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Verschleppte ukrainische Kinder
So viel Glück haben nur wenige

Zurück in der Heimat: Ukrainische Kinder, die aus der Region Cherson nach Russland deportiert worden waren. 
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Mykola Kuleba gehört nicht erst seit Beginn des russischen Grossüberfalls auf seine Heimat zu den meist ungerühmten Helden der Ukraine. Schliesslich begann Russlands Krieg gegen die unabhängige Ukraine nicht 2022, sondern 2014 in der Ostukraine. Und so lange tun Kuleba, jahrelang auch Ombudsmann für Kinderrechte beim ukrainischen Präsidenten, und seine Kollegen der Bürgergruppe Save Ukraine alles, um Kinder und deren Familien aus dem Kriegsgebiet zu holen.

Rund 89’000 Ukrainer haben die Save-Ukraine-Leute allein seit Ende Februar 2022 in sichere Gebiete gebracht, oft unter Einsatz ihres Lebens. Am 6. April geriet ein Konvoi der Helfer im Dorf Kosazke in der Nähe von Cherson unter Beschuss eines russischen Panzers, der von russisch besetztem Gebiet auf die Helfer feuerte.

Mykola Kuleba, seit dem eigentlichen Beginn des Kriegs 2014 Ombudsmann für Kinderrechte beim ukrainischen Präsidenten.

Kuleba und seine Kollegen haben noch eine weitere Mission: von den Russen entführte ukrainische Kinder aufzuspüren und zu helfen, sie zurück zu ihren Eltern oder zu anderen Verwandten zu bringen. Am Karsamstag konnte Save Ukraine die Rückkehr von 31 Kindern melden, die aus 2022 von Russen besetzten Orten in den Regionen Charkiw und Cherson auf die besetzte Krim oder nach Russland verschleppt worden waren. Schon zuvor hatte Save Ukraine nach eigenen Angaben 95 Kinder zurückgebracht.

Putin lässt die Kinder zu jungen Russen umerziehen

Doch dies ist nur eine Hilfe für wenige Glückliche. Niemand weiss genau, wie viele Kinder Russland mit der ausdrücklichen Förderung von Präsident Wladimir Putin verschleppt, um sie zu jungen Russen umzuerziehen. Die ukrainische Regierung führt eine Datenbank, der zufolge 19’384 Kinder verschleppt wurden. Doch die tatsächlichen Zahlen werden auf sechsstellig geschätzt. Russlands staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete am 20. Februar 2023, seit Beginn des russischen Überfalls seien 738’000 Kinder als «Flüchtlinge» nach Russland gekommen.

Die Deportationen sind mutmasslich Kriegsverbrechen oder gar Völkermord, weshalb der Internationale Strafgerichtshof am 17. März Haftbefehl gegen Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen hat. Den deportierten Kindern wird in Russland weisgemacht, ihre Eltern hätten sie aufgegeben, niemand wolle sie in der Ukraine zurück, gab die Kinderrechtsombudsfrau der Ukraine, Daria Herasimtschuk, Schilderungen der 31 zurückgekehrten Kinder wieder.

Wird per Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht: Putins Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa.

Diese hätten unter anderem berichtet, in Umerziehungslagern geschlagen worden zu sein, wenn sie sich etwa geweigert hätten, die russische Hymne zu singen. Dem 16-jährigen Artjom Schornyk sei mit der Einweisung in eine psychiatrische Anstalt gedroht worden, schilderten Save Ukraine und seine Mutter Natalja nach ihrer glücklichen Rückkehr in die Ukraine am Samstag.

Komplizierte Rückkehr

Die Kinderhelfer müssen verschleppte Kinder mithilfe eines über Jahre aufgebauten Informantennetzwerks in Russland nicht nur finden, sondern auch angesichts der geschlossenen Grenze aufwendige Reisen über Polen und Belarus organisieren, um Kinder mit ihren Verwandten wiederzuvereinigen.

Putin hat indes schon kurz nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine per Erlass die Verleihung russischer Staatsbürgerschaft und die Adoption ukrainischer Kinder erleichtert.