Filmdreh im WeltraumSie ist die erste Schauspielerin im Weltall
Die Russin Julia Peressild befindet sich zurzeit auf der Internationalen Raumstation. Dort dreht die Schauspielerin den ersten Film im Kosmos.
Als sie und die anderen Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Sojus MS-19 am Dienstag die Internationale Raumstation (ISS) erreichten, startete das grosse Abenteuer für Julia Peressild. Die Russin ist jedoch nicht etwa im Auftrag der Wissenschaft dort – sie dreht hier einen Film. In «The Challenge» spielt die Schauspielerin eine russische Chirurgin, die einem kranken Kosmonauten das Leben retten soll. Damit wirkt die 37-Jährige beim ersten Langfilmprojekt mit, das im Weltraum gedreht wird.
In ihrem Heimatland ist Peressild keine unbekannte Figur. Die Schauspielerin mit estnischen Wurzeln hat in einer Reihe von russischen Filmen und Fernsehserien mitgewirkt und wurde mit zwei russischen Filmpreisen ausgezeichnet. 2013 verlieh ihr Wladimir Putin zudem den Preis des russischen Präsidenten für junge Künstler.
Wettlauf mit Tom Cruise
Mit ihrer Reise ins Weltall ist Peressild nun ein weiterer Coup gelungen – sie hat nämlich nicht nur 3000 Mitbewerberinnen, sondern auch Tom Cruise ausgestochen. Der Schauspieler hatte erst letztes Jahr verkündet, in Zusammenarbeit mit der Nasa und Elon Musks Raumfahrtunternehmen Spacex den ersten Film im Weltall drehen zu wollen. Berichten zufolge könnte Cruise noch im Oktober ins Weltall fliegen.
Den Titel als erster Schauspieler oder erste Schauspielerin im All kann er Peressild nun jedoch nicht mehr streitig machen. Dafür hat Dmitri Rogosin, der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, gesorgt. Dieser soll nicht nur die Idee zu dem Spielfilm im All gehabt haben, sondern habe dem Amerikaner unbedingt zuvorkommen wollen.
Die Russin wird bei ihrem Wagnis von Filmregisseur Klim Shipenko und Kosmonaut Anton Schkaplerow begleitet. Die Besatzung hatte am Dienstag vom Kosmodrom und Raketenstartplatz Baikonur in Kasachstan aus nach einem etwa dreistündigen Flug sicher die ISS erreicht, wie die Nasa berichtete.
Zwölf Tage im All
Für Peressild und Shipenko wird der Aufenthalt im Weltall jedoch von kurzer Dauer sein. Nach nur zwölf Tagen sollen die beiden wieder zur Erde zurückkehren. Kosmonaut Schkaplerow wird hingegen noch bis März nächsten Jahres auf der Raumstation bleiben. Für den Filmdreh, der 400 Kilometer über der Erde stattfindet, durchliefen die Zivilisten ein strenges Training. So übten sie etwa Fallschirmsprünge und die Arbeit in der Schwerelosigkeit.
Bei «The Challenge» geht es jedoch um weit mehr als nur um ein ambitioniertes Filmprojekt. Laut Roskosmos ist das Unterfangen auch «ein deutliches Symbol dafür, dass die Raumfahrt nicht nur für Fachleute, sondern auch für eine immer breitere Gruppe von Interessierten zugänglich wird». Mit dem Startschuss für die Filmindustrie im Weltall soll jedoch sicherlich auch das Prestige des russischen Raumfahrtprogramms untermauert werden.
Schliesslich schoss die Sowjetunion 1957 bereits den ersten Erdsatelliten Sputnik 1 sowie mit Juri Gagarin 1961 den ersten Menschen ins Weltall. Zwei Jahre später folgte mit der Russin Walentina Tereschkowa die erste Frau im Kosmos. Damit reiht sich Peressild in eine Reihe von grossen Helden und Heldinnen der russischen Raumfahrt ein. Trotz ihrer Erfolge gibt sich die Schauspielerin bescheiden. Vor ihrem Abflug sagte Peressild über sich: «Mir fehlt jede Leichtigkeit, ich bin ein panischer, ein problembehafteter Mensch.»
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