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Triumph dank Donnarumma
Italiens Traum und Englands Trauma

Für die einen eine «notte magica», für die anderen die grosse Enttäuschung: Italien ist Europameister, Englands Pickford ist geschlagen.
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Gianluigi Donnarumma ist 22, ein Riese von Mann und nun auch ein Riese von Goalie. Mit seinen Paraden im Elfmeterschiessen führt er Italien an ­diesem Sonntagabend zum ­Triumph gegen England und zum EM-Titel.

1:1 hat es nach 120 Minuten gestanden, darum ist das Nervenspiel notwendig. Belotti ist der Erste, der verschiesst und England einen Vorteil zuschanzt. Maguire verwertet nach Kane auch den zweiten Elfmeter und bringt England in Führung. Es sieht gut aus.

Und dann beginnt der Kollaps der Engländer am Elfmeterpunkt: Marcus Rashford setzt den Ball an den Pfosten, Jadon Sancho, wie Rashford in der 120. Minute eingewechselt, scheitert an Donnarumma. Und als die Italiener nach dem Sieg greifen können, versagen auch Jorginho die Nerven. Pickford wehrt seinen Schuss ab. England hat nochmals die Chance, sich zu ­retten.

Bukayo Saka läuft an, 19-jährig erst, und was muss das für ein Druck sein, den er in diesem Moment hat. Saka läuft an, Donnarumma fliegt, hält den Ball und befördert Italien mit einem Schlag in den siebten Himmel.

England hat sein Trauma, wieder hat es an einem grossen Turnier ein Elfmeterschiessen verloren, auch nicht zum ersten Mal im Wembley. Italien dagegen kann seinen Traum leben. Roberto Mancini weint, er ist der Baumeister dieser Squadra, die die beste dieses Turniers gewesen ist. 34 Spiele in Folge ist sie nun unbesiegt. Das sagt alles über ihre Widerstandskraft und ihre Qualität.

Der schwache Start der Italiener

Dabei hat der Abend für die Italiener nicht gut begonnen. Es läuft erst die 2. Minute, als Luke Shaw einen Angriff für die Engländer einleitet. Harry Kane öffnet den Platz und spielt den Ball nach rechts zum vorstürmenden Kieran Trippier.

Unterdessen hat Shaw auf der gegenüberliegenden Seite Boden gut gemacht, er winkt mit dem Arm, Trippier sieht ihn, flankt von rechts nach links, und da hat Shaw allen Platz, um aus fünf Metern den Ball volley abzunehmen. So fällt das 1:0 für England. Der Ursprung ist ungewöhnlich, weil Shaw nie für England getroffen hat und selbst in 261 Spielen für seine Clubs nur dreimal.

Wembley erzittert, als Shaw trifft, und England hat den Vorteil, der ihm erlaubt, sich mit der Zeit zurückzuziehen und Italien das Problem zuzuschieben, das Spiel machen zu müssen. Die Statistik zur Pause liefert eindeutige Zahlen: 62:38 Prozent Ballbesitz und 330 gegenüber 179 Pässe für Italien. Aber die Engländer haben im und um ihren Strafraum weitgehend alles unter Kontrolle. Declan Rice räumt im Mittelfeld ab, was es abzuräumen gilt, Maguire und sein Partner in der Abwehr, John Stones, stehen stabil wie Felsen. Pickford muss nicht einen schwierigen Ball halten, und als Federico Chiesa einmal aus 16 Metern zum Abschluss kommt, verpasst er das Tor.

Southgate kann sich fürs Erste beglückwünschen, die richtige Taktik und Formation gewählt zu haben. Er hat vom 4-3-3 auf ein 3-4-3 umgestellt, Aussenläufer Trippier ersetzt den flinken Dribbler Saka. Das neue System erlaubt es der Mannschaft, in der Abwehr eine Fünferkette aufzureihen und Italien die Räume zu schliessen.

Eine Stunde ist das Spiel bereits alt, als Pickford wieder einmal eine Prüfung zu bestehen hat, er muss einen Schuss von Insigne aus spitzem Winkel abwehren. Die Italiener sind weiter überlegen, sie werden vom Gegner dazu eingeladen, weil der kein spezielles Interesse zeigt, sich aus der Deckung zu lösen.

England wie ein Aussenseiter

Bevor Insigne zu seinem Abschluss kommt, hat er aus 18 Metern einen Freistoss treten können, frontal vor dem Tor nach einem ungeschickten Foul von Sterling. Insigne verzieht den Schuss knapp. Zehn Minuten dauert es danach, bis Pickford dann ein erstes Mal geprüft wird. Chiesa, dieser Stürmer, der so viel kann am Ball, der es immer wieder versteht, einen Schuss anzutäuschen und dann am Verteidiger vorbeizuziehen, dieser Chiesa legt sich den Ball so zurecht, dass er im Strafraum zum Schuss kommt. Pickford muss in seine linke Ecke tauchen, um den Ausgleich zu verhindern.

Die Engländer spielen weiter so, als wären sie eine kleine Mannschaft, ein Aussenseiter in einem grossen Stadion und nicht daheim im Wembley. Ihre Zurückhaltung muss bestraft werden, das liegt in der feuchten Londoner Abendluft. Und in der 67. Minute ist es nach einem Corner so weit, Pickford kann den Kopfball von Verratti noch an den Pfosten lenken. Haudegen Leonardo Bonucci ist aber da, um den Abpraller zum Ausgleich über die Linie zu drücken.

Southgate reagiert umgehend, er bringt den jungen Bukayo Saka für Trippier und stellt das System wieder um. Seine Mannschaft tut sich trotzdem schwer, offensiv wirkungsvoller zu werden. Kane ist weiter ohne Einfluss, Sterling ebenso, und er wird erneut zum Ärgernis, indem er wie schon im Halbfinal gegen Dänemark sein Glück im gegnerischen Strafraum mit einer Schwalbe sucht. Anders als sein holländischer Landsmann Makkelie fällt Björn Kuipers als Schiedsrichter allerdings nicht darauf herein.

In der Schlussphase der regulären Spielzeit passiert nichts mehr. Beide geben sich so, als hätten sie sich auf Unentschieden und eine Verlängerung verständigt. Die Fortsetzung kostet noch genug Kraft, körperlich wie mental. Mitternacht ist schliesslich nahe, als das Nägelkauen vorbei und Italien am Ziel ist.

Und Gareth Southgate muss sich eine Frage stellen: Hat er beim Elfmeterschiessen richtig entschieden, gleich drei Youngster am Ende antreten zu lassen?

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