So viel verdienen Firmen an ihren Lehrlingen
Lohnt sich die Ausbildung von Jugendlichen für Schweizer Betriebe? Das kommt auf die Branche und den Beruf an.
Fast zwei Drittel der Betriebe in der Schweiz profitieren finanziell von der Lehrlingsausbildung. Im Schnitt beträgt der Nettonutzen gut 3200 Franken pro Lehrjahr. Das ergibt eine neue Online-Erhebung des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung. Es hat im Auftrag des Bundes Tausende Ausbildungsbetriebe und Nichtausbildungsbetriebe befragt und verglichen.
Firmen, die Lernende beschäftigen, haben einen finanziellen Mehraufwand. Sie zahlen zusätzliche Löhne und müssen unter anderem Kosten für Kleidung, Material oder Weiterbildungskurse stemmen. Auf der anderen Seite erbringen ihre Lernenden produktive Leistungen, die für die Unternehmen wertvoll sind und die Investitionen im Idealfall wieder ausgleichen. Ob das der Fall ist, kommt vor allem auf die Dauer der Ausbildung sowie die Branche und den Beruf an.
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Ein besonders günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis weist die Lehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) aus. Die zweijährige Ausbildung bringt einem Unternehmen im Schnitt rund 10'000 Franken pro Lehrling ein. Bei einer dreijährigen Lehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) profitiert ein Betrieb sogar noch ein wenig mehr. Bei der vierjährigen EFZ-Lehre hingegen zahlt er in den ersten beiden Jahren drauf, weshalb am Schluss nur gut 8600 Franken Nettonutzen resultieren.
Tendenziell sind Lernende für kleinere Firmen mit bis zu fünfzig Mitarbeitenden rentabler als für Grossunternehmen, die höhere Ausgaben für die Ausbildung verschmerzen können. Neben der Betriebsgrösse spielt auch die Region eine Rolle. In der Ostschweiz und der Genferseeregion ist der Nettonutzen deutlich grösser als beispielsweise in Zürich. Allerdings ist die Varianz innerhalb der Regionen gross.
Lernende bringen bis zu 40'000 Franken Gewinn – oder 20'000 Franken Verlust.
Aussagekräftiger sind Differenzen nach Branche und Beruf. In der Baubranche ist der finanzielle Nutzen deutlich höher als etwa in der Verwaltung oder der Industrie, weil die Lernenden produktiver sind. Hier erledigen sie schnell einmal Aufgaben, welche sonst von ungelernten Arbeitskräften übernommen würden.
Zwischen den Berufen sind die Unterschiede teils beträchtlich. Mit einer Büroassistentin oder einem Büroassistenten verdient eine Firma durchschnittlich 18'000 Franken, weil die Ausbildungskosten gering und die Lernenden schnell einsetzbar sind. Küchenangestellte, die ebenfalls eine zweijährige EBA-Lehre machen, sind für die Betriebe hingegen ein finanzielles Verlustgeschäft.
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Auch bei den häufigsten dreijährigen EFZ-Ausbildungen gibt es Berufe, in denen die Lernenden für die Unternehmen profitabel sind, und solche, wo sie mehr kosten als einbringen. Maler, Sanitärinstallateure und Coiffeusen generieren einen Nettonutzen von über 20'000 Franken. Auf der anderen Seite der Skala stehen Maurer, Köche und Hotelfachleute, bei denen die Leistungen die Ausbildungskosten nicht wettmachen.
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Besonders gross sind die Unterschiede bei vierjährigen EFZ-Ausbildungen. Während eine Elektroinstallateurin bis zum Ende ihrer Lehrzeit über 40'000 Franken einbringt, generiert ein Informatiker mehr als 20'000 Franken Verlust. Auch andere technische Berufe wie Polymechaniker erfordern gerade zu Beginn der Lehre einen relativ hohen Ausbildungsaufwand, oft unter Zuhilfenahme von teuren Geräten. Zudem sind die Lernenden zu dieser Zeit noch relativ wenig produktiv tätig.
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In den meisten Fällen profitieren die Firmen aber von ihren Lehrlingen. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen zeigten sich sehr oder eher zufrieden mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Hochgerechnet haben alle Betriebe in der Schweiz, die eine Ausbildung anbieten, im Jahr 2016/17 rund 566 Millionen Franken verdient. Das unterstreicht die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lehrlingsausbildung in der Schweiz.
Ein Punkt wird in der Erhebung aber trotzdem kritisiert: dass Lernende vermehrt für Arbeiten eingesetzt werden, die sonst von ungelernten Angestellten erledigt würden. «Diese Entwicklung ist bildungspolitisch nicht erwünscht und muss genauer beobachtet werden», schreibt das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung. Lernende sollten bereits in der Lehrzeit Tätigkeiten üben, die sie später als Fachkraft anwenden.