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Digitale Privatsphäre
So kommunizieren Sie maximal diskret

Hoppla – hat da vielleicht jemand sein Nacktfoto an die falsche Adresse verschickt?
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Vor 50 Jahren, zu Zeiten der Fernsehserie «Mission: Impossible» waren sie noch ein futuristisches Agentenwerkzeug, heute existieren sie angeblich in echt: die selbstzerstörenden Nachrichten, die sich auflösen, sobald sie angeschaut wurden. Whatsapp hat neulich eine solche Funktion eingeführt und dabei den zusätzlichen Schutz der Privatsphäre für die Nutzer betont.

Es gibt eine solche Funktion inzwischen bei vielen Messengern. Sie richtet sich weniger an Agenten als vielmehr an normale Nutzer und dürfte zum grössten Teil fürs Sexting eingesetzt werden: Das ist der einvernehmliche Austausch von freizügigen Selfies. Doch die Sicherheit, die diese Funktion vermittelt, ist trügerisch, denn bei digitaler Kommunikation entstehen mehr Spuren, als uns bewusst ist. Wie man die minimiert, sollte man nicht nur als Geheimagent wissen, sondern auch als Whistleblower oder als normaler Nutzer, der die Kontrolle über seine Privatsphäre behalten will.

Selbstzerstörende Nachrichten: Gibt es sie überhaupt?

Egal, was Anbieter von Apps Whatsapp, Facebook Messenger oder Snapchat behaupten: Es gibt keine selbstzerstörenden Nachrichten, von denen garantiert nichts übrig bleibt. Kollege Rafael Zeier hat es hier erklärt: Zwar verhindern manche Apps, dass der Empfänger einen Screenshot der Nachricht anfertigt. Aber es ist nicht zu verhindern, dass der Bildschirm mit einer Kamera abfotografiert wird. Es gibt nur eine Methode, die beim Sexting einen gewissen Schutz bietet: Zeigen Sie nur so viel, dass Sie nicht wiederzuerkennen sind – weder am Gesicht noch anhand von Tätowierungen oder besonderen Körpermerkmalen.

Der Confide-Messenger zeigt Nachrichten nur Zeile für Zeile und ohne Absender an. Das erschwert das Abfotografieren und Zuordnen einer Nachricht zu einem bestimmten Absender.

Als weitere Vorsichtsmassnahme verwenden Sie für den Austausch intimer Fotos eine separate App mit eigenem Benutzerkonto mit einem Pseudonym. Damit schalten Sie das Risiko aus, ein Bild versehentlich an einen falschen Adressaten zu senden, was beim angestammten Messenger passieren könnte. Und ihre Nachrichten werden nicht unter Ihrem richtigen Namen angezeigt. Allerdings: Wenn der Empfänger Ihren Kontakt unter Ihrem richtigen Namen speichert, greift diese Vorsichtsmassnahme nicht.

Der Messenger Confide (Android/iPhone) hat eine Screenshot-Sperre. Er schützt Textnachrichten extra, indem sie sich nur Zeile für Zeile lesen und darum nicht einfach abfotografieren lassen. Ausserdem wird der Absender beim Betrachten der Nachricht nicht angezeigt.

Welche Methoden eignen sich für die anonyme Kommunikation?

Um unerkannt zu bleiben, wenn man vertrauliche Informationen weitergibt, bietet sich eine Handvoll Programme an. Auf dem Smartphone ist es der Schweizer Messenger Threema (Android/iPhone), der sich anonym benutzen lässt. Es ist nicht nötig, sich über eine E-Mail-Adresse oder mittels Telefonnummer zu identifizieren. Alle Beteiligten verwenden eine Threema-ID, die keine Rückschlüsse auf die Person zulässt.

Der anonyme Versand von Mails ist über die Schweizer Plattform protonmail.com möglich: Ein Konto lässt sich ohne Angabe persönlicher Informationen anlegen. Wenn man die kostenpflichtigen Premium-Funktionen nützen will, lässt sich die Gebühr anonym via Bitcoin begleichen.

Via SwissTransfer.com lassen sich Dateien ohne Anmeldung über einen Link weitergeben.

Eine namenlose Versandmöglichkeit für Dateien stellt der Schweizer Webhoster Infomaniak zur Verfügung: Unter swisstransfer.com laden Sie Dateien bis zu 50 GB hoch, ohne dass eine Registrierung notwendig wird. Mit der Option «Link» erhalten Sie eine Internetadresse, unter der Sie Ihre Informationen den Empfängern zum Download zur Verfügung stellen. Sie haben die Möglichkeit anzugeben, wie lange der Link gültig ist und wie oft die hinterlegte Datei heruntergeladen werden darf.

Bei anonymer Übermittlung sind keine Rückschlüsse auf den Absender möglich – oder?

Ein beträchtliches Risiko für die Privatsphäre sind die Metadaten, die bei vielen Dateien automatisch hinzugefügt werden und Rückschlüsse auf den Urheber erlauben, selbst wenn sie komplett anonym übermittelt worden sind. Zu diesen Metadaten gehören Benutzerinformationen in Microsoft Office. Unter Umständen speichert Word auch einen Versionsverlauf, sodass frühere Fassungen des Dokuments einsehbar sind. In digitalen Fotos werden der Zeitpunkt der Aufnahme und oft auch der Aufnahmeort festgehalten.

Selbst wenn Sie sich nicht als Whistleblower betätigen, sollten Sie wissen, welche Metadaten enthalten sind, bevor Sie sie weitergeben. Und entfernen Sie alles, was für den Empfänger nicht relevant ist.

Die Dokumentenprüfung findet und löscht persönliche Metadaten aus Office-Dateien.

In Microsoft Word kann man zu diesem Zweck das Dokument prüfen lassen. Klicken Sie bei «Datei» auf «Start» und auf «Information», dann betätigen Sie die Schaltfläche «Dokument überprüfen» und im Menü den gleichnamigen Befehl. Word zeigt Ihnen daraufhin an, welche Metadaten enthalten sind, und erlaubt es Ihnen, sie zu entfernen.

Wie Sie bei Fotos die Metadaten entfernen, hängt von den Umständen ab: Beim iPhone betätigen Sie in der Fotos-App den Teilen-Knopf und tippen oben auf «Optionen». Nun geben Sie bei «Einbeziehen» an, welche Informationen mitgeschickt werden. Bei Android verwenden Sie am einfachsten eine App, etwa Photo Metadata Remover. Bei Windows und Mac lassen sich nicht nur von Fotos, sondern auch von vielen anderen Dateitypen die Metadaten in den Dateieigenschaften anzeigen. Dort können sie auch entfernt werden.

Am wenigsten verräterisch sind Papierdokumente – oder?

Die Gefahr, auch unsichtbare Informationen mitzuschicken, ist bei ausgedruckten Dokumenten geringer als bei digitalen Dateien. Allerdings existiert sie auch hier: Viele Farblaserdrucker und -kopierer versehen Ausdrucke mit dem Machine Identification Code (MIC). Das sind fast unsichtbare Markierungen, die nicht nur die Seriennummer des Druckers, sondern auch Datum und Uhrzeit des Druckvorgangs enthalten, wodurch in der Vergangenheit bereits Whistleblower enttarnt wurden. Im Internet finden sich Anleitungen, wie der Code aufgespürt werden kann.

Diese winzigen gelben Punkte gehören zu einem Code, mit dem der Drucker angibt, wann und auf welchem Gerät diese Seite ausgegeben wurde.

Angenommen, ich wäre ein Whistleblower. Wie übergebe ich mein Material denn nun sicher?

Um die Gefahr zu minimieren, enttarnt zu werden, achten Sie auf folgende Dinge:

  • Stellen Sie Ihre Dokumente in einem möglichst simplen (metadatenfreien) Format bereit.

  • Falls möglich, speichern Sie sie auf einem fremden Computer neu oder konvertieren Sie sie in ein unverdächtiges Format.

  • Senden Sie sie auf anonymen Wegen mit sicheren Apps, für die Sie sich nicht registrieren müssen.

  • Geben Sie Papierdokumente auf billigen, alten und zufällig ausgewählten Druckern aus und kopieren Sie sie in einem beliebigen Copyshop zur Sicherheit noch einmal in Schwarzweiss.