die Wettbewerber mit sich selbst beschäftigt sind, könnte das für Stadler eine Gelegenheit sein, den Vertrieb zu stärken und weitere Marktanteile zu gewinnen.

Stadler Rail selbst wollte sich zu den Fusionsplänen nicht äussern – doch die Aktionäre sind offenbar zuversichtlich. An der Börse legte die Stadler-Rail-Aktie seit den ersten Gerüchten über den Zusammenschluss etwas zu.

Grösser ist nicht immer besser

Hintergrund für das Fusionsvorhaben von Alstom und Bombardier ist der Vormarsch des chinesischen Herstellers CRRC. Das Unternehmen ist der globale Marktführer. In Europa hat CRRC zwar bislang noch nicht richtig Fuss gefasst, ist aber auf dem Vormarsch.

Alstom und Bombardier dürften sich von einem Zusammengehen Grössenvorteile erhoffen – unter anderem im Einkauf oder durch die Zusammenlegung von Fabriken. Doch Grösse allein ist nach Einschätzung von Analysten in der Branche noch kein Erfolgsgarant. «Es geht darum, schnell auf die Anforderungen der Bahnbetreiber zu reagieren und die Ausrüstung in der richtigen Konfiguration zur vereinbarten Zeit zu liefern», sagt ein Experte. Damit habe zuletzt insbesondere Bombardier Probleme gehabt. Stadler als vergleichsweise kleinem Anbieter muss damit also nicht unbedingt ein Nachteil entstehen.

Steigen nun die Preise?

Wie gravierend Lieferprobleme sein können, zeigt auch der Fall des als «Pannenzug» bekannten Doppelstockzuges FV-Dosto bei den SBB. Der Bau der Zugflotte aus dem Hause Bombardier verzögerte sich, und die beiden Firmen streiten seither um Schadenersatz. Kommt es zur Fusion, müssten die SBB diesen wohl bei Alstom eintreiben. Die SBB wollten sich dazu nicht äussern. Ein Sprecher erklärte lediglich: «Selbstverständlich erwarten die SBB, dass Vertragspartner bestehende Verträge einhalten.»

Ob die Fusion auch Auswirkungen auf die Preise hat, ist offen. Bei der Vergabe neuer Aufträge für Züge und Bahntechnik sind meist ohnedies mehrere Anbieter im Rennen. Die Bahnbetreiber können so aus unterschiedlichen Herstellern auswählen. «In der Branche gibt es viel Wettbewerb. Das Preisumfeld dürfte sich nicht unbedingt ändern», sagt ein Experte.