Rashford, Sancho und SakaSouthgates wunderliche Wahl der Penaltyschützen
Der englische Trainer erntet für seine letzten Entscheidungen im Final Kritik. Er verteidigt sie – und übernimmt die Verantwortung.
Es hätte ja auch gut gehen können – drei Junge, die Verantwortung übernehmen, die dem immensen Druck standhalten und die Sehnsucht eines ganzen Landes stillen.
Sie heissen Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka, alle drei verfügen zweifellos über grosse fussballerische Fähigkeiten – und doch verwunderte, dass sie im Penaltyschiessen gegen Italien als englische Schützen Nummer drei, vier und fünf anliefen.
Rashford, 23 Jahre alt, mag in der Regel vom Punkt treffen. Doch an der EM spielte er nur eine Nebenrolle. Fünfmal kam er zwar zum Einsatz, aber nie mehr als 25 Minuten. Im Final wechselte ihn Gareth Southgate in der 120. Minute ein. Zusammen mit Sancho.
Auch Sancho, 21 Jahre alt, war kaum ein Faktor an diesem Turnier. Im Viertelfinal gegen die Ukraine spielte er zwar über die volle Distanz, sonst stand er vor dem Final aber nur sechs Minuten auf dem Platz. Manch ein England-Anhänger oder Fussballliebhaber hätte dem kreativen Flügel gerne öfter bei der Arbeit zugeschaut, doch Southgate scheint nicht der grösste Fan des Freigeists zu sein, der es in den vergangenen Tagen vor allem mit seinem Wechsel von Dortmund zu Manchester United in die Schlagzeilen schaffte.
«Sehr fahrlässige Entscheidung», findet der Weltmeister
Dass der Trainer die beiden fürs Penaltyschiessen brachte – es hätte ja auch gut gehen können. Dass er sie aber erst in der letzten Minute der Verlängerung aufs Feld schickte, erstaunte die Experten. «Sie hatten keinen Rhythmus, sie hatten keine Chance, in das Spiel hineinzukommen – wenn sie dann verschiessen, bleiben schon grosse Fragezeichen zurück», sagte Bruno Berner bei SRF.
Noch deutlichere Worte fielen im ZDF. Per Mertesacker, Weltmeister von 2014, bezeichnete Southgates Entscheidung als «sehr fahrlässig». Kollege Christoph Kramer, auch er Weltmeister, fand, Rashford und Sancho seien «in der Konstellation bei diesem Turnier nicht die richtige Wahl» gewesen. Der Coach habe sie während der EM weitgehend «links liegen lassen». Sie dann sehr spät in die Partie zu bringen mit dem Auftrag, einen Elfmeter zu verwandeln, sei «psychologisch einfach nicht gut. Sie haben sowieso kein gutes Gefühl, denn sie konnten das ganze Turnier der Mannschaft nicht wirklich helfen, weil sie nicht wichtig waren.»
«Wenn du so viele Offensivspieler auf dem Platz haben willst, musst du es spät tun. Sonst verlierst du vielleicht sowieso schon in der Verlängerung.»
Natürlich wurde Southgate im Nachgang darauf angesprochen, er entgegnete: «Ich habe die Jungs ausgewählt, die schiessen sollten. Wir wussten, dass sie die besten Schützen waren, die noch auf dem Platz standen.» Die späte Einwechslung von Rashford und Sancho erklärte er so: «Wenn du so viele Offensivspieler miteinander auf dem Platz haben willst, musst du es spät tun. Es war ein Glücksspiel, und wenn du das früher riskierst, verlierst du vielleicht sowieso schon in der Verlängerung.» Dass mit Saka ein 19-Jähriger den fünften englischen Elfmeter ausführte, nahm Southgate ebenfalls auf sich: «Es war meine Entscheidung, ihm den letzten Penalty zu geben. Wir müssen jetzt da sein, um ihn zu unterstützen und ihm zu helfen.»
Harry Kane hatte das schon auf dem Rasen getan, er tröstete den jungen Arsenal-Profi. Später sagte der Captain: «Jeder kann einen Elfmeter verschiessen. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen.» Das war ganz im Sinne Southgates, der mit Blick auf das untröstliche Trio sagte: «Was sie wissen müssen, ist, dass keiner von ihnen auf sich allein gestellt ist. Natürlich ist es für die Jungs herzzerreissend, aber sie sind nicht schuld daran.»
Es hätte ja auch gut gehen können.
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