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72. Hochzeitstag in Adliswil
Sie haben sich als Teenager verliebt und sind heute eine verschworene Einheit

Alice und Erwin Weyermann sind seit 72 Jahren verheiratet, sie haben sich im Alter von 14 und 16 Jahren verliebt.
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Sie waren 14 und 16, als sie sich kennen lernten. Am 26. August 1950 haben sich Alice und Erwin Weyermann-Mosimann in der Stalliker Kirche das Jawort gegeben. Jetzt feiern sie in Adliswil den 72. Hochzeitstag.

Es begann mit Erwin Weyermanns Konfirmation im Jahr 1945. Er hatte zuvor ein Jahr im Welschland verbracht, bei einem strengen Bauern, der ihm nicht einmal erlaubte, sich im Haus zu waschen. Aufgewachsen ist er in Stallikon, wohin er vom Landdienst kurz vor Palmsonntag, rechtzeitig zur Konfirmation, zurückkehrte. Dank einem seiner Mitkonfirmanden, der im Tobel unterhalb der Buchenegg wohnte, wurde er mit der ganzen Konfirmandenschar zu dessen Nachbarn eingeladen. Hier sah der 16-jährige Erwin die 14-jährige Alice zum ersten Mal.

Am Ostermontag gingen die Konfirmanden gemeinsam an den Ostermarkt in Zug. Erwin Weyermann erzählt: «Da isch bi eus beidne de Zwänzger definitiv abegheit!» Von nun an waren sie ein Paar: «Die Eltern von Alice reagierten positiv, meinen passte es weniger, dass ich mich so jung schon festlegte. Aber was willst du? Ich habe die Richtige mit 16 kennen gelernt und gleich zugepackt.» Das war vor 77 Jahren.

In der Tracht an der Landi

Alices Weyermanns Vater war Viehzüchter. An der Landi 1939 stellte er vier Kühe für einen Vierspänner, der dem Publikum im Landidörfli vorgeführt wurde, und seine Töchter begleiteten das Gefährt. «Natürlich in Trachten», fügt Alice Weyermann bei: «Wir hatten zwei Auftritte pro Tag und besassen je zwei Blusen; diese wuschen wir jeden Morgen und bügelten sie anschliessend trocken, damit wir jedes Mal wieder sauber gekleidet antreten konnten.» Später, in der Bäuerinnenschule, lernte sie, selbst zu weben. Seither hat sie den Stoff für unzählige Trachten gewoben. Sie allein besitzt 16 verschiedene Ämtlertrachten. 60 Jahre lang war sie Mitglied der Trachtengruppe Sihltal, lange Zeit als Präsidentin.

Alice Weyermann (vorn) führt an der Landi die Kühe ihres Vaters zusammen mit ihrer Schwester.

Alice Weyermann ging von der Buchenegg nach Adliswil in die Sekundarschule, zu Fuss, selbstverständlich: «Ich hatte damals bereits eine Uhr und machte jeweils mit mir selbst ein Rennen von der Felsenegg bis zum Sekschulhaus. Aber ich musste ‹seckle›, um den Weg hinunter in zehn Minuten zu schaffen.»

Erwin Weyermann blickt gern auf die Zeit als Militärtrompeter zurück: «Wir durften jeden Tag Musik spielen – was gibt es Schöneres, als sein Hobby während des ganzen Militärdienstes ausüben zu können?» Die Militärtrompete behielt er nach dem Ende der Dienstzeit gern. Das Militärvelo dagegen tauschte er gegen ein Rennrad, mit dem er unzählige Touren in der näheren und ferneren Umgebung unternahm.

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An diesem Webstuhl hat Alice Weyermann Stoff für Trachten gewoben. Sie selbst besitzt 16 Trachten.
Alice und Erwin Weyermann als junge Eheleute. 
An diesem Webstuhl hat Alice Weyermann Stoff für Trachten gewoben. Sie selbst besitzt 16 Trachten.

Vom Bauern zum Carfahrer

1953 konnte das Ehepaar Weyermann einen Pachtbetrieb auf der anderen Seite der Buchenegg, in Adliswil, übernehmen, doch dann setzte im Sihltal der Bauboom ein: «Der Landverlust durch die Bauerei führte dazu, dass ich den Hof 1966 aufgeben musste. Von da an arbeitete ich 25 Jahre lang als Carchauffeur und Reiseleiter. Über 400 Auslandreisen habe ich durchgeführt, zu meinen Auftraggebern gehörten Leute von Pfarrer Sieber bis zu höchsten UNO-Mitarbeitern.»

Mit 80 fuhr Erwin Weyermann noch mit dem Rad über Alpenpässe. Diese Zeit sei nun leider vorbei: «Seit meinem Herzinfarkt schaffe ich es nicht einmal mehr auf die Buchenegg.» Auch an Alice Weyermann sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Heute pflegt Erwin Weyermann seine Frau, unterstützt von der Spitex, ohne deren Hilfe die Pflege zu Hause nicht mehr möglich wäre.

Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept für eine derart lange Ehe meint Erwin Weyermann, ein Rezept gebe es nicht, aber: «Wir haben vier Kinder und sind mit ihnen zusammen eine verschworene Einheit, in der jeder jedem hilft. Acht Enkel und dreizehn Urenkel gehören zu unserem Clan, und wir freuen uns über jedes Zusammentreffen.»

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