Corona und CruisesSo fühlt sich eine Kreuzfahrt jetzt an
Die Europa 2 ist als eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe im Einsatz. Ob an Bord oder auf Kanaren-Landgang: Die Pandemie bleibt allgegenwärtig.
Diese Reise beginnt mit einem Stäbchen in der Nase. Immer schön negativ bleiben und einen kühlen Kopf bewahren, wird die Devise auch beim morgendlichen Fiebermessen an Bord heissen.
Es sind mittlerweile elf Monate her, als die ersten Bilder von Kreuzfahrtschiffen um die Welt gingen, die das Virus an Bord hatten und nirgends mehr anlegen durften. Und noch immer sind die Gelegenheiten begrenzt, als Passagier in See zu stechen. Nennen wir diese Reise also lieber ein Experiment. So steht man 72 Stunden vor der geplanten Landung des Flugzeuges auf Teneriffa in einem Testzentrum. Sowohl die Reederei Hapag-Lloyd als auch die spanische Regierung wollen zum Start einen negativen PCR-Test sehen.
Immer noch sterben täglich viele Leute an oder mit Covid-19. «Wir dagegen holen uns den Segen der Medizin, um Ferien machen zu dürfen», sagt die innere Stimme. Ist das pietätlos? Rücksichtslos? Spassfixiert? Ist man als Schiffsreisender ein Superspreader? Mit diesen Vorwürfen muss leben, wer zurzeit die Koffer packt.
Medizinisches Personal als Empfangskomitee
Dann aber Teneriffa, Sonne, Kreuzfahrtterminal: Statt der sonst üblichen gelösten Stimmung und dem Begrüssungsdrink warten medizinisches Personal, Plastikscheiben und eine Hand, die nach dem ausgefüllten Gesundheitsbogen greift. Ein erstes Beschnuppern der Mitreisenden? Lieber nicht. Es passiert auch nicht unfreiwillig, denn ein Gedränge kann gar nicht entstehen, wo nur maximal 60 Prozent der üblichen Passagiere mitreisen dürfen.
An dieser Fahrt des ohnehin vergleichsweise kleinen, luxuriösen Kreuzfahrtschiffs Europa 2 werden 284 Gäste teilnehmen, die in Gruppen boarden. Es geht die Gangway hinauf. Dann darf man zum ersten Mal seit Stunden die Maske abnehmen – fürs obligatorische Foto des Bordfotografen. Denn zu tief soll sich der Mund-Nasen-Schutz nun doch nicht in die Erinnerung graben.
Auf dem Schiff herrscht Maskenpflicht, sofern der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Also praktisch überall. Denn für den Abstand kann ja keiner garantieren, da jederzeit jemand um die Ecke biegen könnte. Ausnahmen gelten auf der Kabine, am Tisch in Restaurant und Bar und auf der Sonnenliege. Und ja, man darf mit unbedecktem Gesicht in den Pool springen – vorausgesetzt, es planschen höchstens drei Mitreisende im Becken.
Am Buffet gibt es keine Selbstbedienung, und Menükarten wandern nach einmaliger Benutzung in den Abfall. Die Kabinen werden vor dem Gästewechsel mit einem Fogger gereinigt, der Desinfektionsmittel in die letzte Ritze nebelt. Türfallen und Handläufe sehen stündlich einen Wischlappen. Die Klimaanlage ist auf 100 Prozent Frischluft eingestellt. Überall stehen Desinfektionsmittelspender. Das Personal am Eingang zum Restaurant sieht genau, ob man sie auch benutzt.
Alle Crewmitglieder wurden zweimal getestet und isoliert, bevor sie an Bord durften. Auf der Krankenstation würden auf einem PCR-Testgerät Verdachtsfälle abgeklärt. Sollte jemand an Bord positiv sein, gibt es Isolierkabinen und für jeden Hafen einen Versorgungsplan.
Poolpartys sind nicht im Programm
Kreuzfahrtdirektor David Wilms verrät, was er oft gefragt wird: Ist das eine spassbefreite Kreuzfahrt? «Nein, man staunt. 80 Prozent kann man immer noch machen.»
So gibt es weiterhin Theatervorführungen und Konzerte, aber in zwei Schichten und mit wenig Gesang. «Poolpartys sind natürlich ein No-Go.» Zwar spielt weiterhin jeden Abend eine Band, doch die Tanzfläche bleibt leer. Man setzt sich nirgends dazu. Verabredet sich nicht. Das finden manche traurig, aber kaum einer hat es anders erwartet, und die meisten sind einfach froh, eine Reise unternehmen zu dürfen.
Erster Halt auf der Route: La Palma. «Bitte immer wieder denselben Platz einnehmen und während des ganzen Ausflugs Maske tragen», ruft der Guide in den frisch desinfizierten Bus. Die Reederei sagt den Touranbietern exakt, was sie bezüglich Hygiene erwartet, dass Gruppen kleiner sein müssen, keine Märkte besucht werden dürfen. Zudem bestehen die Massnahmen der Inselregierungen, die von Haus aus streng sind. Geht man durch Santa Cruz de La Palma, tragen alle Masken, meist der Kategorie FFP2, auch draussen. Selbst auf dem höchsten Berg Spaniens, dem Teide auf Teneriffa, behalten die meisten ihre Masken auf oder ziehen sie bei Begegnungen hoch. Einen Fotografen, der Souvenirbilder schiesst, gibt es im Unterschied zur Europa 2 auf dem Gipfel nicht.
Infos: Kanarenkreuzfahrten ab/bis Teneriffa mit der MS Europa 2, z. B. von 3. bis 11.2.2021, ab 5800 Fr. p. P. inkl. An- und Abreisepaket, hl-cruises.de. Für Spanienreisende gilt ab Februar bei der Rückkehr in die Schweiz Quarantänepflicht.
Die Reise wurde unterstützt von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.
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