Das Grauen der Demokraten
Hillary 2020? «Ich wäre gern Präsidentin», sagt Hillary Clinton. Das Kandidatenkarussell für die Präsidentschaftswahl beginnt sich zu drehen.
Noch sind die letzten Stimmzettel der Zwischenwahlen in Florida nicht nachgezählt, da steht den Amerikanern bereits der nächste Zirkus ins Haus: die Präsidentschaftswahl 2020. Während Donald Trump bei Spendern schon eifrig den Klingelbeutel für seine Wiederwahl kreisen lässt, plustert sich eine Horde von Demokraten auf, um Trump im November 2020 politisch zu beerdigen.
Nicht einmal ein Jahr ist es hin, bis die demokratische Schar über die abgemähten Maisfelder im mittwestlichen Iowa stolpern wird, wo im Januar 2020 die ersten Parteiversammlungen zur Auswahl des Präsidentschaftskandidaten stattfinden. Gleich drei Demokraten lieferten am Montag Gesprächsstoff, darunter die Verliererin von 2016. Im «Wall Street Journal» schrieben der frühere Clinton-Berater Mark Penn und Andrew Stein, ein demokratischer Insider aus New York, Hillary Clinton werde 2020 neuerlich antreten – eine Vorstellung, die manche Demokraten mit Grauen erfüllt.
Sie werde sich neu erfinden als «linker Heisssporn», glauben Penn und Stein. Clinton selber wiegelte vor Wochen zwar ab, bekannte jedoch, dass sie «gern Präsidentin» wäre. Womöglich vernimmt auch sie jenes «Crescendo» bittender Fans, das den demokratischen Senator Sherrod Brown aus Ohio eigenem Bekunden zufolge dazu bewegt, den Hut in den Ring zu werfen.
«Linke Populisten» fordern Trump heraus
Neben ihm kündigte am Montag überdies ein gewisser Richard Ojeda aus West Virginia an, sich gleichfalls um die demokratische Kandidatur zu bewerben. Ojeda verlor soeben den Kampf um ein Mandat im Repräsentantenhaus, schnitt jedoch in seinem Trump verfallenen Heimatstaat so gut ab, dass er sich zu Höherem berufen fühlt. Von Hillary hält er nichts, wie Sherrod Brown will Richard Ojeda ein «linker Populist» sein und es dem Schein-Populisten Trump zeigen. Die Wähler in den armen Appalachen «könnten sich nicht einmal eine einzige Runde Golf» auf Trumps «schicken Golfplätzen» leisten, sagt er.
Ob Ojeda damit weit kommt, sei dahingestellt. Denn die Konkurrenz ist hart, Schwergewichte wie Ex-Vizepräsident Joe Biden und der linke Senator Bernie Sanders springen wohl ebenso auf das Kandidatenkarussell wie diverse Aussenseiter. Biden und Sanders sind gestandene Politiker, die gleichwohl ihren Zenith überschritten haben. Sie sind Trump an Jahren ebenbürtig, womit der Urnengang 2020 zu einer Auseinandersetzung zwischen Senioren geriete.
Shooting Stars und Milliardäre
Die beiden demokratischen Platzhirsche werden schon jetzt umzingelt von einem Rudel ehrgeiziger Senatoren, denen der Senat zu klein geworden ist. Neben Sherrod Brown zieht es den Afroamerikaner Cory Booker (New Jersey) ebenso ins Weisse Haus wie die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand («ich werde lang und hart darüber nachdenken») oder Minnesotas Amy Klobuchar. Ihr Ehrgeiz hat Tradition: Seit der Senat existiert, halten sich seine Mitglieder für potenzielle Präsidenten.
Die besten Chancen auf die demokratische Kandidatur werden derzeit den Senatoren Elizabeth Warren (Massachusetts), einer Ikone des linken Parteiflügels, sowie Kamala Harris (Kalifornien) eingeräumt. Harris, die Tochter eines jamaikanischen Vaters und einer indischen Mutter, gilt als Shooting Star, auch sie rechnet sich dem linken Flügel zu. Damit nicht genug, sondieren der ehemalige New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg sowie Howard Schultz, Ex-CEO von Starbucks, das politische Terrain ebenso wie weniger bekannte demokratische Gouverneure, Kongressabgeordnete und Bürgermeister.
TV-Debatten mit zehn und mehr Kandidaten sind denkbar.
Drin im Rennen ist bereits Julian Castro, ehemals Bürgermeister von San Antonio und Wohnungsbauminister in der Regierung Obama. «Ich werde es wahrscheinlich machen», vertraute der Latino dem Magazin «Rolling Stone» an.
Die Masse möglicher Kandidaten verspricht einen fulminanten innerparteilichen Vorwahlkampf und dürfte demokratischen Strategen, Demoskopen und Wahlkampf-Organisatoren hohe Gehälter und interessante Arbeitsmöglichkeiten bescheren. TV-Debatten mit zehn und mehr Kandidaten sind vorstellbar, der Vorwahlkampf wird sicherlich mehr Geld als jemals zuvor verschlingen.
Besonders wenn Hillary Cinton tatsächlich einsteigt: Die ehemalige Aussenministerin werde «die beschämende Niederlage durch einen Amateur nicht als letztes Kapitel ihrer Karriere hinnehmen», schreiben Penn und Stein. Der «Amateur» könnte Clinton 2020 freilich erneut schlagen. Und das wäre mit Sicherheit das letzte Kapitel in ihrer Karriere.
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