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Geldblog: Anlagehorizont
Soll ich mit 80 mein Geld noch anlegen?

Unerwartete Kosten: Viele ältere Menschen achten darauf, genügend liquide Mittel auf der Seite zu haben.
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Soll man mit 80 noch Geld anlegen oder es aufs Konto legen? In unserem Verwandten- und Bekanntenkreis werden die eigenen Immobilien verkauft. Einige legen das Geld nicht mehr an und behalten es auf einem Konto, andere wiederum schliessen noch einen ETF ab. Ich stelle auch fest, dass bei den ETFs mehr in Obligationen angelegt wird als in Aktien. Kürzlich las ich einen Artikel, in welchem die Bank sagt, dass sie ihren Kunden nicht empfehle, in Obligationen anzulegen. Was empfehlen Sie uns? Voraussichtlich können wir unser Haus für circa eine Million Franken verkaufen. Leserfrage von S.E.

Beim Entscheid, ob und wie Sie Ihr Geld anlegen möchten, spielt der Anlagehorizont eine wichtige Rolle. Bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren können Sie eher mit starken Kursschwankungen umgehen und damit auch eher höhere Risiken übernehmen, als wenn Sie das Geld nur für zwei oder drei Jahre investieren wollen, weil Sie das Kapital dann vielleicht brauchen. Neben dem Anlagehorizont ist somit auch die Frage bedeutend, ob und wofür Sie Ihr Geld wie rasch benötigen. Offenbar sind Ihre laufenden Kosten durch Renten gedeckt.

Doch wie steht es um Ihre Finanzen, wenn unerwartete Kosten auf Sie zukommen? Wenn Sie über das Haus hinaus noch grössere Reserven haben, sind auch solche Kosten gut gedeckt. Im höheren Alter besteht die Gefahr, dass man eher gesundheitliche Probleme bekommt. Wenn man ins Pflegeheim muss, sind die damit verbundenen Kosten nur teilweise durch die Krankenkasse gedeckt. Da können rasch beträchtliche Kosten zusammenkommen, die man selbst berappen muss, wenn man Vermögen hat. Deshalb achten viele ältere Menschen darauf, dass sie genügend liquide Mittel auf der Seite haben. Dennoch würde ich den Erlös aus Ihrem Haus nicht einfach nur aufs Bankkonto legen.

Je höher die Ertragswünsche, desto eher muss man auch etwas Risiko eingehen.

Erstens riskieren Sie bei so viel liquiden Mitteln, dass Sie der Bank Negativzinsen abliefern müssen. Und zweitens haben Sie auf dem Geld keine Einnahmen, während die Teuerung allenfalls am Wert des Geldes nagt. Gerade bei hohen Summen bin ich der Auffassung, dass man dieses auch im Alter investieren sollte. Allerdings würde ich keine hohen Risiken eingehen, da Sie im Alter sicher nicht noch schlaflose Nächte wünschen, weil Sie nach einem Crash vielleicht auf hohen Buchverlusten sitzen und sich darüber ärgern. Ich würde das Kapital eher konservativ anlegen (lesen Sie dazu auch: Wie kann ich mein Geld konservativ anlegen?), aber darauf achten, dass Sie wenigstens einen kleinen Ertrag daraus erwirtschaften.

Leider ist dies im aktuellen Tiefzinsumfeld gar nicht so einfach. Sehr sichere Franken-Obligationen von erstklassigen Schuldnern werfen momentan kaum einen Zins ab. Dies bedeutet aber nicht, dass man ganz auf Anleihen verzichten sollte. Je höher die Ertragswünsche, desto eher muss man auch etwas Risiko eingehen. Lösen können Sie dieses Dilemma, indem Sie das Geld breit diversifiziert in verschiedene Anlageklassen wie Anleihen, Aktien, Rohstoff und Immobilien investieren und einen Teil liquid behalten.

Mit den von Ihnen erwähnten Exchange Traded Funds (ETFs) oder auch mit klassischen Anlagefonds können Sie durchaus eine breite Diversifikation in den verschiedenen Anlageklassen erreichen (lesen Sie dazu: Welcher ETF passt zu mir?). Die Ausarbeitung einer Strategie und die Auswahl der Produkte erfordern aber einigen Aufwand und Kenntnisse. Ich würde daher mit mehreren Banken sprechen und konkrete Anlagevorschläge unterbreiten lassen. Je nachdem, wie intensiv Sie sich selbst um die Anlage kümmern möchten oder nicht, würde ich auch ein Vermögensverwaltungsmandat prüfen. Dies kostet Sie zwar Gebühren, entlastet Sie aber von der Geldanlage, falls Sie keine Erfahrung darin haben. Ja, auch mit 80 würde ich mein Geld investieren, aber ich würde punkto Anlagerisiken angesichts des begrenzten Anlagehorizontes keine Experimente eingehen.