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Preisträgerin aus Thalwil
Sie animiert Büchermuffel zum Lesen

Wie wichtig das Lesen ist, darauf möchte Annette Boll aufmerksam machen. Sie hofft, dass mit ihren Projekten möglichst viele Menschen das Lesen für sich entdecken. 
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Damit auch Lesemuffel ihre Begeisterung für Buchstaben, Sprache, Geschichten und Literatur entdecken, hat Annette Boll, Lese- und Literaturpädagogin, schon einige Projekte ins Leben gerufen. Diese drehen sich ums Thema Lesen, Schreiben und Literaturvermittlung. Die Thalwilerin hat auch schon oft selbst vorgelesen. «Einmal habe ich in einer Klasse vorgelesen. Noch bevor ich begonnen habe, hat mir ein Kind gesagt: Ich finde lesen langweilig», berichtet sie. Beim Vorlesen fiel Annette Boll dann aber auf, wie konzentriert und gespannt ihr das Kind an den Lippen hing. 

Ob für den Busfahrplan, eine Textaufgabe in Mathematik, den Beipackzettel von Medikamenten oder die Zeitung: Ständig benötige man die Kompetenz des Lesens, sagt Boll und fügt hinzu: «Doch längst nicht alle Kinder und Erwachsenen lesen gern.»

Wie wichtig eine gute Lesekompetenz jedoch ist, um Texte auch in einer Flut von Informationen zu verstehen, zu reflektieren und sich eine eigene Meinung bilden zu können, versucht sie ins Bewusstsein der Menschen aller Altersstufen zu rufen. «Wer in einen Text eintauchen und das Kopfkino anschalten kann, tut zudem etwas Gutes für sich. Denn Lesen fördert nicht nur den Wortschatz, sondern auch die Konzentration und kann zugleich entspannend wirken», ergänzt sie. 

Lesestoff verknüpfen

Doch sie stösst nicht immer auf offene Ohren. «‹Es betrifft mich nicht, denn mein Kind kann ja lesen›, bekomme ich hin und wieder zu hören», sagt Annette Boll. Dabei werde oft nicht bedacht, dass eine geringe Lesekompetenz nicht nur individuelle Auswirkungen für Betroffene habe, sondern letztendlich auch für die gesamte Gesellschaft. «Es sollte uns allen daher zu denken geben, wenn ein Viertel der Jugendlichen Mühe hat, Texte zu verstehen», sagt Boll. Denn das setze sich in der beruflichen Welt fort. 

Den Appetit aufs Lesen regt Boll an, indem sie Verbindungen knüpft zwischen Menschen, Vereinen, Schulen und Institutionen. Als aktuelles Beispiel nennt sie den Anlass «Literarische Segelfahrt», der im März in der Bibliothek Rüschlikon im Rahmen des Biblio-Weekends stattfand. «Dort habe ich diverse Bücher rund ums Thema Segeln, abenteuerliche Segelfahrten und andere Aufbrüche im Leben vorgestellt», sagt sie. Zusätzlich war auch ein Mitglied des nahen Segelclubs anwesend. «Er brachte den Anwesenden verschiedene Knoten bei und ergänzte spontan meine Ausführungen zum Segeln», berichtet Boll. Schliesslich sei er überrascht gewesen, wie spannend Bücher sein können. 

«Nach der Veranstaltung entdeckte mein 10-jähriger Sohn das Buch des Profiseglers Boris Herrmann ‹Allein zwischen Himmel und Meer›, das wir nun gemeinsam lesen», sagt Boll. Sie wünscht sich, dass Eltern das Vorlesen oder das gemeinsame Lesen mit ihren Kindern als Chance sehen, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, sich auszutauschen oder einfach Spass zu haben. Gleichzeitig würden sie so auch zum Vorbild für die Kinder werden. Denn Kinder, denen regelmässig vorgelesen wird, verfügen über einen grösseren Wortschatz und lernen leichter lesen und schreiben als Gleichaltrige ohne Vorleseerfahrung.

Nachhaltiges Projekt

Vorbildcharakter hatten auch ein Polizist und der Gemeindepräsident, die im Rahmen des Lese- und Vorlesefestivals «Thalwil liest vor» Polizeigeschichten und ein Kinderbuch über Demokratie vorlasen. Der Anlass, der 2019 von Annette Boll ins Leben gerufen wurde und seither alle zwei Jahre stattfindet, hat sich bereits in Thalwil etabliert. Das Festival möchte mit einem abwechslungsreichen und altersübergreifenden Programm Lesefreude wecken und einen Beitrag zur Erhöhung der Lesekompetenz leisten. 

Als Anerkennung für ihre Arbeit hat Annette Boll den diesjährigen Kulturförderpreis der Gemeinde Thalwil erhalten. «‹Thalwil liest vor› ist ein beeindruckendes und nachhaltiges Projekt», sagt Gemeinderat Gesellschaft und Sicherheit, Davide Loss (SP). Annette Boll schaffe es nicht nur, über alle Generationen hinweg Menschen zum Lesen zu animieren, es gelinge ihr auch, namhafte Vorleser und Autoren für den Anlass zu gewinnen. Und das über die Gemeindegrenzen hinweg, denn auch die Partnergemeinde Val Müstair habe sie in den Anlass mit einbezogen und so Menschen aus den beiden Gemeinden miteinander vernetzt. Verliehen wird ihr der Preis im Rahmen der Kulturtage Thalwil am 24. Juni um 20 Uhr im Garten des Pfisterhauses.

Annette Boll ist dankbar für den Preis, der mit 4000 Franken dotiert ist. «Für mich ist das ein Zeichen, dass die Gemeinde das Thema als ebenso wichtig erachtet wie ich», sagt sie. Inzwischen steckt sie mit ihrem Team bereits mitten in den Vorbereitungen für «Thalwil liest vor», das nächstes Jahr wieder stattfinden wird. 

Gleich zwei Frauen haben 2021 den Kulturförderpreis gewonnen: die langjährige Kuratorin des Ortsmuseums und Kennerin der Thalwiler Geschichte Ariana Berchtold und die Sängerin und Musikpädagogin Julia Schiwowa. Verliehen wird diese Anerkennung seit 1991 alle zwei Jahre an eine Person oder eine Institution, die sich in besonderem Mass für das Thalwiler Kulturleben verdient gemacht hat. 

Die Preisverleihung findet am 24. Juni um 20 Uhr im Rahmen der Kulturtage im Garten des Pfisterhauses statt. Bei Regen in der Schützenhalle in Thalwil.  

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