Nach dem schlimmen Trainingssturz Sofia Goggia spielt mit dem Gedanken, die Saison auszulassen
In einem Interview erzählt die Italienerin, wie sie bei ihren ersten Schwüngen nach der Verletzung weinte. Die Schmerzen werden bleiben, sie wird lernen müssen, damit umzugehen.
Was Sofia Goggia am 5. Februar 2024 passiert ist, beschreibt sie heute als «schlimmste Verletzung» ihrer Karriere. Das sagt die 31-jährige Skifahrerin in einem Interview mit dem «Corriere della Sera». Die Italienerin war auf der Piste Casola nera in Ponte di Legno unterwegs, Riesenslalomtraining, mitten in der Saison. Dann stürzte sie, das rechte Schienbein brach, der Schienbeinknöchel ebenfalls.
Wenn sie heute sagt, dass das die schlimmste Verletzung ihrer Karriere sei, dann will das etwas heissen. Denn Goggia hat schon vieles durchgemacht: Kreuzbänder rissen, Knöchel brachen, Wadenbeine auch oder die Hand. Immer wieder kam sie zurück: Bevor sie nach dem Trainingssturz im Februar die Saison abbrechen musste, hatte sie viermal in Serie den Abfahrtsweltcup gewonnen und gewann 2018 in Pyeongchang Gold in der Königsdisziplin.
Wird sie auch dieses Mal wieder zu dieser Stärke zurückfinden? Es gab Tage, da zweifelte Goggia daran: «Ich dachte, ich sei keine Skifahrerin auf hohem Niveau mehr. Ich habe schrecklich unter diesem Unfall gelitten.» Schnell wie zu den besten Zeiten ist sie noch nicht. Aber sie weiss, wie es sich anfühlt, nach Verletzungen wieder auf den Ski zu stehen. Im Interview mit dem «Corriere della Sera» beschreibt sie die erste Fahrt: «In den ersten Kurven habe ich geweint.»
Der Versuch mit einem Carbonschoner
Um wieder zurückzukommen, experimentiert das Team um Goggia mit Carbonteilen, die zwischen Socken und Schuhen eingefügt werden und wie Schienbeinschoner beim Fussball Druckstellen auf grössere Flächen verteilen sollen. Goggia sagt aber auch: «Die Schmerzen werden nicht verschwinden – ich werde einfach damit klarkommen müssen.»
Die Rehabilitationsphase hat Goggia genutzt, um an der Universität Prüfungen in Politikwissenschaften abzulegen. Ob es der Studentin für ein Weltcup-Comeback Ende Oktober in Sölden reicht, ist mehr als unklar. Goggia hat mit ihrem Trainer sogar den Extremfall durchgedacht: Sie könnte die Saison auslassen und auf die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo 2026 hinarbeiten.
Das italienische Skiteam reist Mitte August ins Trainingslager nach Argentinien. Vielleicht mit Goggia. Vielleicht ohne sie. Ihr Weg zurück in den Weltcup mag ein langer sein. Aber sie sagt auch: «Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.