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Eishockey-Frauen vor der WM
«Sie opfern dafür ihre ganzen Ferien»

Nach mehr als zwei Jahren Unterbruch will Alina Müller mit ihren Teamkolleginnen wieder bei einem wichtigen Turnier für die Schweiz angreifen.
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Zwei Trainingseinheiten, dazwischen die Mahlzeiten und Zeit, um auszuruhen, danach ein Meeting mit dem Team. Allzu ungewöhnlich ist das Programm nicht, das die Schweizer Nationalspielerinnen seit ihrer Ankunft in Calgary absolviert haben. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sie dies virtuell tun müssen, weil sie die ersten fünf Tage in Quarantäne sind. Doch ist das im Spätsommer 2021 wirklich noch ungewöhnlich?

«Wir haben uns daran gewöhnt», sagt Nationalcoach Colin Muller. Die erste fünftägige Quarantäne hatten Staff und Spielerinnen bereits unmittelbar vor dem Abflug hinter sich gebracht.

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In der Nacht von Montag auf Dienstag letzter Woche dürfte so manche Spielerin unruhig geschlafen haben, den Blick immer wieder reflexartig aufs Handy gerichtet. Schliesslich waren sie vor drei Monaten schon unmittelbar vor der Abreise gestanden, bis knapp 12 Stunden vor dem Abflug die Ernüchterung kam. Die Regierung der Provinz Nova Scotia sagte das Turnier, das ursprünglich für März in Halifax angesetzt gewesen war, in letzter Sekunde wegen Covid-Bedenken ab. «Wir brauchten schon eine Weile, um die Absage zu verarbeiten», sagt Muller.

«Es war eine brutale Situation für die Frauen, mental sehr schwierig.»

Colin Muller

Seine Spielerinnen hatten sich minutiös vorbereitet und wie üblich grosse Opfer erbracht. Es ist keine Seltenheit, dass sie bis um 23 Uhr irgendwo trainieren oder erst um diese Zeit von einer Auswärtspartie zurückkehren und dann um 6 Uhr den nächsten Schul- oder Arbeitstag in Angriff nehmen. Ohne jeglichen materiellen Anreiz.

«Unglaublich, was die Spielerinnen alles aufgeben, um im Nationalteam dabei zu sein», sagt Muller, der bis vor wenigen Jahren exklusiv das Männer-Eishockey kannte, «sie opfern praktisch ihre ganzen Ferien und müssen weit vorausplanen. Es war eine brutale Situation für die Frauen, mental sehr schwierig.»

Premiere für den Trainer

Nach ein paar Wochen ging der Blick wieder nach vorne, und seither hat das Team regelmässig im Zuger Trainingszentrum OYM gearbeitet, rund 16 bis 20 gemeinsame Trainings dürften zusammengekommen sein. Was er da gesehen hat, gefällt Muller, letzte Sicherheiten gebe es aber nicht: «Es ist zwei Jahre her seit dem letzten richtigen Turnier.» Für ihn selber kommt es so auch zur eigentlichen Premiere: Bei der WM 2019 war er noch Assistent von Daniela Diaz, seit Juli 2019 ist er Chefcoach.

Nach der Verschiebung war für die meisten Spielerinnen vor allem logistisches Umdisponieren angesagt, dabei waren sie auch auf den Goodwill ihrer Arbeitgeber angewiesen. Und auf den konnten sie zählen, mit Ausnahme von Goalie Vanessa Bolinger gab es kein berufsbedingtes Forfait. Aussetzen muss zudem aus medizinischen Gründen Teamroutinier Nicole Bullo vom HC Lugano.

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Nun also findet die WM endlich statt, zu einer Zeit, wo man nicht primär an Eishockey denkt und wo sich der Sommer hierzulande doch noch zu einer Stippvisite entschlossen hat. Und zu einer Zeit, wo Eishockeycracks im Normalfall mitten in der Vorbereitung auf einen langen Winter stehen und sie noch weit von der Bestform entfernt sind. Muller stört sich aber nicht am frühen Termin, im Gegenteil: «Ich bin sogar ziemlich glücklich. Es ist eine Chance, Frauen-Eishockey so richtig in den Vordergrund zu rücken, weil keine anderen Turniere laufen.» Exemplarisch nutzt dies der kanadische Sender TSN: Er wird alle WM-Partien live übertragen.

10 Nationen sind in die Olympiastadt von 1988 gereist, gespielt wird in zwei Gruppen. In der Gruppe A duellieren sich die Top 5 der letzten Jahre, in der Gruppe B deren Herausforderer. Nach den Round-Robin-Spielen folgt die K.-o.-Phase. «Wir wollen uns unbedingt in den Top 5 halten», gibt der gebürtige Kanadier Muller die Zielsetzung vor. Gestartet wird am 20. August gegen Mitfavorit USA, für den Feinschliff bleiben dem Team ein paar wenige Trainingstage und ein Testspiel gegen Tschechien.

Viel Offensivpower im Schweizer Team

So richtig entscheidend wird es ab den Viertelfinals, für die auch die Schweiz schon qualifiziert ist. Dem Modus angepasst soll auch das Coaching erfolgen, sagt Muller: «Wir wollen die Top-Spielerinnen in der Vorrunde nicht zu stark forcieren, damit sie am Schluss noch genügend Kraft haben.»

Besonders offensiv stimmt die Formation des ehemaligen Stürmers zuversichtlich, der seine grössten Erfolge als Spieler mit dem EV Zug feierte. Mit Lara Stalder und Alina Müller stehen zwei der weltbesten Angreiferinnen im Team, und Cracks wie Evelina Raselli, Dominique Rüegg und Phoebe Staenz bringen ebenfalls viel Routine mit.

«Wir haben vier ziemlich ausgeglichene Linien», so Muller. Insgesamt ist er zuversichtlich: «Wir sind stärker und älter als vor zwei Jahren, haben Fortschritte erzielt. Insgesamt sind wir besser, und ich bin überzeugt, dass dieses Team etwas ganz Spezielles erreichen kann.»

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