Slalom in CourchevelHoldener hat «den Anschiss» und eine junge Kroatin gewinnt mit einem Gewaltsvorsprung
Die Schwyzerin ist mit der Aussicht auf den Sieg zum 2. Lauf gestartet, scheidet aber schon nach wenigen Toren aus. Beim Comeback von Mikaela Shiffrin jubelt eine 21-Jährige.
Wendy Holdener steht am Rand dieser Piste von Courchevel und schaut kurz zurück zu dieser verflixten Passage. Dann rutscht sie mit hängendem Kopf Richtung Ziel. Es hätte durchaus sein können, dass sie in diesem mit ausgestreckten Armen ankommt, als strahlende Siegerin. Stattdessen bleibt der Schwyzerin bei diesem Nachtrennen in Savoyen der Frust.
Im siebten Tor des 2. Laufs ist sie weggerutscht und ausgeschieden. Sie hatte attackiert, vielleicht etwas zu viel. «Bis dorthin wars richtig toll, es passierte so schnell, ich lag etwas hinein in die Kurve, es hatte leichte Spuren, schon stand ich daneben und verstand es nicht», sagt die 31-Jährige gegenüber SRF. Sie habe «den Anschiss», so sagt das Holdener auch noch. Im Hinblick auf die WM, die nächsten Dienstag im österreichischen Saalbach-Hinterglemm beginnt, nehme sie aber mit, dass das meiste an diesem Tag funktioniert habe, «ich bin gut Ski gefahren».
Im ersten Lauf hat das zu Rang 2 hinter Zrinka Ljutic gereicht, die beiden setzten sich deutlich ab von der Konkurrenz. Es hätte zum grossen Duell unter Flutlicht kommen können. Kommt es aber nicht. Der zweite Durchgang wird zum grossen Schaulaufen für die erst 21-jährige Kroatin.
Das Grosstalent meistert den schwierig gesteckten Kurs mit einer traumwandlerischen Sicherheit und gewinnt den dritten Slalom in diesem Winter, den dritten Slalom ihrer Karriere überhaupt – und zum zweiten Mal mit einem verrückt grossen Vorsprung. In Semmering waren die Gegnerinnen 1,75 Sekunden und mehr langsamer als Ljutic. In Courchevel sind es 1,26 Sekunden.
Ljutic siegt, obwohl Mikaela Shiffrin dabei ist
Mit ihren drei Triumphen hat die junge Aufsteigerin in nur einem Winter geschafft, was Holdener in ihrer langen Karriere bislang verwehrt blieb. Die zweifache Kombinationsweltmeisterin aus Unteriberg stand erst zweimal nach einem Slalom ganz zuoberst – bei 38 Podestplätzen.
Ljutic, die vor Sara Hector und Lena Dürr gewinnt, gelingt gar noch ein nächstes Kunststück: Sie siegt erstmals, als auch Mikaela Shiffrin am Start ist, die beste Skifahrerin, die es je gab. Die Amerikanerin gibt in Courchevel ihr Comeback nach genau zwei Monaten.
Damals, an diesem 30. November 2024, ist sie im 2. Lauf des Riesenslaloms von Killington auf dem Weg zu ihrem 100. Weltcupsieg. Es ist eine magische Marke, die noch niemand in der Skiwelt auch nur annähernd erreicht hat. Doch statt Sporthistorisches zu schaffen, rutscht die Amerikanerin in einer Rechtskurve auf dem Innenski aus, überschlägt sich und landet in den Fangnetzen. Dabei bohrt sich ihr Skistock 7 Zentimeter in den Bauch und beschädigt den Muskel direkt oberhalb der Hüfte – er bohrt sich nur einen Millimeter am Dickdarm vorbei. Hätte der Stock auch diesen getroffen, hätte Lebensgefahr bestanden.
Die Wunde kann nicht genäht werden, sie ist schlicht zu tief und das Infektionsrisiko zu gross. Shiffrin muss sich dennoch einer Operation unterziehen, um den abgerissenen Muskel wieder zu flicken. Die Rückkehr danach ist mühsam, immer wieder gibt die 29-Jährige via soziale Medien bekannt, wie es ihr geht. Und veröffentlicht mitunter auch heftige Bilder ihrer Verletzungen.
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Nun also ist sie rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft zurück. Dass sie noch nicht bei alter Form ist, ist an diesem Abend augenfällig. Immerhin beendet Shiffrin ihr Comeback auf Rang 10.
Noch vor ihr klassiert ist Mélanie Meillard, die im zweiten Lauf einen Sprung vom 15. auf den 7. Platz schafft. Und auch ihre Schweizer Teamkollegin Camille Rast, der einmal mehr eine Aufholjagd gelingt. Beim letzten Slalom in Flachau ist sie nach Rang 8 im ersten Lauf noch zum Sieg gestürmt. Nun wird sie als Zehnte des ersten Laufs Fünfte. Damit behält die Walliserin auch die Führung im Slalomweltcup vor Ljutic, die allerdings viel Rückstand wettmacht und nur noch 41 Punkte hinter der Schweizerin liegt.
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Der Ticker zum Nachlesen – 1 Zrinka Ljutic
Die Kroatin ist die Einzige, die Hector noch am Sieg hindern kann. 1,07 Sekunden Vorsprung bringt das Grosstalent mit. Und doch riskiert sie hier in Courchevel alles – und es geht auf. Und wie! Ljutic siegt mit 1,26 Sekunden Vorsprung.
2 Wendy Holdener
Für die Schwyzerin geht es jetzt um den Sieg. Sie hat einen grossen Vorsprung auf Hector, satte 88 Hundertstel. Doch die 31-Jährige will dennoch attackieren. Und dann ist das Rennen schon zu Ende. Innenskifehler nach ein paar wenigen Toren, Holdener rutscht aus und scheidet aus. Das ist bitter für sie.
3 Katharina Liensberger
Die Österreicherin bringt schon 39 Hundertsteln Vorsprung auf Hector mit und macht weiter Zeit gut. Reicht das für Liensberger? Nein, Rang 3 mit 18 Hundertsteln Rückstand.
4 Anna Swenn Larsson
Jetzt gehts um die Podestplätze. Als Vierte des ersten Laufs ist Swenn Larsson gestartet. Ihr Vorsprung auf Teamkollegin Hector: 25 Hundertstel. Doch diesen hat sie bald verdreifacht – und dann ist auch sie zu schnell bei der einen Passage und scheidet fast aus. Ein grosser Fehler. Mit zweieinhalb Sekunden Rückstand ist sie nun Vorletzte.
5 Mikaela Shiffrin
Jetzt sind wir gespannt. Was gelingt Shiffrin bei ihrer Rückkehr nach der schweren Stichverletzung, die sie vor genau zwei Monaten bei einem Sturz in Killington erlitten hat? Sie kommt wieder nicht in den Rhythmus, wie im ersten Lauf. Die zwei Zehntel Vorsprung sind weg. Und die Amerikanerin verliert weiter Zeit: Rang 8 mit 78 Hundertsteln Rückstand.
6 Andreja Slokar
Die Slowenin startet mit einer Marge von nur 8 Hundertsteln in den zweiten Lauf dieses Slaloms. Und sie legt stark lost, baut den Vorsprung auf 23 Hundertstel aus. Doch dann hat auch sie viel Mühe, steht quer und verliert viel Zeit. Rang 7 mit 74 Hundertsteln Rückstand.
7 Sara Hector
Die Schwedin ist die Erste, die Dürrs Zeit attackiert. 7 Hundertstel Vorsprung bringt sie mit. Hector attackiert und hat Glück, dass sie im Rennen bleibt. Der Fehler hat etwas Zeit gekostet. Doch dann dreht sie richtig auf, das reicht für die Führung mit 2 Hundertsteln Vorsprung.
8 Lena Dürr
Die 33-Jährige gehört seit vielen Wintern zu den besten Slalomfahrerinnen der Welt. Die Deutsche hat schon 35 Hundertstel Vorsprung auf Rast. Sie baut diesen gar leicht aus, hat dann aber Mühe, weil sie in Rücklage gerät. Ob das reicht? Ja, 18 Hundertstel schneller ist Dürr als Rast.
9 Katharina Huber
Die Österreicherin bringt nur 4 Hundertstel Vorsprung mit auf Rast. Und das reicht nicht. Zwischenrang 4 für Huber mit 42 Hundertsteln Rückstand. Es folgen die Top 8 des ersten Laufs.
10 Camille Rast
Die Schweizerin trägt die rote Startnummer für die beste Slalomfahrerin des Winters. Im ersten Lauf fuhr die 25-Jährige etwas zaghaft. Doch jetzt attackiert und riskiert sie. Führung für Rast mit 2 Hundertsteln Vorsprung.
11 Katharina Truppe
Die erfahrene Österreicherin bringt 43 Hundertstel Vorsprung mit auf die junge Albanerin. Die sind bei der ersten Zwischenzeit schon weg. Im Ziel hat Truppe einen Rückstand von 59 Hundertsteln und ist Dritte.
12 Marie Lamure
Die Französin war im ersten Lauf immerhin 42 Hundertstel schneller als Colturi. Und für sie ist es ein richtiges Heimrennen, stammt sie doch aus Courchevel. Die 23-Jährige nimmt aber zu wenig Risiko und verliert viel Zeit. Nur Zwischenrang 9 für sie.
13 Ali Nullmeyer
Die Kanadierin hat nur 8 Hundertstel Vorsprung auf Colturi. Zuletzt fehlte sie wegen Rückenproblemen. In Courchevel gelingen Nullmeyer zwei solide Läufe: Zwischenrang 4 mit 79 Hundertsteln Rückstand.
14 Lara Colturi
Die 18-jährige Italienerin, die für Albanien fährt, war im ersten Lauf nur eine Hundertstel schneller als Meillard. Sie liegt lange gleichauf mit der Schweizerin, der kurz vor dem Ziel aber ein Fehler unterlief. Entsprechend ist Colturi im Ziel schneller. Sie führt nun mit 19 Hundertsteln Vorsprung.
15 Mélanie Meillard
Die Schweizerin war gar nicht zufrieden mit ihrem Auftritt im ersten Lauf. Nun ist sie auf Wiedergutmachung aus. Die Neuenburgerin bringt einen Vorsprung von einer halben Sekunde mit auf Aronsson Elfman. Meillard startet stark und liegt bald 73 Hundertstel vorne. Doch dann unterläuft ihr kurz vor dem Ziel ein Fehler, rettet aber 45 Hundertstel über die Ziellinie.
16 Estelle Alphand
Die 29-Jährige fährt nun gegen die Zeit ihrer jungen schwedischen Teamkollegin. Sie war im ersten Lauf 49 Hundertstel schneller – doch dann scheidet auch Alphand aus. Schon vier Athletinnen sind in diesem 2. Lauf gescheitert.
17 Martina Peterlini
Die nächste Italienerin, die sich an der Vorgabe der Schwedin Aronsson Elfman versucht. Reichen die 35 Hundertstel Vorsprung, die sie mitnimmt in Lauf 2? Nein, sie liegt auf Zwischenrang 3 mit 46 Hundertsteln Rückstand.
18 Neja Dvornik
Die Slowenin bringt 33 Hundertstel Vorsprung mit. Doch dieser Lauf hat viele Tücken, wie kommt Dvornik damit zurecht? Antwort: einigermassen. Sie belegt Zwischenrang 4 mit 63 Hundertsteln Rückstand.
19 Katharina Gallhuber
Die Österreicherin hat schon drei Zehntel Vorsprung auf Aronsson Elfman – und baut diesen aus. Doch dann fädelt sie kurz vor dem Ziel ein. Der nächste Ausfall in diesem Slalom.
20 Vera Tschurtschenthaler
Auch sie hat noch keine Weltcuppunkte geholt – und das bleibt so. Es verschlägt Tschurtschenthaler die Ski, sie verliert das Gleichgewicht und scheidet aus.
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