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Wunderbares aus der Sportfotografie
Fotografen erzählen die Geschichte ihres Lieblings-Sportbilds

Wenn Sie an Sportfotografie denken, welches Bild kommt Ihnen in den Sinn? Evander Holyfields schmerzverzerrtes Gesicht, nachdem ihm Mike Tyson bei einem Box-Kampf 1997 einen Teil des Ohrs abgebissen hat? Tommie Smith und John Carlos, die bei der Siegerehrung nach dem 200-Meter-Rennen an den Olympischen Spielen 1968 ihre Fäuste in schwarzen Handschuhen gen Himmel strecken? Oder denken Sie an den Schweizer Fussballer Alain Sutter, der 1995 mit seinen Teamkollegen das politische Protestbanner «Stop it Chirac» hält?

So ein Foto bildet einen einzigen Augenblick ab. Aber dahinter steckt Arbeit. Stunden, Tage, Wochen der Vorbereitung.

Wir haben Fotografinnen und Fotografen gebeten, uns das liebste, spektakulärste oder aufregendste Bild ihrer Karriere zu schicken. Zudem wollten wir wissen, was die Hintergründe dieses Bildes sind, wie es gemacht wurde und warum es einen speziellen Platz einnimmt. Folgend lesen Sie 25 Geschichten.

Jan Burkert (Tschechien) – «Das ist das letzte Bild, das wir in völliger Dunkelheit auf dem Rückweg gemacht haben.»

Michal Konvalinka fährt auf den Trutnov-Trails in Tschechien.

«Das Foto habe ich 2001 gemacht. Ich war mit dem befreundeten Fahrer Michal Konvalinka für einen Wettbewerb nominiert. Ziel war es, innerhalb von 29 Stunden die besten Fotos oder Videos auf den Trutnov-Trails in Tschechien aufzunehmen. Dieses Bild ist mein Favorit. Es ist das letzte, das wir in völliger Dunkelheit auf dem Rückweg gemacht haben, auf dem längsten Trail mit einem kleinen Licht. Ich hatte mein ganzes Equipment auf dem Rücken und war mit einem geliehenen Fahrrad unterwegs. Das Foto war jede Anstrengung wert. Technisch entstand das Bild als einzelne Langzeitbelichtung mit manuell ausgelöstem Blitz. Wir haben dem Fahrrad ein Licht angehängt, das die Farben ändert.»

Instagram: @burysss

Noah Wetzel (USA) – «Nachdem wir auf 3000 Metern Höhe einen Hurrikan der Kategorie 1 überlebt hatten, klarte der Himmel am dritten Tag endlich auf.»

Willie Nelson und Conor Pelton kurven durch einen verschneiten Baumhang im Nordwesten Colorados.

«Da ich weiss, was wir für dieses Bild durchmachen mussten, wird die Aufnahme immer eines meiner Lieblingsfotos bleiben und den Wert harter Arbeit und Beharrlichkeit verdeutlichen.

Nachdem wir in unserem Zelt auf 3000 Metern Höhe einen Hurrikan der Kategorie 1 überlebt hatten, klarte der Himmel am dritten Tag unserer einwöchigen Winterexpedition im Nordwesten Colorados endlich auf. Leider wurden während des Sturms 60 Zentimeter Neuschnee nach Nebraska geweht, sodass vom Wind aufgewirbelter Schnee zurückblieb.

Ich hatte mir diese Reise jahrelang vorgestellt, eine leere Leinwand aus unberührtem Schnee, um eine surreale Perspektive von oben mit der Drohne einzufangen. Der Aussichtspunkt aus der Luft würde die Bedingungen verschleiern, uns aber auch eine Chance geben, das Bild einzufangen. Ich arbeitete jahrelang mit den Athleten Willie Nelson und Conor Pelton zusammen und kam zu dem Schluss, dass Willie beim Navigieren durch die Baum-Korridore eine etwas bessere Chance hatte, Conors Kurven zu spiegeln. Conor und Willie meisterten die schwierigen Bedingungen perfekt und fuhren mit der Falllinie ins Bild. Wir hatten ein einzigartiges Erlebnis weit weg von der Zivilisation, hoch oben in den Bergen.»

Instagram: @noahwetzel // Website: wetzelgallery.com

Peter Klaunzer (Schweiz) – «Hinter den Kulissen zu fotografieren, ist meist spannender als davor.»

Female bodybuilders prepare for their competition during the Swiss Bodybuilding Championship in Basel, Switzerland, Saturday, October 15, 2011. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

«Ein etwas älteres Bild, aber immer noch eines meiner liebsten. Das Bild entstand bei den Schweizer Meisterschaften im Bodybuilding 2011 in Basel. Hinter den Kulissen zu fotografieren, ist meist spannender als davor, besonders wenn die Sportart mir nicht sehr vertraut ist. Mir gefällt erstens das Umfeld mit den abgedeckten Wänden und Böden, damit die Körperfarbe der Athletinnen nicht abfärbt, und zweitens die Eleganz, mit der sie ihre Warm-up-Übungen durchführen.»

Georgios Kefalas (Schweiz) – «Dieses Foto hat für mich einen Wert bekommen, den ich im Moment der Entstehung noch nicht erkennen konnte.»

Switzerland's Roger Federer cheers after winning his tenth title at the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Sunday October 27, 2019. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

«Das Faszinierende bei der Fotografie ist es, einzigartige Momente einzufangen. Besonders im Sport sind Bilder, welche die Bewegungen der durchtrainierten Körper in voller Anspannung einfrieren und die ganze Athletik und Ästhetik zeigen, wunderschön. Trotzdem habe ich mich gegen ein Action-Bild entschieden, weil die emotionale Bedeutung von Bildern auch von der Geschichte dahinter geprägt ist.

Mein Bild zeigt Roger Federer mit dem Pokal der Swiss Indoors Basel im Jahr 2019. Er hat in seiner Karriere auf der ATP-Tour 102 weitere und auch bedeutendere Titel gewonnen. Aber sein 103. in Basel sollte sein letzter Turniersieg sein. Deshalb hat das Foto für mich einen Wert bekommen, den ich im Moment der Entstehung noch nicht erkennen konnte. Nicht nur der richtige Sekundenbruchteil beim Drücken des Auslösers, sondern auch die historischen Fakten zu einem Bild bestimmen dessen Einzigartigkeit.»

Instagram: @georgios_foto

Romina Amato (Schweiz) – «Ich legte mich in eine Pfütze, um dieses Bild zu machen.»

Madeleine Bayon of France dives from the 21 metre platform during the final competition day of the fourth stop of the Red Bull Cliff Diving World Series in Takachiho, Japan on August 3, 2023.

«Ich habe mich für dieses Bild entschieden, das in einer vulkanischen Schlucht in Japan während der Red Bull Cliff Diving World Series entstanden ist. Die Umstände dieser Aufnahme waren schwierig, und trotzdem strahlt das Bild eine gewisse Ruhe aus. Es hatte gerade in Strömen geregnet und alles war grau und dunkel. Ich bin auf die Plattform der Männer gestiegen, die 27 Meter hoch ist, und habe zu der Plattform hinuntergeschaut, von der die Frauen springen. Das sah ziemlich gut aus, weil man die Höhe sieht, aus welcher die Athleten springen, aber auch die unglaublich schöne Umgebung.

Ich musste mich auf die Plattform legen, weil sonst der Winkel nicht stimmte. Auf der Plattform hatte sich wegen des Regens eine richtige Pfütze gebildet. Ich legte mich in diese Pfütze, um das Bild zu bekommen. Zum Glück habe ich keine Höhenangst, aber ich musste schauen, dass ich nicht abrutsche und dass der Winkel zur Schlucht stimmte. Der Wald schaut richtig frisch aus, getränkt vom Regen, und ich hatte das Glück, dass die französische Klippenspringerin Madeleine Bayon auch noch ein pinkes Badekleid anhatte und einen sehr fotogenen Sprung zeigte. Das alles macht das Bild rund. Es hat sich gelohnt, auch wenn ich danach so gefroren habe und mich erst sechs Stunden später umziehen konnte.»

Instagram: @rominaamatophoto

Pascal Muller (Schweiz) – «Ich mag den Ausdruck von Freude und Bewunderung.»

London, 8.8.2012, Olympische Sommerspiele London 2012, Medaillenzeremonie Steve Guerdat im House of Switzerland, Steve Guerdat gibt Autogramm im House of Switzerland in London (Pascal Muller/EQ Images)

«Dieses Foto habe ich am 8. August 2012 im House of Switzerland während der Olympischen Spiele in London gemacht. Es zeigt Steve Guerdat mit der Goldmedaille, die er wenige Stunden zuvor im Springreiten gewonnen hatte. Ich mag Guerdats Lächeln, den Ausdruck von Freude und Bewunderung, die der Junge mit dem Edelweisshemd empfindet, sowie die Blicke der anderen Personen im Hintergrund. Für mich persönlich waren es die ersten Olympischen Spiele als Fotograf. Und es ist bis heute die schönste Erfahrung, die ich in diesem anspruchsvollen, aber wunderbaren Beruf gemacht habe, in dem man täglich alle möglichen Emotionen erlebt, die man mit einem Bild zu vermitteln versucht.»

Urs Lindt (Schweiz) – «Ein ruhiger, fast intimer Moment.»

04.11.2023; Biel; Eishockey National League - EHC Biel - SC Bern; Simon Moser (Bern) konzentriert sich vor dem Spiel (Urs Lindt/freshfocus)

«Simon Moser konzentriert sich im Spielergang vor einer Partie. Ein ruhiger, fast intimer Moment. Ein Gegenpol zum eher lauten und extrovertierten Sport.»

Marc Schumacher (Schweiz) – «Es ist aussergewöhnlich, alle Spieler einer Mannschaft auf dem Bild zu haben.»

20.12.2022; Olten; Eishockey Swiss League - EHC Olten - HC La Chaux-de-Fonds; Silvan Wyss (Olten) gegen Ludovic Voirol, Leonardo Fuhrer, Lucas Matewa, Torhueter Viktor Oestlund und Julien Privet (CHX-DE-FDS)  (Marc Schumacher/freshfocus)

«Das Foto ist mein Lieblingsfoto. Der Oltener Silvan Wyss muss sich vor dem Tor des HC La Chaux-de-Fonds gegen die ganze gegnerische Mannschaft behaupten. Ich finde es aussergewöhnlich, alle fünf Feldspieler plus den Torhüter auf einem Foto zu haben, zumal sämtliche Gesichter der sieben Spieler zu mir gerichtet sind.»

Instagram: @marc_schumacher84

Andy Müller (Schweiz) – «Glücklicherweise konnten wir damals noch über den Plexiglasscheiben fotografieren.»

01.04.2000; Zuerich; Eishockey Play-off Finale ZSC Lions - HC Lugano; Adrien Plavsic (ZSC) jubelt mit Patric Della Rossa und Kari Martikainen nach seinem Tor zum 4:3. (Andy Mueller/freshfocus)

«Im Jahr 2000, 39 Jahre nach dem letzten Titel, hat der ZSC wieder Grund zum Meisterjubel. Adrien Plavsic erzielt zehn Sekunden vor Schluss der Partie das Meistertor gegen Lugano. Christian Weber zwickt Luganos Torhüter kurz zuvor den Stock aus der Hand. Drin ist die Scheibe. Man sieht es Plavsic in den Augen an, welche Emotionen er durchlebt und dass sein Tor eine emotionale Explosion auf dem Spielfeld und in der Halle auslöst. Nicht zu vergessen auch bei den Pressefotografen, für die ein intensiver Arbeitsabend beginnt. Glücklicherweise konnten wir damals noch über den Plexiglasscheiben fotografieren. Heute würde ein solches Bild trotz viel besseren Digitalkameras nicht mehr gelingen.»

Instagram: @andy_mueller_54

Gert Perauer (Österreich) – «Racing-Drohnen sind mein grösstes Hobby.»

Wakeboarder Nico Juritsch fliegt beim Sonnenaufgang über den Wörthersee.

«Wakeboarder Nico Juritsch ist seit einigen Jahren Österreichs bester Wakeboarder hinter dem Boot. Ich kenne Nico, seit er als kleiner Junge bei diversen Wakeboard-Competitions mitgefahren ist, da ich damals selbst noch auf dem Brett stand. Das ist einige Jahre her, und ich bin begeistert, wie er sich als Wakeboarder und Mensch entwickelt hat. Wir machen immer wieder verschiedenste Shootings. Da Racing-Drohnen mittlerweile mein grösstes Hobby sind, filmen wir auch immer wieder kurze Clips für Social Media.»

Instagram: @gertperauer

Ben Thouard (Frankreich) – «Ich beschloss, den ganzen Tag unter der Wasseroberfläche zu fotografieren.»

© Ben Thouard :

«Ich nenne dieses Foto ‹The Silver Surfer›. Es wurde im Mai 2013 während eines grossen Wellengangs aufgenommen, der Teahupoo in Tahiti (Französisch-Polynesien) traf. Ich war von der Unterwasserwelt des Surfens fasziniert und beschloss, den ganzen Tag unter der Wasseroberfläche zu fotografieren, da die Bedingungen aussergewöhnlich waren. Das Foto zeigt den hawaiianischen Surfer Landon McNamara und landete auf den Titelseiten mehrerer Zeitschriften. Es markierte den Beginn einer 10-jährigen Unterwasserfotografie-Mission. Das wurde zu meinem Markenzeichen, und ich erkunde weiterhin diese andere faszinierende Welt.»

Instagram: @benthouard

Anna Rossini (Italien) – «Ich habe den wunderschönen Ort und die Herausforderung gesehen und dachte: Da kann ich unmöglich nicht abdrücken!»

Joe Scandrett springt 2019 in der italienischen Stadt Matera.

«Dieses Foto wurde im Oktober 2019 im süditalienischen Matera aufgenommen. Ich war dort für ‹Red Bull Art of Motion›, den internationalen Parkour- und Freerunning-Wettbewerb. Ich bin zwei Tage zuvor mit meinen Freunden, die diese Disziplin und diesen Lebensstil lieben und praktizieren, hingefahren. Das Foto entstand vor dem Rennen, als alle Athleten, ob konkurrierende oder nicht, auf der Strasse waren, Spass hatten und Neues entdeckten. Der Protagonist dieser Aufnahme ist Joe Scandrett bei seinem Sprung in Matera, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Ich habe den wunderschönen Ort und die Herausforderung gesehen und dachte: Da kann ich unmöglich nicht abdrücken!»

Instagram: @rossini_anna_

Claudio Thoma (Schweiz) – «Bei Bildern wie diesem braucht es immer etwas Glück, dieses hatte ich an diesem Tag wohl gepachtet.»

25.05.2023; Riga; Eishockey - IIHF World Championship 2023 - Viertelfinale - Schweiz - Deutschland, (Claudio Thoma/freshfocus)

«Nachdem ich schon während der Corona-Pandemie die Eishockey-WM 2021 fotografiert hatte, war das Turnier im 2023 meine zweite Weltmeisterschaft in Riga. Wie schon zwei Jahre zuvor spielten die Schweizer eine starke Vorrunde, und wiederum hiess der Gegner im Viertelfinal Deutschland.

Das grösste Fragezeichen vor dem Spiel war auf Schweizer Seite, ob Robert Mayer oder Leonardo Genoni im Tor spielen würde. Die Wahl fiel auf Mayer. Dann kullerte ihm im ersten Drittel die Scheibe zwischen den Schonern durch, er konnte den Puck erst knapp hinter der Linie stoppen, das Unheil für die Schweizer Mannschaft nahm seinen Lauf, und sie verlor den Viertelfinal 1:3.

Bei Bildern wie diesem braucht es immer etwas Glück, dieses hatte ich an diesem Tag wohl gepachtet: Funkt der Fernauslöser 60 Meter über das Spielfeld, fällt niemand (wie in diesem Fall drei Minuten zuvor Marco Miranda) ins Tor und verschiebt die Kamera? Trotz des bitteren Outs wohl mein bestes Foto des Turniers.»

Instagram: @claudiothoma49

Jean-Christophe Bott (Schweiz) – «Der alpine Skisport ist eine der Sportarten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.»

Alexander Steen Olsen of Norway in action during the first run of the men's giant slalom race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Adelboden, Switzerland, Saturday, January 7, 2023. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

«Dieses Bild wurde in Adelboden vom Sessellift aus aufgenommen. Es zeigt den norwegischen Skifahrer Alexander Steen Olsen, der während eines Riesenslaloms im Rahmen des alpinen Ski-Weltcups die legendäre Piste am Chuenisbärgli hinunterfährt. Jeden Winter habe ich für Keystone-SDA die Möglichkeit, über die alpinen Ski-Weltcup-Rennen zu berichten, hauptsächlich in der Schweiz, und das seit vielen Jahren.

Normalerweise ist das Erste, was du als Fotograf bei einem alpinen Skirennen tust, die Piste zu erkunden und einen Platz zu finden, an dem du ein schönes Actionfoto des Rennens machen kannst. Dann musst du dich eine Stunde vor dem Start des ersten Skifahrers in Position bringen und darfst dich während des gesamten Rennens nicht mehr bewegen und fotografierst jeden Skifahrer nacheinander von deiner Position aus. Dieses Jahr war die Ausgangslage anders.

Der alpine Skisport ist eine der Sportarten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Der Skiort im Berner Oberland hatte nicht die optimale Menge an Schnee erhalten, um eine ideale Skipiste zu bauen. Nur ein schmaler Streifen Schnee schlängelte sich den Berg hinauf und ermöglichte es, dass das Rennen trotzdem stattfinden konnte.»

Instagram: @bottjc

Urs Jaudas (Schweiz) – «Auf einer der vielen langen Busfahrten habe ich mir mit Youtube-Tutorials das Wissen für dieses Bild angeeignet.»

Sound Slideshow.
17.08.2016
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

«Ich habe 2016 von den Olympischen Spielen in Rio 776 Bilder nach Zürich geschickt. Für keines habe ich so viel Zeit aufgewendet wie für dieses. Es zeigt die Schweizer Kunstturnerin Giulia Steingruber. Um eine Chance auf eine Medaille zu haben, musste sie einen neuen Sprung zeigen. Darüber wollte die Redaktion schreiben.

Und so kam die Idee aus Zürich, dass wir ihren Sprung in einer Mehrfachbelichtung zeigen könnten. Ich dachte: coole Idee, habe ich aber noch nie gemacht. Es war extrem heiss in Brasilien und diese Spiele ein ständiger logistischer Stress. Auf einer der vielen langen Busfahrten habe ich mir mit Youtube-Tutorials das Wissen für dieses Bild angeeignet. Und nach der Aufnahme habe ich bis tief in die Nacht am Bild gearbeitet. Es ist das aufwendigste Bild meiner Fotografenkarriere. Und Giulia Steingruber hat mit diesem Sprung übrigens Bronze gewonnen.»

Instagram: @ursjaudas

Raphael Moser (Schweiz) – «Für mich symbolisiert das Bild, welch freudige Zeit diese Fussballmannschaft den Bernern damals schenkte.»

Sport Fussball Super League BSC Young Boys BSCYB YB Meisterfeier: Jean-Pierre Nsame (YB) spendiert seinen Hut. © Raphael Moser

Am 20. Mai 2018 habe ich dieses Bild gemacht, mein liebstes: Tausende YB-Fans empfangen ihre Meisterhelden zur grossen Feier auf dem Bundesplatz. 32 Jahre musste Bern auf diesen Fussballtitel warten. Die Stimmung explodiert, die Konfettikanonen auch, als der Meisterpokal vorgeführt wird. Und in dem Moment wirft Stürmer Jean-Pierre Nsame seinen Hut den Fans zu. Für mich symbolisiert das Bild, welch freudige Zeit diese Fussballmannschaft den Bernern damals schenkte. Auch für mich, als jemand, der kein grosser Fan ist, war es eindrücklich, diese elektrisierende Stimmung im Moment des Höhepunkts zu verfolgen.

Instagram: @raphaelmoser

Rein Rijke (Niederlande) – «Nachdem ich viele Tage durch den afrikanischen Busch gereist war, stellte ich fest, dass der See aufgrund des starken Regens in der Trockenzeit nicht rot war.»

Kitesurfer Roderick Pijls surft auf dem Natronsee in Tansania.

«Ich mache eine Fotoserie mit dem Titel ‹The Last Line ›, in der ich den professionellen Kitesurfer Roderick Pijls in einigen der unberührtesten Landschaften der Welt surfen lasse. Das Foto, das Sie hier sehen, wurde am Natronsee in Tansania aufgenommen. Dieser See ist ein giftiger See mit einer Temperatur von 50 bis 65 Grad Celsius. Das Ziel dieses Projekts war es, ein Foto von Roderick beim Kitesurfen auf dem See zu machen, das komplett blutrot sein sollte.

Nachdem ich viele Tage durch den afrikanischen Busch gereist war, stellte ich fest, dass der See aufgrund des starken Regens in der Trockenzeit nicht rot war. Laut Einheimischen war dies das erste Mal seit über 25 Jahren der Fall und höchstwahrscheinlich auf den Klimawandel zurückzuführen. Zuerst war ich äusserst enttäuscht, weil wir das seit Monaten vorbereitet hatten, und es wäre grossartig gewesen, ihn auf diesem roten See surfen zu sehen, aber für mich war es eine meiner grössten Lektionen als Fotograf.

Am Ende waren es die Geschichte und das Foto, die in den Niederlanden viral gingen, weil der See immer noch sehr giftig und extrem heiss war.»

Instagram: @rein_zoutfotografie

Dominique Daher (Schweiz) – «Diese Kampagne wurde mehr als 84 Millionen Mal gesehen.»

Bergsteiger Kilian Jornet springt über einen Reifenberg auf einer Recyclinganlage.

«Im Jahr 2019 beschlossen wir zusammen mit Mathieu Navillod, einem französischen Skifahrer, und Liv Sansoz, einer berühmten französischen Bergführerin und Kletterin (sie gewann damals ein paar Mal den Weltcup), etwas für die Umwelt zu tun. Unser Leitmotiv war es, durch Fotografie und Sport die Menschen zu mehr Recycling zu bewegen. Als wir viel im Hinterland reisten, waren wir erstaunt, wie präsent Littering war.

Dieses Bild mit dem spanischen Bergsteiger Kilian Jornet, der sofort Teil des Projekts sein wollte, ist eines der zehn Bilder, die wir in einer Recyclinganlage gemacht haben. Wir wollten ausdrücken, dass, wenn wir nichts tun, unsere Spielplätze, die Berge, nur noch aus Müll bestehen werden. Also ist es besser zu recyceln.

Diese Kampagne wurde mehr als 84 Millionen Mal gesehen, und der Umweltverband ‹Une Bouteille à la mer› war geboren.»

Instagram: @domdaher // Macher des Dokumentarfilms «What the FWT» auf rts.ch

Claudio De Capitani (Schweiz) – «Ich habe dieses Bild auch gewählt, weil es nie irgendjemanden interessiert hat.»

05.06.2022; Leysin; Radsport - Mountainbike Schweizermeisterschaft 2022; 
Jolanda Neff nach dem Rennen 
(Claudio De Capitani/freshfocus)

«Jubelszenen zu fotografieren, ist einfach. Das ist eines meiner Lieblingsbilder, weil es etwas anderes ist als ein Foto einer Jubelszene. Es gelang mir, den Blick für Motive abseits des Trubels um die Siegerin zu behalten. Als ich Jolanda Neff nach dem Rennen sah, dachte ich, dass die Enttäuschung der grossen Favoritin eine ebenso wichtige Geschichte sein kann. Neff kullerten einige Tränen über die Wangen.

In solchen Momenten komme ich mir auch blöd vor: Im Prinzip ist es etwas grotesk, die Momente von Schmerz und Trauer irgendwie ästhetisch und hübsch festzuhalten. Andererseits lebt der Sport von Emotionen, und meine Aufgabe ist es, diese Geschichten abzubilden. Also konzentrierte ich mich auf die Komposition des Bildes: weit reinzoomen, um störende Objekte nicht im Bild zu haben, und eine offene Blende, damit der unruhige Hintergrund in der Unschärfe verschwindet.

In dem kurzen Moment, als Neff aufblickte, drückte ich den Auslöser. Der kurze Augenblick, wenn man gerade bemerkt, dass ein Foto durchaus gut sein könnte, und ein erster Kontrollblick auf das Kameradisplay die Vorahnung bestätigt, ist wahrscheinlich vergleichbar mit dem Gefühl nach einem Tor in einem Fussballspiel. Man hat nicht nur seinen Job gemacht, sondern wirklich einen Treffer gelandet.

Ein weiterer Grund, weshalb ich das Bild gewählt habe: Es hat nie irgendjemanden interessiert. Messi mit WM-Pokal oder generell irgendjemand mit irgendeinem Pokal, damit kommt man auf Titelseiten. Dass Jolanda Neff, Titelverteidigerin und Favoritin, halt nur Rang 7 erreichte, ist eher eine Info für einen Nebensatz, ganz ohne passendes Foto. Dieses Foto jedoch erzielt nicht einmal bei einer Google-Rückwärtssuche ein Ergebnis. Und doch schaue ich es regelmässig an und habe immer noch Freude daran, dieses Bild geschossen zu haben.»

Instagram: @cdecapitani

Marcelo Maragni (Brasilien) – « Die Natur hat einen der fünf olympischen Ringe am Himmel nachgebildet.»

Italo Ferreira is seen during the sun eclipse in Baia Formosa, Brazil on October 14, 2023

«Ich habe den ersten Olympiasieger im Surfen überhaupt, Ítalo Ferreira, während der ringförmigen Sonnenfinsternis in Pedra da Mesa in Monte das Gameleiras, Brasilien, fotografiert. Die Natur hat einen der fünf olympischen Ringe am Himmel nachgebildet und Ítalo war dort, um sich an die grösste Leistung seiner siegreichen Karriere zu erinnern.»

Instagram: @marcelomaragni

Daniela Frutiger (Schweiz) – «Ich kann mich nicht wegbewegen. Denn ich bin im siebten Monat schwanger.»

Basel 11.10.2003 - Fussball EM-Qualifikation  -  Schweiz - Irland; Trainer Jakob "Koebi" Kuhn wird von den Spielern auf Haenden getragen.Daniela Frutiger/freshfocus

«Nach 22 Jahren als Sportfotografin kommen mir Tausende Bilder in den Sinn. Eines ist mir besonders geblieben. Am 11. Oktober 2003 qualifizieren sich die Schweizer Fussballer mit einem Sieg gegen Irland für die EM 2004. Bei uns Fotografen bricht Hektik aus: Wo soll man hin nach dem Schlusspfiff? Wo wird gejubelt? Ich kann meine Ausrüstung in diesem Moment nicht mitnehmen und den Spielern nachrennen. Denn ich bin im siebten Monat schwanger. Also bleibe ich als einzige Fotografin an dieser Stelle sitzen und warte ab, was passiert. So kommt es, dass die Spieler den Trainer Köbi Kuhn vor mir in die Höhe werfen – und ich habe das Bild dank meiner Position am besten einfangen können. Am nächsten Tag ist das Bild auf mehreren Frontseiten. Es gibt einen Fotografen, der mir noch heute sagt: ‹Eine hochschwangere Fotografin hat mich damals abgetrocknet.›»

Gerald Situ (Kanada) – «Ich verspürte den Drang, das Gefühl der Ehrfurcht und Erhabenheit dieses Augenblicks an diesem unglaublichen Ort festzuhalten.»

James Xu spaziert über die Slackline im Getu Great Arch in Getu, China, 2019.

«Die Neuinterpretation eines Moments, inspiriert von Jimmy Chins ikonischer Fotografie in Getu, China. Nach einem Jahr der Planung gelang es dem chinesisch-amerikanischen Abenteurer James Xu zusammen mit einem Team amerikanischer und chinesischer Kletterer und Highliner, die erste Highline (Slackline in grösser Höhe) im Getu Great Arch in Getu, China, zu errichten. Sie hatten mich eingeladen, ihre Expedition zu dokumentieren. Ich verspürte den Drang, das Gefühl der Ehrfurcht und Erhabenheit dieses Augenblicks an diesem unglaublichen Ort festzuhalten.»

Instagram: @geraldsitu

Oskar Enander (Schweden, wohnhaft in der Schweiz) – «Das ist das spektakulärste Bild, das ich je gemacht habe.»

Julian Carr springt am 13. März 2006 mit seinen Ski von dieser Klippe in Engelberg.

«Dieses Bild repräsentiert nicht wirklich meinen Stil, und es ist nicht mein Lieblingsbild in Bezug auf Schönheit, Licht und Grafik. Aber es ist wahrscheinlich das spektakulärste Bild, das ich je gemacht habe. So verrückt es auch aussieht, Julian Carr ist ein sehr kalkulierter Skifahrer, der nichts dem Zufall überlässt. Er hatte die Landung und den Start mehrmals inspiziert, bevor er sich entschied, einen Frontflip von dieser riesigen Klippe in Engelberg zu machen. Dieses Bild wurde mit meinem zweiten ‹Powder Magazine Photo of the Year› ausgezeichnet, der ‹Oscar-Gala› meiner Generation für die Skiindustrie. Es war also ein wichtiger Teil meiner Karriere.»

Instagram: @oskar_enander

Luis Arriaga (Mexiko) – «Wie wäre es, an einem Ort zu skaten, der unskatebar scheint?»

Ein Skater fährt auf der Fassade des Museo Soumaya in Mexiko-Stadt.

«Dieses Foto war in meiner Karriere sehr wichtig, da es für den Final des ‹Red Bull Illume Image Quest 2021› ausgewählt wurde und es mir ermöglichte, meine Arbeit auf der ganzen Welt zu zeigen und mit unglaublichen Menschen in Kontakt zu treten. Es stellt ein Vorher und Nachher meiner Karriere dar, dafür bin ich dankbar. Es wurde Anfang 2020 in Mexiko-Stadt aufgenommen und entstand aus der Vorstellung, wie es wäre, Orte zu skaten, die auf den ersten Blick unskatebar erscheinen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf habe ich die Struktur des Museo Soumaya in eine riesige Schüssel verwandelt, die darauf vorbereitet ist, für jede Art von Tricks als Bühne herzuhalten.»

Instagram: @luisarriagaph

Alessandro della Valle (Schweiz) – «Bundespräsident Alain Berset kann seine Vergangenheit als Leistungssportler nicht verleugnen.»

Swiss Federal President Alain Berset disembarks a Black Hawk UH-60 helicopter of the Colombian military, on Wednesday, August 9, 2023 in Dabeiba, Colombia. President Berset is visiting the project of a site in Llanogrande Dabeiba for Reintegration and Reincorporation (ETCR) of former FARC combatants who signed the peace treaty and are learning to cope with civilian life. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

«Dass sich Sport und Politik schlecht trennen lassen, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. So kann auch Bundespräsident Alain Berset bei seinem stilsicheren Sprung aus einem Black-Hawk-Helikopter der kolumbianischen Armee seine Vergangenheit als Leistungssportler (er war Juniorenmeister der Westschweiz im 800-m-Lauf) nicht verleugnen. Hier besucht der Bundespräsident übrigens ein Dorf unweit von Medellín, wo ehemalige Farc-Kämpfer nach dem Friedensschluss das zivile Leben lernen.»

Instagram: @advkey