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Corona Risikogruppe
Situation in Altersheimen löst beim Bund «grosse Besorgnis» aus

Der Eingang zu einem Altersheim in Bern, aufgenommen Anfang März, als Besuche Angehöriger noch möglich waren. Inzwischen sind diese verboten – zum Schutz der verletzlichen Heimbewohner.
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Langsam sinkt die Zahl der Neuansteckungen mit Sars-CoV-2 in der Schweiz. In den Alters- und Pflegeheimen jedoch gilt das Gegenteil. Der Kanton Genf etwa zählte noch am vergangenen Freitag 110 infizierte Bewohner, jedes dritte Etablissement Socio-Médical war betroffen. Am Montag waren es bereits 173 Fälle in fast jedem zweiten Heim.

Diese Entwicklung ist auch Daniel Koch aufgefallen. «Das ist sicher eine grosse Besorgnis», sagte der Delegierte des Bundes für Covid-19 am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern. «Gerade in Alters- und Pflegeheimen ist die Gefahr sehr gross, dass viele Bewohner sterben, wenn das Virus eingeschleppt wird.» Das Leben alter und sehr alter Leute sei im Fall einer Erkrankung an Covid-19 akut gefährdet. Das spricht auch aus den jüngsten Zahlen des Bundesamts. Bisher hat es 641 Tote gezählt, rund zwei Drittel davon waren über 80 Jahre alt. Ein Grund dafür ist, dass angeschlagene ältere Menschen nicht nur schwerer erkranken, sondern sich auch leichter infizieren. «Die Leute sind in diesen Heimen sonst schon gebrechlich und haben nicht viel Widerstandskraft, wenn das Virus eingeschleppt wird», sagt Koch.

Verbote für die Heimbewohner

Trotz der besonderen Verwundbarkeit der Heimbewohner empfahl das Bundesamt für Gesundheit bis Mitte März lediglich eine Einschränkung des Besuchsrechts, unter Wahrung der Distanz von 2 Metern. Am vergangenen Donnerstag verschärfte es das Regime und verhängte ein Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen, auch wenn es sich dabei rechtlich nur um Empfehlungen an die Institutionen handelt. Ausnahmen sehen diese nur für Angehörige von Sterbenden oder in besonders belastenden Situationen vor. Auch sind Bewohnern Ausflüge oder Besuche ausserhalb des Heims seit vergangener Woche verboten.

Einige kantonale Behörden wie jene in Genf erstatten regelmässig Bericht über die Covid-19-Fallzahlen in Heimen, andere hingegen liefern gar keine Angaben. Bisher scheinen die Heime in der lateinischen Schweiz stärker betroffen zu sein als in der Deutschschweiz; sie befinden sich aber auch in jenen Kantonen mit den höchsten Fallzahlen in der Gesamtbevölkerung. Im Wallis etwa war fast jede zweite Person, die Covid-19 zum Opfer fiel, in einem Altersheim wohnhaft, wie Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten am Montag sagte. Und im Kanton Basel-Stadt, der im Vergleich zu den anderen Deutschschweizer Kantonen überdurchschnittlich betroffen ist, wurden in 7 von 42 Heimen 33 infizierte Bewohner und 37 Pflegefachleute nachgewiesen. 9 Bewohner starben.

Menschen mit Behinderung besonders betroffen

Den Überblick über die Lage in den 1600 Einrichtungen für Senioren hat derzeit aber niemand. «Alters- und Pflegeheime sind von Covid-19 ganz klar auch betroffen», sagt Daniel Höchli, Direktor des Verbands Curaviva. «Wie sehr, können wir derzeit noch nicht genau abschätzen. Die Situation ist regional und auch von Heim zu Heim unterschiedlich.» Und die Lage ändere sich laufend.

Wenig Beachtung haben in der Öffentlichkeit bisher die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen erhalten. Obwohl diese ebenfalls seit Wochen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ankämpfen, wurden sie erst in der vergangenen Woche vom Bund direkt in die Pflicht genommen. «Auch in Heimen für Menschen mit Behinderung leben viele Personen aus Risikogruppen», sagt Curaviva-Direktor Höchli. «Wir sind darum froh, hat das Bundesamt für Gesundheit seine Empfehlungen auch auf sie ausgedehnt.»