Frauen-Riesenslalom in KronplatzGut-Behrami fährt auf Rang 2 – aber sie jubelt nicht
Die Neuseeländerin Alice Robinson gewinnt überlegen, Lara Gut-Behrami fährt erstmals in dieser Saison aufs Riesenslalom-Podest. Sie holt wie eine andere Schweizerin im Gesamtweltcup auf.
Wer am Kronplatz gewinnt, kriegt auch eine Krone aufgesetzt. Letzte Saison war es Skilegende Alberto Tomba höchstpersönlich, der Lara Gut-Behrami krönte. Die Tessinerin genierte sich sichtlich, und so hat die verpasste Titelverteidigung auch etwas Gutes. Zweite wird Gut-Behrami im Südtirol, 56 Hundertstel büsst sie auf Siegerin Alice Robinson ein. Es ist in diesem Winter ihr erster Podestplatz im Riesenslalom, die Formkurve zeigt nach Anlaufschwierigkeiten deutlich aufwärts. Nach dem Rennverzicht in Sölden folgten die Ränge 13, 9, 6 und nun 2.
Und dennoch wirkt die 33-Jährige nicht restlos zufrieden, Jubelgesten sind von ihr im Ziel jedenfalls keine zu sehen. Im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen hadert sie mit dem Pech im ersten Lauf, «da erwischte ich einen Stein, nicht zum ersten Mal in dieser Saison». In der Entscheidung sei sie nach einem Fehler etwas zu kontrolliert unterwegs gewesen, resümiert Gut-Behrami. «Letzte Saison ging alles von alleine, nun muss ich viel mehr kämpfen, viel mehr arbeiten. Aber ich probiere immer alles, das tat ich auch Anfang Winter, als es im Riesenslalom überhaupt nicht funktionierte. Das macht mich stolz.»
Robinson schafft Historisches
Seit September kämpfe sie ums nötige Vertrauen in der Basisdisziplin, sagt Gut-Behrami, die etwas Müdigkeit spürt nach dem zuletzt strengen Programm mit den Speedrennen in St. Anton und Cortina.
Selbiges gilt für die Siegerin, fährt Alice Robinson doch mittlerweile auch immer häufiger Abfahrten und Super-Gs. Die Neuseeländerin, noch immer erst 23, feiert ihren vierten Sieg, den ersten seit bald vier Jahren. Kometenhaft schlug sie einst im Weltcup ein, 2019 siegte sie in Sölden – mit 17. In den letzten Wintern aber sei vieles nicht perfekt gelaufen, «ich merkte, dass nichts selbstverständlich ist – und vor allem, dass auch einem Talent nichts geschenkt wird».
Mit dem Erfolg zieht sie mit Claudia Riegler gleich, die einst ebenfalls viermal für Neuseeland triumphierte. Bei der Slalom-Spezialistin aber handelt es sich um eine gebürtige Österreicherin. Robinson ihrerseits wusste als Kind gar nicht, was der Weltcup ist, auf der Südhalbkugel wurden die Rennen nicht übertragen.
Derweil die Amerikanerin Paula Moltzan Dritte wird, fällt Camille Rast im zweiten Lauf um zwei Positionen auf Platz 9 zurück. Sie ist damit nicht restlos glücklich, was Beleg ist für ihre gestiegenen Ansprüche. Als Fünfzehnte erfüllt Wendy Holdener bei letzter Gelegenheit exakt die zweite Hälfte der WM-Selektionsvorgaben. Wer in Saalbach den vierten Schweizer Startplatz erhalten wird, ist ungewiss, eine Kandidatin könnte Mélanie Meillard sein, wenngleich sie in diesem Winter noch ohne Riesenslalom-Punkte dasteht.
Shiffrin vor Comeback?
Solche hat nun Vanessa Kasper vorzuweisen, die es erstmals seit drei Jahren in die Entscheidung schafft und 27. wird. Die Bündnerin trainiert nach ihrem Kader-Rauswurf nicht mehr in den Strukturen von Swiss-Ski, ihr Coach ist Giorgio Rocca, der einst die Slaloms von Adelboden und Wengen gewann. Dass Kasper im Weltcup dennoch starten kann, liegt auch an der etwas schwächelnden Konkurrenz – im Riesenslalom sind die Schweizerinnen in der Breite nicht allzu gut aufgestellt.
Doch zurück zu Gut-Behrami: Weil Federica Brignone nach Halbzeitführung ausscheidet, liegt sie im Gesamtweltcup noch 55 Punkte zurück, auf Rang 3 folgt Rast mit 77 Zählern Rückstand. Der Kugelkampf ist auch aufgrund der verletzungsbedingten Absenzen von Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova offen wie selten.
Während Vlhovas Rehabilitationsprozess so kompliziert verläuft, dass sie auch auf die WM verzichten muss, liess Shiffrin zuletzt via Social Media verlauten, dass sie hoffe, bald gute Neuigkeiten verbreiten zu können. Mittlerweile steht die Gewinnerin von 99 Weltcuprennen wieder auf den Ski. Es bleibt hinsichtlich der Titelkämpfe in Saalbach aber ein Wettlauf mit der Zeit.
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Fazit
Was für eine Schlussphase am Kronplatz: Olympiasiegerin Sara Hector sowie die Gesamtweltcup-Führende Federica Brignone scheiden schon im obersten Teil an der gleichen Stelle aus. Und so gewinnt Alice Robinson, es ist ihr erster Sieg seit bald vier Jahren. Zweite wird Lara Gut-Behrami, sie büsst nach einer taktischen cleveren Fahrt 56 Hundertstel auf die Neuseeländerin ein und schafft es erstmals in diesem Winter aufs Riesenslalom-Podest. Dritte wird die Amerikanerin Paula Moltzan. Camille Rast wird Neunte. Wendy Holdener holt sich als 15. das WM-Ticket.
1. – Federica Brignone
Das gibt es ja nicht: Brignone scheidet an der gleichen Stelle wie Hector aus. Robinson siegt vor Gut-Behrami und Moltzan.
2. – Lara Gut-Behrami
Platz 2 für Gut-Behrami, mit 56 Hundertsteln Rückstand. Will heissen: Die Tessinerin hat den ersten Riesenslalom-Podestplatz der Saison auf sicher. Ganz zufrieden aber wirkt sie nicht, wohl auch wegen des Fehlers gleich nach dem Start.
3. – Sara Hector
Die Olympiasiegerin und Führende im Riesenslalom-Weltcup ist in Topform, abersie scheidet schon im oberen Teil aus. Hector bleibt an einem Tor hängen und stürzt, sie bleibt aber unverletzt. Robinson hat den Podestplatz damit bereits auf sicher.
4. – Thea Stjernesund
An Grossanlässen hat die Norwegerin im Team- und Parallelbewerb schon vier Medaillen gewonnen. Im Weltcup aber wiederholt sich die Geschichte: Nach starken ersten Läufen tut sie sich in der Entscheidung immer wieder schwer. Es ist auch heute so: Stjernesund fällt auf Platz 5 zurück.
5. – Alice Robinson
In drei von vier Riesenslaloms in diesem Winter stand sie auf dem Podest, es fehlt einzig der Sieg. Letztmals triumphierte die Neuseeländerin vor bald vier Jahren, endet heute das Warten? Robinson zeigt eine starke Fahrt und übernimmt die Führung mit fast einer Sekunde Vorsprung.
6. – Valérie Grenier
Letzte Saison verletzte sich die Kanadierin am Knie und an der Schulter, nach monatelanger Pause nähert sie sich ihrer Bestform wieder an. Grenier ist gut unterwegs, nach einem schweren Fehler kurz vor dem Ziel aber reicht es bloss für Zwischenrang 5.
7. – Camille Rast
58 Hundertstel Vorsprung hat die Walliserin am Start, im Ziel sind es über acht Zehntel Rückstand. Das reicht nur für Rang 5 – und dass ihre Ansprüche deutlich gestiegen sind, zeigt ihr Hadern im Ziel. Im schlechtesten Fall wird Rast Elfte.
8. – Lara Colturi
Das erst 18-jährige Supertalent, das aus Italien stammt aber für Albanien fährt, startet in dieser Saison so richtig durch. Colturi muss sich aber Moltzan geschlagen geben und wird Zweite.
9. – Britt Richardson
Die Junioren-Weltmeisterin aus Kanada zeigte am Vormittag wohl ihren besten Lauf der Karriere. Sie kann die Leistung bestätigen und fährt auf Zwischenrang 3. Es wird in jedem Fall ihr Karrierebestergebnis, besser als 14. war sie noch nie
10. – Paula Moltzan
Wie Teamkollegin O’Brien gehört sie zur Gattung der Draufgängerinnen, die nur die volle Attacke kennen. Und auch bei ihr zahlt es sich aus: Moltzan ist die neue Führende.
11. – Zrinka Ljutic
Zwei Slaloms hat sie in diesem Winter schon gewonnen, aber auch im Riesenslalom startet sie bereits in der Top-Gruppe der besten 7. Im schnell gesetzten ersten Lauf tat sich die Kroatin schwer, nun läuft es deutlich besser: Mit 62 Hundertsteln Vorsprung übernimmt sie die Spitze.
12. – Nina O’Brien
Die Amerikanerin wurde in den letzten Jahren von diversen schweren Verletzungen zurückgeworfen. Und dennoch kennt sie weiterhin nur eine Devise: Vollgas! Nach einer einmal mehr wilden Fahrt übernimmt sie die Führung. Sie rettet 21 Hundertstel Vorsprung ins Ziel. Nach den diversen Fehlern kann sie ihr Glück kaum fassen.
13. – Stephanie Brunner
Und schon ist die letzte Österreicherin im Ziel. Nach einem groben Fehler im oberen Teil wird sie «nur» Vierte, direkt vor Holdener. Das gibt die nächste «Watschn» für Ski Austria.
14. – Kajsa Vickhoff Lie
Die Norwegerin wird im Riesenslalom immer besser. Die Sekunde Vorsprung, die sie bei der ersten Zwischenzeit noch hat, büsst sie ein – aber sie verrichtet Massarbeit. Zeitgleich mit Della Mea liegt sie nun an der Spitze-
15. – Wendy Holdener
Der erste Lauf kam eher den Speed-Spezialisten entgegen, in der Entscheidung sollten die Technikerinnen bevorteilt sein. Holdener kann davon allerdings nur bedingt profitieren, sie fällt hinter Della Mea und Hurt auf Rang 3 zurück. Reicht das für die Top 15 und das fixe WM-Ticket in dieser Disziplin?
16. – Maryna Gasienica-Daniel
Letzte Saison kämpfte die Polin mit starken Magenbeschwerden, zeitweise konnte sie kaum feste Nahrung zu sich nehmen. In den Startlisten ist sie zurückgefallen, nun reicht es für Rang 5. Sie scheint dennoch zufrieden zu sein.
17. – AJ Hurt
Oben attackiert die Amerikanerin bedingungslos, der Vorsprung beträgt zeitweise über sechs Zehntel. Aber ab Rennhälfte büsst Hurt enorm viel Zeit ein, was vor allem am überragenden Schlussteil von Leaderin Della Mea liegt. Hurt fährt auf Rang 2, mit 11 Hundertsteln Rückstand.
18. – Mina Fürst Holtman
Im Dezember 2019 wurde sie in Courchevel Zweite, es ihr einziger Riesenslalom-Podestplatz geblieben. Sie fällt auf Rang 5 zurück und dürfte ihren Startplatz in den Top 15 bald verlieren.
19. – Ricarda Haaser
An der letzten WM holte sie völlig überraschend Kombinations-Bronze, im Weltcup aber ist Haaser noch nie auf dem Podest gestanden. Das bleibt so: Sie wird Vierte, direkt hinter Landsfrau Gritsch.
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