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So funktioniert der GC-Sportchef
Er mag die Zürcher – weil sie ähnlich sind wie die Schwaben

Fordert viel, will aber auch für seine Angestellten da sein: GC-Sportchef Stephan Schwarz.
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In Kürze:
  • Die letzten Wochen war bei den Grasshoppers ein Aufwärtstrend zu sehen.
  • Stephan Schwarz ist als Sportchef die treibende Kraft bei GC.
  • Seine innere Ruhe findet er beim Joggen, sonst kennt er gerade nur die Arbeit.

Der Samstag war gut. Er war richtig gut. Dieser Sieg gegen die Young Boys, 1:0, zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder in Bern gewonnen. Die Fans, die da waren und mit der Mannschaft feierten. Selbst auf der Autobahn noch, als sie den GC-Car überholten und hupten. 

Stephan Schwarz genoss diese Szenen. «Solche Siege tun einem in der Seele gut», sagt er. Er spricht von einer Genugtuung. Und bei GC herrscht Aufbruchstimmung.

Aufbruch? Das gab es bei diesem Verein in jüngerer Vergangenheit nun wirklich zur Genüge. Und dann endete jeder dieser Aufbrüche in eine vermeintlich bessere Zukunft abrupt. Weil es einigen um sich selbst ging, anderen darum, Geld zu verdienen. Die Liste der Verfehlungen, die GC zu dem gemacht haben, was es heute nun einmal ist, ist lang.

Jetzt soll es also wieder einmal besser werden. Mit Schwarz, der vorangeht als Sportchef. Er hat grosse Pläne, darüber kann er lange reden. Es geht um harte Arbeit, um ein Fundament, darum, sich der Bedeutung dieses Clubs bewusst zu sein, und darum, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Zusammen natürlich. Immer. 

Das klingt gut. Aber wer ist dieser Stephan Schwarz eigentlich?

Es wäre unfair ihm gegenüber, diese Frage anhand seiner Aussagen zu beantworten. Auch die Sportchefs vor ihm überzeugten in Interviews, weil sie sich davor intensiv mit dem Club auseinandergesetzt hatten. Sie wussten, was schieflief im Verein, kannten die ehemaligen Grössen und die Geschichte der Grasshoppers. 

Das ist bei Schwarz auch so. Er ist darum greifbarer, wenn die Mikrofone und Aufnahmegeräte ausgeschaltet sind. Dann gibt er auch einmal Informationen preis, die er nicht in der Zeitung lesen will. Er macht Spässe beim Fototermin und fragt nach dem Wohlergehen seiner Gesprächspartner. Trifft man ihn auf dem GC-Campus, nimmt er sich Zeit für einen Schwatz.

«Verschreibe mich der Aufgabe zu 100 Prozent»

Seit einem halben Jahr ist jener Campus Schwarz’ Arbeitsplatz. Mehrere Tage am Stück frei hatte er in dieser Zeit nie. «Vielleicht habe ich an Weihnachten Zeit, ein paar Tage durchzuatmen», sagt er. Hin und wieder geht er joggen, dann ist das Handy aus. Der 54-Jährige sagt: «Ich glaube, dass ich dadurch viele Dinge verarbeiten kann.» Joggen als «Oase der Ruhe».

An einem Sonntag hat Schwarz mal ein paar Stunden gefunden, um zu golfen. Sonst gibt es momentan nur GC. «Ich bin einer, der sich einer Aufgabe zu 100 Prozent verschreibt», sagt Schwarz. Das fordert er auch von allen anderen, die in diesem Verein arbeiten. Wer keine Leistung bringt, fällt durch, wie zuletzt Florian Hoxha, der Verteidiger, der von der ersten Mannschaft in die U-21 abgeschoben wurde.

Schwarz kennt diese auf Höchstleistung fokussierte Seite des Geschäfts schon lange. Er war zwar kein grosser Fussballer, aber zwischen den späten 1990ern und 2019 als Funktionär, Jugendtrainer oder Scout bei Stuttgart, Hoffenheim, 1860 München und Augsburg tätig. Überall hatte er seine Aufgaben, bei GC gehört er zum ersten Mal zur Geschäftsleitung. Dieser Verantwortung stellt er sich gern. 

Der Sportchef hoch über Zürich: Stephan Schwarz vor dem Restaurant Waid.

Aber eben, der Fussball hat eine andere Seite, Schwarz führt als Sportchef viele Menschen. Er will eine Führungsperson sein, bei der sich alle öffnen können. Er sagt: «Klar, man erwartet immer Höchstleistung, aber Spieler sind einfach Menschen, die auch ihre Probleme haben.»

Seine Tür sei immer offen, sagt er auch; und hin und wieder kommt einer durch diese Tür und berichtet davon, was ihm zu schaffen macht. 

Und wenn Schwarz beim Morgenessen schon merkt, dass jemand einen schlechten Tag hat, geht er auf ihn zu und fragt, was los ist. «Es ist das Schönste, wenn wir dann Probleme gemeinsam aus dem Weg räumen können und die sportliche Leistung dann auch wieder in eine andere Richtung geht.» Zuletzt etwa hat er beobachtet, dass Stürmer Dorian Babunski nach seinen Leistenproblemen wieder ganz anders auf dem Trainingsplatz steht, befreiter und glücklicher. 

«Wir verkaufen keine Träume»

Die Grasshoppers haben den Treffpunkt für das Gespräch mit dem Sportchef ausgesucht, das Restaurant Waid hoch über Zürich. Schwarz mag den Ort, er war schon mit seiner Frau hier, als er für einmal frei hatte. Mit dem Schlag Mensch in Zürich komme er gut zurecht, sagt er, weil die Mentalität ähnlich sei wie seine schwäbische. «Ich habe zwar noch nicht viel erlebt, aber wenn ich mal Leute getroffen habe, wurde ich immer warm aufgenommen.»

Manchmal wird Schwarz als Abgesandter vom Los Angeles FC bezeichnet. Die Grasshoppers werden vom Club von der amerikanischen Westküste geführt. Schwarz ist Teil des Konstrukts, weil er Harald Gärtner von früher kennt, den Europachef des LAFC. Damals waren sie noch Konkurrenten, Schwarz bei Augsburg, Gärtner bei Ingolstadt. Nun will das Duo GC wieder gross machen. Schwarz im Vorder-, Gärtner im Hintergrund. Es ist eine Aufgabe, an der so manche scheiterten.

Zu Beginn dieser Saison sagte Schwarz, nicht jeder Spieler schreie «hurra», wenn GC ihn anfrage. Der Satz biss sich fest, es gab Kritik dafür, weil die Aussage GC kleiner macht, als der Verein für viele eigentlich ist. Schwarz würde ihn trotzdem wieder sagen. «Wir verkaufen keine Träume», sagt er. 

Und er sagt auch: «In Zürich wird vieles gross gedacht, es gibt grosse Unternehmen und grosse Traditionen.» Auch GC denkt gross. Auch GC ist ein grosses Unternehmen, zumindest im nationalen Fussball. Und auch GC hat eine grosse Tradition. Einfach ist der Weg zurück an die Spitze der Super League und ins Gedächtnis der Stadt deswegen nicht, das haben die unzähligen Versuche der letzten Jahre gezeigt. Schwarz scheint sich dessen bewusst zu sein.

«Das hat schon etwas Mächtiges», sagt er darum. «Damit muss man klarkommen. Und ich glaube, ich kann das.»