Kommentar zur LuftraumsperrungSkyguide-Panne: Jetzt muss Sommaruga genau hinschauen
Der stundenlange Ausfall der Flugsicherung ist glimpflich abgelaufen. Doch er sollte als Weckruf dienen. Es ist Zeit, dass man sich auf höchster Ebene damit befasst.

Ein peinliches Debakel. Man kann es nicht anders bezeichnen, was heute früh geschehen ist. Wegen einer technischen Panne musste der Bundesbetrieb Skyguide, der für die Flugsicherung zuständig ist, den Schweizer Flugraum stundenlang sperren. Nicht nur für Skyguide, sondern auch für die Schweiz als angebliches Land der Präzision ist der Rufschaden gross.
Natürlich kommt eine solche Panne immer zu einem dummen Zeitpunkt. Doch diesmal ist er noch etwas dümmer. Denn nach zwei Jahren Pandemie haben sich viele Reisewillige auf einen Ferienflug gefreut. Ihre Vorfreude wird jedoch durch das von Fluggesellschaften und Bodenabfertigern grösstenteils selbst verursachte Chaos an den europäischen Flughäfen getrübt. Und jetzt noch die Panne bei Skyguide – das hätte nicht sein müssen.
Immerhin darf gesagt werden: Alle kamen mit einem blauen Auge davon. Nach viereinhalb Stunden konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Und vor allem: Niemand ist zu körperlichem Schaden gekommen; die Sicherheit war immer gewährleistet. Denn die Fluglotsen hatten jederzeit Kontakt zu den Piloten, die noch in der Luft waren.
Könnte ein solcher Ausfall auch bei sicherheitsrelevanten technischen Anlagen geschehen?
Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga hat von Skyguide umgehend einen Bericht über die Ursachen und die Fehlerbehebung verlangt. Gut so. Doch das allein wird nicht genügen. Sommaruga muss auch über die eigenen Bücher. Die Panne sollte ihr als Weckruf dienen, denn sie wirft viele Fragen auf. Zuvorderst die: Könnte ein solcher Ausfall auch bei sicherheitsrelevanten technischen Anlagen geschehen? Und: Erhält Skyguide von ihrem Eigner, dem Bund, genügend Geld, um diese jederzeit auf dem neusten Stand zu halten?
Interessieren muss sich die Verkehrsministerin auch für den Personalengpass, der laut dem Skyguide-Chef ab nächstem Jahr droht. Was wird getan, um ihn zu vermeiden? Das ist eine sicherheitsrelevante Frage, denn zu wenig Personal bedeutet rasch einmal übermüdete und überlastete Lotsinnen und Lotsen.
Kümmern sollte sich Sommaruga auch um die europäische Zusammenarbeit bei der Flugsicherung. Denn hätte die Panne länger gedauert, wäre gemäss Skyguide fraglich gewesen, ob alle Flugsicherungsgesellschaften der Nachbarländer den Flugbetrieb hätten aufrechterhalten können. Zu unterschiedlich sind die technischen Systeme. Hier ist es geboten, mit nationalen Alleingängen aufzuräumen. Und das kann nur die Politik.
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