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Meinung

Nadine Jürgensen über Kampagnen gegen Frauen
Sexismus kann Existenzen vernichten

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Was tun, wenn man ungerechtfertigter medialer Kritik ausgesetzt ist? Diese Frage müssen sich zahlreiche Frauen in der Öffentlichkeit stellen. Etwa die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock: Auf prorussischen Social-Media-Accounts wurde ein Interview mit ihr verbreitet, das sinnverfälschend zusammengeschnitten war: so, als würde sie die Unterstützung der Ukraine über die Meinung der deutschen Wahlbevölkerung stellen. Die Medien griffen die Desinformation auf. #BaerbockRücktritt ging viral.

Solche Desinformationskampagnen gegen Frauen in der Politik haben System: Laut der Studie «Monetizing Misogyny» führen Hass- oder Desinformationskampagnen dazu, dass sich Frauen aus der Politik zurückziehen – oder gar nicht erst einsteigen: «Geschlechtsspezifische Desinformation ist nicht nur falsche Information. Emotionale und wertende Inhalte werden wie eine Waffe benutzt, um die Frauen gezielt zu schwächen.»

Berichterstattung, die auf die Frau zielt, betrifft nicht nur Politikerinnen, Journalistinnen, Künstlerinnen oder Sportlerinnen, sondern auch Unternehmerinnen. Auf sie wirkt ungerechtfertigte Kritik doppelt: auf die eigene Person und auf die Firma.

Geschäftsschädigend wurde kürzlich über die Schweizer Unternehmerin Yaël Meier berichtet. Im Printtitel eines Artikels wurde suggeriert, eines ihrer beiden Start-ups sei zum Scheitern verurteilt. Yaël Meier ist jung und smart. Kritik an ihr lässt sich zu Geld machen, weil ihr Name gut klickt. Auf Linkedin wehrte sie sich und schwächte den Angriff damit ab.

Einmal in Umlauf gebrachte negative Berichte klingen nach – auch wenn sie inhaltlich aufgebauscht oder gar falsch sind. Aber sie still auszusitzen kann auch so gedeutet werden, als sei etwas an der Sache dran.

Deshalb musste sich auch unser Start-up wehren, als kurz nach dem Start ein Blog gegen unsere Mitgründerin Patrizia Laeri hetzte. Der Autor verspottete und sexualisierte die Ökonomin und Mutter. Nicht nur wurde sie gedemütigt, immer wieder wurde über unser Unternehmen geschäftsschädigend und nicht faktentreu berichtet.

Wir wurden von unserer Rechtsschutzversicherung unterstützt, haben geklagt und vor Gericht gewonnen – die unsachliche Berichterstattung mit Schlagseite gegen uns (und viele andere) gehört aber weiterhin zum Geschäftsmodell des Blogs.

Die Politologin Regula Stämpfli und die Publizistin Isabel Rohner bringen auf den Punkt, inwiefern solche Angriffe ökonomisch wirken: «Sexismus ist nicht einfach frauenfeindliche Kultur, sondern kommt der Enteignung gleich: Die attackierten Frauen werden nicht nur als Person, sondern als Berufsfrauen angegriffen und der Möglichkeit der Kapitalbildung beraubt», schreiben sie.

Ökonomischer Sexismus kann Existenzen vernichten. Deshalb ist es wichtig, sich zu wehren, sich nicht beirren zu lassen und mit Taten das Gegenteil zu beweisen.