Memoiren der Clinton-Beraterin Sie gab sich die Schuld an Donald Trumps Sieg
Huma Abedin hat so viel erlebt, dass sie mit 45 ihre filmreife Lebensgeschichte veröffentlicht. Sie kulminiert im Sexting-Skandal um ihren Ex-Mann, der gleich mehrere Karrieren torpedierte.

Nur das Leben kann eine Geschichte schreiben wie die von Huma Abedin. Früh galt sie als «Mystery Woman», die an der Seite von Hillary Clinton eine Bilderbuchkarriere machte. Die Tochter eines indisch-pakistanischen Professorenpaars war in Saudiarabien aufgewachsen. Bei den Clintons stieg sie ironischerweise ausgerechnet an jenem Tag als Praktikantin ein, an dem Bill seine Affäre mit Monica Lewinsky leugnete, die treue Ehefrau im Hintergrund.
Abedin selbst erwarteten noch viel schlimmere Demütigungen. Die Ausschweifungen ihres späteren Ehemanns dürften gar in einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen Hillary Clinton den Wahlsieg gekostet haben. Wie sich diese Tragödie ihrem Tiefpunkt entgegenquält, schildert die 45-Jährige nun in ihren Memoiren.
Sie hatte auf den Falschen gewartet
Die Warnzeichen waren früh sichtbar. Abedin hatte sich zur Vertrauten Clintons hochgearbeitet. Sie war verlobt mit Anthony Weiner, einem Repräsentanten aus New York, als sie auf seinem Handy Flirt-Nachrichten einer Frau fand. Doch Abedin liess sich einlullen. Als gläubige Muslimin hatte sie auf den Richtigen gewartet. Bis sie mit 30 Weiner kennen lernte.
Bill Clinton führte 2010 durch die Hochzeitsfeier. Er konnte nicht ahnen, dass er damit seiner Frau die Wahl zur ersten Präsidentin vermasselte. 2011, Abedin war schwanger, stellte Weiner ein Foto seines Unterleibs auf Twitter – ein Irrtum, wie er sagte. Die Neugier war geweckt, bald wurden intime Bildnachrichten an mehrere Frauen publik. Weiner trat zurück, kroch zu Kreuze.
«Verliert sie diese Wahl, sind du und ich daran schuld.»
Nur zwei Jahre danach, Weiner kandidierte gerade als Mayor von New York, tauchten pikante Fotos auf, die er als «Carlos Danger» versandt hatte. Stets stand ihm Abedin zur Seite. Wegen des Gelds, für den Sohn, wie sie schreibt. Es gelang ihr, das Berufsleben abzuschirmen; an Clintons Seite erarbeitete sie sich breite Anerkennung.
Die Katharsis folgte 2016, als Abedins Privatleben brutal mit ihrem Berufsleben kollidierte. Diesmal zeigte Weiners anzügliches Foto auch seinen schlafenden Sohn. Der Kinderschutz schaltete sich ein, es stellte sich heraus, dass Weiner einer 15-Jährigen Nacktfotos geschickt hatte. Er musste ins Gefängnis.
Abedin reichte die Scheidung ein, doch das Schlimmste stand erst bevor. Clinton lieferte sich in jenen letzten Monaten der Kampagne ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Donald Trump. Erst gerade war ein Skandal verebbt: Das FBI hatte Ermittlungen eingestellt, ob sie als Aussenministerin ihre E-Mails nachlässig gesichert hatte, nachdem Hacker eine Sammlung davon geleakt hatten.
Das Zünglein an der Waage zugunsten von Donald Trump?
In einer unglaublichen Wendung animierten Weiners Unterwäsche-Selfies das FBI dazu, den Fall neu aufzurollen – elf Tage vor dem Wahltermin, nachdem Ermittler auf Weiners Computer auch Kopien von E-Mails zwischen Clinton und Abedin gefunden hatten. «Verliert sie diese Wahl, sind du und ich daran schuld», schrieb Abedin an Weiner. Der Rest ist Geschichte. Zwei Tage vor dem Wahltag stellte FBI-Direktor James Comey die Untersuchung wieder ein. Der Schaden war angerichtet, Clinton verpasste die Wahl gegen Donald Trump knapp.
Nicht sie, sondern Comey sei schuld an Clintons Niederlage, findet Abedin heute. Nachdem jahrelang andere ihr Leben beschrieben haben, erzählt Clintons mysteriöse Stabschefin ihre Geschichte nun selbst.
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