Geldblog: Geduld beim InvestierenSoll ich Immobilienaktien kaufen?
Schweizer Immobilienaktien bieten in der Regel attraktive und konstante Dividenden – nicht alle Papiere erfüllen allerdings diese Voraussetzungen.
Ich besitze seit der Abspaltung von Ina Invest diese Aktie – diese ist von 22 Franken ganz am Anfang jetzt auf gegen 18 Franken gesunken. Obschon ich weiss, dass diese Gesellschaft am Anfang des Immobilien-Entwicklungs-Zyklus über einige Jahre ihre Portefeuille aufbauen muss, bevor sie ernten kann, und dass die ganze Covid-Problematik die Immobilienaktien insgesamt stark beeinträchtigt hat, vor allem auch wegen vermehrtem Homeoffice und weniger Raumbedarf, finde ich es schon ärgerlich, dass der Titel so gesunken ist und sich nicht mehr erholen will trotz insgesamt sehr starken Börsen, auch in der Schweiz. Zwar sagt das Management, dass es das klimaqualitätsbeste Portefeuille aufbauen will von allen Immobilien-Firmen und eine Rendite von 6 bis 8 Prozent anstrebt, aber ich frage mich trotzdem, ob und wie lange ich noch durchhalten soll bei diesen Aktien.Leserfrage von H.J.
Mit Immobilienaktien wurde man im bisherigen Jahresverlauf nur bedingt glücklich. Etliche Immobilienpapiere weisen eine schwache oder sogar eine negative Performance auf. Die grösste kotierte Immobiliengesellschaft der Schweiz, die Swiss Prime Site, bringt es im laufenden Jahr auf eine Performance von rund 7 Prozent, und auch die PSP Swiss Property erreicht lediglich ein Plus von rund 2 Prozent. Auch der Gesamtindex SXI Real Estate All Shares liegt unter der Performance des gesamten Schweizer Aktienmarktes. Während der SXI Real Estate All Shares seit Jahresbeginn lediglich ein Plus von rund 5,5 Prozent auf die Waage bringt, legt der Swiss Performance Index immerhin rund 14 Prozent zu. Einzelne Titel wie Allreal oder die von Ihnen erwähnte Ina Invest weisen gar eine Negativperformance aus – und dies ausgerechnet in einem bislang traumhaften Börsenjahr.
An sich profitieren Immobilienaktien von den nach wie vor tiefen Zinsen. Diese ermöglichen eine günstige Finanzierung. Mit der Corona-Krise und dem damaligen Konjunktureinbruch haben sich allerdings die Rahmenbedingungen für Immobilienfirmen stark verändert. Der Trend zu mehr Homeoffice dürfte auch nach der Pandemie nicht einfach vorbei sein. Auch im Detailhandel sowie der Hotellerie und der Gastronomie hinterliess die Corona-Krise tiefe Spuren: Die Leerstände haben sich erhöht – die benötigten Flächen sind zurückgegangen. Auch diese Entwicklung dürfte wohl noch etwas anhalten. Während der Krise entwickelten sich denn auch Immobilienfirmen mit einem Fokus auf Wohnliegenschaften in der Regel deutlich besser als Immobiliengesellschaften mit einem hohen Anteil an Büro- und Gewerbeliegenschaften.
Lange Zeit waren gerade die Papiere von Firmen mit vielen Geschäftsliegenschaften tief im Keller. Inzwischen hat sich aber das Bild auch da etwas aufgehellt. Mit dem Fortschritt der Impfungen und dem Ende der wirtschaftlichen Krise und der starken Konjunkturerholung haben auch Immobilienfirmen mit viel Gewerbeliegenschaften wieder mehr Potential. Das zeigt sich gut bei der Swiss Prime Site.
Längst nicht alle Immobilienfirmen sind für einen Zinsanstieg gleich gut gerüstet.
Ein Sonderfall ist aus meiner Sicht die von Ihnen gehaltene Ina Invest. Diese wurde vom Baukonzern Implenia abgespalten und am 12. Juni 2020 an die Börse gebracht. Immerhin hatte die Ina Invest in ihrem ersten Geschäftsjahr trotz hohen Kosten für den Börsengang schwarze Zahlen geschrieben. Das Portfolio besteht je rund hälftig aus Wohn- und Geschäftsliegenschaften. Der Wert des Portfolios nahm im letzten Jahr um 42 Prozent auf 366 Millionen Franken zu. Damit gehört Ina Invest zu den kleineren kotierten Immobilienfirmen. Sie selbst sieht aber viel Wachstumspotenzial. Die Immobiliengesellschaft will sich auch im laufenden Jahr auf ihr Wachstum fokussieren. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung des bestehenden Entwicklungsportfolios und auf Akquisitionen. Doch Wachstum kostet Geld und braucht viel Geduld – auch seitens der Aktionäre. Deshalb haben Sie auch keine Dividende bekommen. Das Kapital wird ja für das Wachstum benötigt. Kurzfristig rechne ich nicht mit einer baldigen Erholung der Aktien von Ina Invest.
Aus meiner Sicht brauchen Sie da einen langen Schnauf, bis Sie dann wirklich ernten können, was allerdings nicht garantiert ist. Wenn Sie an regelmässigen Erträgen interessiert sind, würde ich auf andere Immobilienaktien wie SPS, PSP, Mobimo oder Allreal setzen, die stabile Erträge versprechen. Schweizer Immobilienaktien bieten in der Regel attraktive und konstante Dividenden – vorderhand gehört Ina Invest allerdings nicht dazu. Genau im Auge behalten sollte man bei Immobilienaktien zudem die Zinsperspektiven. Momentan sind die Zinsen in der Schweiz tief und dürften es noch einige Zeit bleiben. Doch irgendwann dürften auch bei uns die Zinsen ansteigen. Längst nicht alle Immobilienfirmen sind für einen Zinsanstieg gleich gut gerüstet. Auch dies spricht dafür, bei Immobilienaktien sehr selektiv zu sein.
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