Vorfall bei Singapore AirlinesBerichte und Bilder zeugen von den heftigen Turbulenzen des Unglücksflugs
An Bord der Maschine der Singapore Airlines ist während des plötzlichen Sturzflugs Panik ausgebrochen. Davon zeugen Bilder und Aussagen von Passagieren. Ein Überblick.
Am Tag nach dem heftigen Zwischenfall auf dem Flug SQ321 der Singapore Airlines von London nach Singapur, bei dem ein 73-jähriger Brite verstorben ist und Dutzende verletzt wurden, versuchen die Betroffenen die Ereignisse immer noch zu verarbeiten.
Gut 140 Passagiere der Unglücksmaschine und mehrere Crewmitglieder sind mittlerweile nach Singapur weitergeflogen. 79 Passagiere und 6 Crewmitglieder befinden sich immer noch in Bangkok, wo sie medizinisch betreut werden. 20 von ihnen befinden sich auf der Intensivstation. Ein Sprecher des Klinikbetreibers sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP, die Menschen aus Australien, Grossbritannien, Hongkong, Malaysia, Neuseeland, Singapur und den Philippinen würden auf den Intensivstationen der Krankenhäuser Samitivej Srinakarin und Samitivej Sukhumvit in der Hauptstadt Bangkok behandelt.
Die Passagiere berichten
An Bord befanden sich nach Angaben der Airline 211 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder. 56 der Passagiere kämen aus Australien, 47 aus Grossbritannien und 41 aus Singapur, gab die Fluggesellschaft weiter an.
Und diese erlebten schlimme Minuten. Laut aktuellem Wissensstand verlor die Boeing-Maschine innert weniger Minuten fast 2000 Höhenmeter. Wer nicht angeschnallt auf dem Sitz sass, wurde heftig in der Kabine umhergeschleudert.
Ein Passagier berichtete gegenüber der BBC, er habe eine Frau gesehen mit einer schrecklichen Wunde am Kopf, andere hätten in Panik geschrien. Die Maschine sei plötzlich abgesackt, ohne Vorwarnung. «Ich erinnere mich vor allem daran, dass ich Gegenstände und Dinge durch die Luft fliegen sah. Ich war mit Kaffee bedeckt. Es waren unglaublich heftige Turbulenzen», sagt er.
Ein anderer Passagier sah, wie Menschen, die nicht angegurtet waren, plötzlich an die Decke knallten. «Ich habe gesehen, wie Leute auf der anderen Seite des Ganges einfach gegen die Decke schlugen und in wirklich ungünstigen Positionen wieder unten landeten. Die Leute erlitten massive Wunden am Kopf und Gehirnerschütterungen.»
Die Bilder
Entsprechend den Berichten sah es auch aus im Flugzeug. Bilder von Passagieren, die nach der Landung im Innern des Flugzeugs aufgenommen wurden, dokumentieren die Wucht der Zerstörung.
Die Haftung
Die Verletzten des Fluges haben gemäss dem Montrealer Abkommen von 1999 Anspruch auf Schadenersatz. Unfälle, Gepäckverlust und Verspätungen im internationalen Luftverkehr sollen demnach für Reisende entschädigt werden. Dies betrifft auch Singapore Airlines in diesem Fall und gilt auch für Unfälle in Verbindung mit Turbulenzen – unabhängig davon, ob die Fluggesellschaft fahrlässig gehandelt hat.
Wie viel Geld die Verletzten erhalten, ist jedoch noch völlig unklar. Dies hat mit der schwierigen Rechtslage zu tun. Denn nicht alle Fälle werden am selben Ort verhandelt. Reisende zum Beispiel, die in Singapur nach Bali umsteigen wollten, müssen ihren Anspruch wohl in Indonesien geltend machen, während andere in Grossbritannien vor Gericht gehen können.
Die Ursachen
Die Ursachen der Turbulenzen sind jetzt ein Fall für die Ermittler. Der Premierminister von Singapur, Lawrence Wong, hat eine umfassende Untersuchung der Ereignisse angekündigt. Man arbeite eng mit den thailändischen Behörden zusammen.
«Es ist noch zu früh, um genau zu sagen, was passiert ist. Aber ich denke, dass die Passagiere an Bord von Verkehrsflugzeugen zu sorglos sind», sagte der in den USA ansässige Luft- und Raumfahrtsicherheitsexperte Anthony Brickhouse gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Kaum komme das Zeichen, schnalle man sich sofort ab. Dies sei problematisch.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls wurden Teile Thailands von Unwettern heimgesucht. Wissenschaftler warnen überdies seit langem davor, dass der Klimawandel wahrscheinlich die sogenannten Klarluftturbulenzen verstärkt, die für Radargeräte unsichtbar sind.
Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass die jährliche Dauer der Turbulenzen bei klarer Luft zwischen 1979 und 2020 um 17 Prozent zugenommen hat, wobei die schwersten Fälle um mehr als 50 Prozent zunahmen.
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