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Neuer Fussballmodus
Um 11.42 Uhr war klar: Ancillo Canepa hat das Playoff versenkt

Sein Antrag brachte den Ball ins Rollen: FCZ-Präsident Ancillo Canepa feiert in Bern einen Sieg.
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Rolle rückwärts im Schweizer Fussball: An der Generalversammlung der Swiss Football League in Bern haben die 20 Proficlubs dem Antrag von FCZ-Präsident Ancillo Canepa zugestimmt und den Playoff-Modus wieder versenkt. Noch im Mai war dieser beschlossen worden. Nicht zuletzt dank lautstarken Protesten der verschiedensten Fankurven setzte jedoch ein Umdenken ein. 12:8 lautete das Resultat der Abstimmung in Bern. Ab 2023/24 gilt nun das sogenannte schottische Modell.

«Ich bin sehr froh, dass ich den Grossteil meiner Kollegen überzeugen konnte, dass ein Playoff im Schweizer Fussball nicht gut wäre», sagte Canepa im Interview mit dem «Blick». Mit einem Antrag zuhanden der GV hatte er Schwung in ein Traktandum gebracht, das als abgeschlossen galt. Als um 11.42 Uhr am Freitagmittag der FC Basel auf Twitter meldete, ebenfalls gegen das Playoff zu stimmen, war klar, dass Canepa genug Clubs auf seiner Seite hatte.

Erleichterung bei den Fans

Einen grossen Anteil zum Meinungsumschwung unter den Clubvertretern hatten die Fans. Das Bündnis «Playoffs Nein» sammelte clubübergreifend mit einer Petition Unterschriften gegen den neuen Modus. Am Donnerstag wurden über 57’000 Unterschriften an Liga-Geschäftsführer Claudius Schäfer überreicht. Ancillo Canepa richtete seinen Dank an diese Arbeit, «die meine Kollegen nicht ignorieren konnten». Seit Wochen protestieren die Fankurven im ganzen Land auch während der Spiele.

Grosser Widerstand: Gegner des Playoff-Modus übergeben Liga-Geschäftsführer Claudius Schäfer (rechts) die Petition.

Leichtes Spiel war es aber nicht: «Ich habe schlecht geschlafen und rechnete nicht wirklich mit einem Sieg», kommentiert Mämä Sykora. Der Chefredaktor des Fussballmagazins «Zwölf» war eine der führenden Stimmen im Widerstand gegen den ungeliebten Modus, bei dem die Fankurven des Landes für einmal gemeinsame Sache machten. Sykora hatte schon den ursprünglichen Modus-Entscheid im Mai harsch kritisiert und zeigt sich irritiert, wie viel Unwissen bei den Clubpräsidenten geherrscht hat. «Es waren viele falsche Informationen im Umlauf.»

Eine andere Quelle bestätigt gegenüber dieser Zeitung, dass ein Teil der stimmberechtigten Präsidenten noch nach der Abstimmung im Mai davon ausgegangen war, dass beim schottischen Modell nach 33 Spielen die Saison zu Ende sei. Es folgt aber eine zweite Meisterschaftsphase mit fünf weiteren Partien.

«Auch der schottische Modus ist nicht ideal, weil eine Liga mit zwölf Teams einen klassischen Modus schwierig macht», sagt Sykora. Weil unter den 20 Vereinen der Swiss Football League aber der Konsens herrscht, dass die Super League idealerweise mit zwölf Teams besetzt sein muss, hält Sykora das schottische Modell für die «mit Abstand beste Lösung».

Die Städte übten Druck auf die Liga aus

Als Liga-Geschäftsführer Schäfer am Freitagnachmittag in Bern vor die Medien tritt, versucht er sich einleitend als Poet. Er sagt: «Nichts ist so stetig wie die Veränderung. Und manchmal findet sie schneller statt als man denkt.» Noch 2020 verwarfen die Clubs das schottische Modell mit 10 zu 10 Stimmen. Letzten Mai stand es dann nicht einmal mehr zur Abstimmung. Nun bezeichnet es Schäfer als typischen schweizerischen Kompromiss.

Dem Berner ist anzumerken, dass ihm bewusst ist, dass auch die Swiss Football League beim Hin und Her in Sachen Modus keine gute Figur abgibt. Mehrmals spricht er von «Learnings». Die Liga will künftig die lokalen Bewilligungsbehörden von Beginn an in den Prozess einbinden. Zudem soll ein besserer Draht zu den Fans aufgebaut werden.

Als «Game­chan­ger» bezeichnet Schäfer die Rückmeldungen der Bewilligungsbehörden in St. Gallen und Zürich. Diese hätten vor zwei Wochen der Liga mitgeteilt, dass sie keine Entscheidungsspiele an Wochenenden erlauben werden. «Sie taten das explizit», sagt Schäfer. Dieses Feedback sei für das Umschwenken der Clubs gar noch entscheidender gewesen als der Druck der Fans.

Warum «schottischer Modus»?

Genannt wird das Modell, weil es in der höchsten schottischen Liga seit Jahren angewandt wird, seit der Saison 2000/01 schon. Jedes Team der Zwölferliga hat 38 Spiele zu absolvieren. In der ersten Meisterschaftsphase trifft jede Mannschaft dreimal auf jeden Gegner, wobei ein Ungleichgewicht bei den Heim- und Auswärtsspielen entsteht.

Kompensiert wird dieses zumindest grösstenteils in der zweiten Meisterschaftsphase, die in Final- und Abstiegsrunde mit jeweils sechs Teams unterteilt wird. Die Punkte aus der ersten Phase werden behalten. Es kommt zu fünf weiteren Spielen, entweder zwei oder drei Partien zu Hause. Es ergibt ein Total von 38 Spielen (in der aktuellen Zehnerliga sind es 36). Der Sieger der Finalrunde ist Meister, der Letzte der Abstiegsrunde wird relegiert. Der Zweitletzte spielt eine Barrage gegen den Zweiten der Challenge League.

Liga-Geschäftsführer Schäfer erzählt, dass er am Freitagmorgen mit dem schottischen Ligachef im Kontakt gestanden sei. Auf die Bemerkung, dass dieses Modell nun wohl auch in der Schweiz eingeführt werde, antwortete dieser: «Es läuft in Schottland wirklich gut.»

Der Modus gilt ab der kommenden Saison und wird die Zehnerliga ablösen, die 2003 mit der Schaffung der Swiss Football League eingeführt worden war. Sie wiederum hatte einen Modus ersetzt, dem das schottische Modell ähnelt: eine Zwölferliga, die nach 22 Spielen in eine Final- und Auf-/Abstiegsrunde getrennt wurde. Die Abstiegsrunde wurde mit den Clubs der damaligen Nationalliga B ausgespielt.

Das sagen die Sieger

«Das ist ein Signal», sagt Matthias Hüppi und meint die Nichteinführung des Playoffs. Hüppi ist als Präsident des FC St. Gallen nahe genug an der Basis unterwegs, um zu wissen, wie sie denkt, und er betont auch jetzt wieder, wie ernst er ihre Meinung nimmt: «Es geht doch nicht, dass wir sie nicht ernst nehmen. Dann wären wir als Club total unglaubwürdig.»

Im Frühjahr war Hüppi der einzige der 20 Clubvertreter, der gegen die Aufstockung stimmte. Danach sprach er sich fürs Playoff aus. Seither hat er sich beeinflussen und beeindrucken lassen von den Voten aus den verschiedenen Fankurven des Landes, nicht zuletzt seiner eigenen. Aber er hat auch die Sponsoren seines Vereins gehört, die ihre Bedenken wegen der unklaren Saisonplanung zum Ausdruck gebracht hatten. Er hat keine Mühe, zuzugeben, dass sie bei der Abstimmung im Mai zu wenig genau hingeschaut hätten, als es neben der Aufstockung auch um den Modus ging.

Dass Kritik daran laut geworden ist, das findet er legitim. Er tut sich nicht schwer, sie anzunehmen und damit umzugehen. Er hat inzwischen die Schwachpunkte am Playoff-Modell erkannt. Ebenso legitim findet er es aber, zu reflektieren und die Meinung zu ändern. Die Kurskorrektur nennt er darum auch ein «gutes Signal». Er wünscht sich nun, dass alle Clubs gemeinsam «dieses Abenteuer und diese coole Herausforderung» in Angriff nehmen würden.

Auf die eigenen Fans gehört: St. Gallens Matthias Hüppi war gegen eine Aufstockung der Super League auf zwölf Teams.

Das sagen die Verlierer

Schon in den Tagen vor der Abstimmung wurde deutlich, dass sich ein Graben entlang der Sprachgrenzen auftut: Die Clubs aus der Deutschschweiz stellten sich bis auf die Grasshoppers gegen ein Playoff, jene aus der Romandie und dem Tessin waren mit Ausnahme von Xamax dafür.

Sions Präsident Christian Constantin fehlte bei der Abstimmung in Bern, wie er das bei solchen Veranstaltungen eigentlich immer tut. Der Chef des Clubs aus dem Wallis schickt seine Stellvertreter los, die sich in seinem Sinn äussern. Er ist seit je für die Aufstockung und das Playoff gewesen. Kreativ und modern müsse man sein, wenn man die Jugend für den Fussball gewinnen wolle, argumentiert er. Die Generation, die mit Netflix und Amazon aufwachse, lasse sich doch nur mit etwas Aussergewöhnlichen anlocken.

Er erinnert gern an die Entscheidungsspiele um den Meistertitel, die es 1968 und 1971 gab. Das habe eine Dynamik ausgelöst, sagt er. Darum findet er es schade, dass die Playoffs nicht kommen. Zudem, sagt er, sei das «nicht korrekt», etwas über den Haufen zu werfen, was beschlossen worden sei. Und weil er CC ist, fällt ihm dazu auch noch ein Vergleich ein, wie nachvollziehbar der immer sein mag: «Man macht ein Kind, und bevor es auf der Welt ist und man weiss, wie es sein wird, will man es nicht mehr und treibt es ab. Ich bin gegen die Abtreibung.»

GC, die grosse Ausnahme

Auch Sky Sun ist nicht in Bern, der GC-Präsident ist wieder einmal nach China zurückgereist. Vizepräsident Andras Gurovits und Sportchef Bernt Haas vertreten die Zürcher bei der GV der Liga. Und im Gepäck haben sie eine Stimme, die sie zur Ausnahme macht: Als einziger Club aus der Deutschschweiz sind sie weiterhin für die Einführung der Playoffs.

Die Fans waren dagegen, die Verantwortlichen dafür: Der Playoff-Graben sorgt bei GC für Dissonanzen.

Die Meinung der Fans haben die Verantwortlichen bei ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigt. Aber sie haben ihr weiter kein Gewicht gegeben, im Gegensatz zu sportlichen und finanziellen Überlegungen. Und sie argumentieren damit, dass die Sachlage seit der Abstimmung im Mai weitgehend unverändert geblieben sei und dass keine konstruktive und gemeinsame Diskussion zwischen den Clubs über mögliche Alternativen stattgefunden habe.

Sie betonen in ihrer Stellungnahme darum: Es wäre «unprofessionell und unglaubwürdig» gewesen, ein innovatives Modell bereits als gescheitert zu erklären, ohne zuvor einen ernsthaften Versuch unternommen zu haben. Schön trotzdem zu hören, dass sie das Schotten-Modell akzeptieren und alles für eine attraktive Meisterschaft unternehmen.

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