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Zwölf Teams und Playoff
Jetzt kommt es zur grossen Fussballrevolution

Wird der Meisterkampf zur Lotterie? Die Kritiker fürchten, dass der Schweizer Fussball mit Playoff vom Zufall bestimmt wird.
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Die Schweizer Fussballmeisterschaft kommt ab Sommer 2023 in einem neuen Gewand daher. Nicht optisch, aber was die Anzahl Teams und den Modus betrifft. Statt wie bisher zehn Teams spielen neu zwölf Mannschaften in der Super League. Diese tragen 32 Runden aus, ehe verschiedene Entscheidungsspiele anstehen: Playoff um den Meistertitel, um die europäischen Startplätze und gegen den Abstieg.

Diese Änderungen wurden am Freitag von der Mehrheit der 20 Vereinspräsidenten der Swiss Football League an einer ausserordentlichen Sitzung gutgeheissen. Für die Aufstockung war eine Zweidrittelmehrheit notwendig, für die Einführung von Playoff reichte das einfache Mehr.

So kompliziert wird es

Der neue Modus teilt die Saison in drei Abschnitte. Zunächst bestreiten die zwölf Teams eine einfache Hin- und Rückrunde mit je 22 Spielen. Anschliessend wird das Feld zwischen Rang 6 und 7 geteilt und eine weitere Hin- und Rückrunde absolviert. Dann, nach insgesamt je 32 Partien, beginnen die Playoffs: Platz 1 und 2 spielen untereinander den Titel aus, Rang 3 bis 10 die Europacupplätze. Der Letzte steigt ab, und der Vorletzte bestreitet die Barrage gegen den Zweiten der Challenge League.

Der Final um den Titel wird im Best-of-3-Modus gespielt (wer zuerst zwei Partien gewonnen hat, ist Meister), das Playoff um den Europacup sowie die Abstiegsbarrage mit Hin- und Rückspiel (Ausnahme: Final um den Europacup).

So sieht in der Super League der Modus ab Sommer 2023 aus.

Emotionale Debatte unter den Fans

Die Änderungen sind vor allem bei Fans höchst umstritten. Eine Petition, um das Format noch zu verhindern, wurde in den letzten Tagen von über 4000 Menschen unterschrieben. Die Reaktionen auf den Beschluss vom Freitagmittag in den sozialen Medien sowie in den Kommentarspalten dieser Zeitung sind entsprechend negativ.

«Der Entscheid könnte zu einem Eigentor werden. Ich werde meine Konsequenzen ziehen: Eine Saisonkarte kaufe ich nicht mehr», schreibt einer. «Unser Sport wurde heute kastriert», ein anderer, und ein Dritter meinte: «Das ist eine schwachsinnige und wettbewerbsverzerrende Lösung.»

Die Gegenrede fällt spärlich aus – aber sie ist zu finden. «Mutige Idee. Bravo!», kommentiert jemand. Ein anderer amüsiert sich: «Die Polemik ist spannender als fast jedes Fussballspiel. Wie meist in diesem Land wird gemotzt, wenn man etwas verändert.»

Die Zufriedenheit des Liga-Chefs

Nach der Abstimmung sagt Liga-Geschäftsführer Claudius Schäfer: «Es ist ein wichtiger Tag für den Schweizer Fussball mit einem mutigen, zukunftsgerichteten Entscheid.» Er berichtet über den zehn Jahre langen Prozess, einen Modus für eine vergrösserte Super League zu finden. Und präsentiert hörbar zufrieden die einzelnen Abstimmungsresultate: 19 von 20 Clubs haben sich für eine Aufstockung ausgesprochen, alle 20 für eine Zweiteilung der Meisterschaft nach 22 Runden, 16 für den Final um den Meistertitel, 16 für das Europacup-Playoff und 18 für die Barrage.

Schäfer spricht von einem demokratischen Prozess, von einer emotional, aber nicht gehässig geführten Diskussion über die einzelnen Anträge. «Und jetzt», sagt er, «steht viel Arbeit bevor.» Die Kritik aus den Fan-Kreisen hat er gehört und gelesen, er wischt sie quasi vom Tisch, wenn er sagt, der Umgang mit den Fans sei klar eine Aufgabe der Clubs. Und wenn er anfügt: «Die wirtschaftliche Verantwortung liegt bei den Clubs. Sie müssen in die Zukunft schauen.»

Dem Liga-Funktionär ist bewusst: «Wir werden keinen Modus finden, bei dem alle ‹Wow› sagen. Wir haben einfach den gesucht, der am besten zu uns passt. Und wenn wir in drei, vier Jahren sehen: Nein, der taugt nichts, können wir wieder zurückgehen.»

Einigkeit bei den Clubs

Drei Teams aus der Super League stimmten gegen die Einführung eines Playoff: der FCZ, YB und Luzern. Das Trio hatte seine ablehnende Haltung schon zuvor geäussert. Die Berner zum Beispiel wegen Sicherheitsbedenken – aber auch aus Sicht der sportlichen Fairness. Entsprechend ist das Communiqué formuliert, das sie nach der Versammlung verschickt haben: «Wir möchten darauf hinweisen, dass sich der BSC Young Boys klar und deutlich gegen die Einführung von Playoff ausgesprochen hat.»

Der Präsident des neuen Meisters FC Zürich, Ancillo Canepa, war ein Kritiker der ersten Stunde. Er hielt bereits nichts von den Playoff-Plänen, als diese Anfang April bekannt wurden. Ein Playoff sei «sportlich unfair», weil Verletzungen, Sperren oder einzelne Schiedsrichterpfiffe entscheiden könnten: «Für diese Art eines Titelgewinnes haben wir den Cup mit einem Finalspiel.» Die Aufstockung befürwortete er hingegen. Das Resultat von diesem Freitag kommentiert er nun schmallippig: «Der FC Zürich hat dies zur Kenntnis genommen, möchte diesen Entscheid aber nicht weiter kommentieren.»

Die Clubs und die Swiss Football League hätten die Liga auch auf zwölf Teams vergrössern können, ohne Entscheidungsspiele einzuführen. Aber: Mit zwölf Teams liess sich offenbar kein Modus finden, der an der ausserordentlichen Generalversammlung eine Mehrheit fand. Entweder resultierten daraus zu wenige Spiele (2×11 mit Hin- und Rückrunde), zu viele Spiele (4×11 mit doppelter Hin- und Rückrunde wie im aktuellen Modus) oder mit je 3×11 Partien eine ungleiche Verteilung der Heimspiele.

Folgen für die Challenge League

Der neue Modus gilt ab der Saison 2023/24, doch die Reform hat schon Auswirkungen für 2022/23: Wegen der Aufstockung wird es keinen Direktabsteiger aus der Super League geben. Der Letzte muss lediglich eine Barrage gegen den Dritten der Challenge League bestreiten. Die beiden Ersten der zweithöchsten Klasse steigen auf. Einen Absteiger aus der Challenge League gibt es nicht.

Die Zukunft der Liga ist offen. Fürs Erste bleibt die Zahl der Teams bei 10. In Winterthur hat es das jetzt verspätete Gedankenmodell gegeben, auch die Challenge League auf 12 Mannschaften auszubauen und dann in einer zweiten Phase drei Achtergruppen einzuführen. In der mittleren Gruppe hätte es eine Verschmelzung mit den letzten vier der Super League und den ersten vier der Challenge League gegeben. Ancillo Canepa hätte sich damit anfreunden können.

Das Problem dabei ist die Frage, woher die Mannschaften kommen sollen, um die Swiss Football League gleich um vier Teams zu vergrössern. Das zeigt die Aktualität sehr gut: In der Promotion League haben sich nur vier Clubs um eine Lizenz für die kommende Saison in der Challenge League beworben. In erster Instanz hat sie keiner bekommen, AC Bellinzona legte Rekurs ein und war erfolgreich: Die Tessiner steigen auf und spielen nächste Saison zweitklassig.

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