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Präsident von Senegal
Er fordert die frühere Kolonialmacht Frankreich heraus

(FILES) Senegal's President Bassirou Diomaye Faye (L) shakes hands with France's President Emmanuel Macron as they meet at the Elysee Presidential Palace in Paris on June 20, 2024. Senegal's President Bassirou Diomaye Faye told AFP on November 28, 2024 that France should close its military bases in the West African state as it prepared to mark the 80th anniversary of a notorious colonial slaughter. (Photo by Ludovic MARIN / AFP)
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Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye hat vergangene Woche Post aus Paris erhalten, von seinem Kollegen Emmanuel Macron. In dem Brief, so berichtete es Faye hinterher, tat Macron etwas, das zuvor noch kein französischer Präsident getan hatte: Er bezeichnete die Ereignisse vom 1. Dezember 1944 auf dem Militärstützpunkt Thiaroye als «Massaker».

Am Morgen dieses Tages vor 80 Jahren hatte sich die französische Kolonialregierung entschieden, den anhaltenden Protesten der Tirailleurs sénégalais in Thiaroye ein gewaltsames Ende zu bereiten. So hiessen die Soldaten aus den französischen Kolonien in Afrika, die für Frankreich in Europa gegen Hitlerdeutschland kämpften. Für etwa 1600 von ihnen war der Krieg zu diesem Zeitpunkt vorbei, sie waren auf dem Weg nach Hause. Aber erst wollten sie ihren Sold. Doch ihr Protest wurde niedergeschossen.

Frankreich sieht sich schon lange dem Vorwurf ausgesetzt, den Vorfall unter den Teppich der Geschichte gekehrt zu haben. Dass Macron nun erstmals von einem Massaker spricht, ist deshalb bemerkenswert. Bemerkenswert ist aber auch, wie Senegals Präsident reagierte. «Das ist ein grosser Schritt», sagte Faye in einem Interview mit «Le Monde» kühl. «Aber es reicht nicht.»

Für Faye war der 1. Dezember eine willkommene Gelegenheit, die ohnehin schon grosse Distanz zu Frankreich noch einmal zu vergrössern – und damit weiter an der Erfüllung seines zentralen Wahlversprechens zu arbeiten. Ende März war er überraschend zum Präsidenten gewählt worden, weil er einen radikalen Bruch mit Paris in Aussicht gestellt hatte. Frankreich habe Senegal nach der Unabhängigkeit 1960 in einem Zustand neokolonialer Abhängigkeit gehalten.

Bassirou Diomaye Faye beschreibt Gespräch mit Putin als «sehr herzlich»

Im Wahlkampf versprach Faye radikale Reformen. Doch bisher ist nicht viel passiert, wofür Faye vor allem einen Grund ausmachte: Im Parlament hatte er in den ersten Monaten seiner Amtszeit keine Mehrheit. Also führte er Neuwahlen herbei, aus denen seine Partei Pastef im November als grosse Siegerin hervorging. Gut möglich, dass das Projekt «Bruch mit der Vergangenheit» erst jetzt so richtig losgeht.

Was das für Frankreich bedeuten könnte, hat Faye bereits deutlich gemacht. «Es wird bald keine französischen Soldaten mehr in Senegal geben», sagte er im Interview mit «Le Monde». Für Paris wäre es das nächste Kapitel des schmachvollen Rückzugs aus Afrika.

Frankreich sei nach wie vor ein wichtiger Partner, sagte Faye, nur eben kein bevorzugter mehr. Man sei offen für neue Beziehungen. Zum Beispiel mit Wladimir Putin. Ende November telefonierte Faye mit Russlands Präsident. Das Gespräch sei «sehr fruchtbar und sehr herzlich» gewesen, teilte er hinterher mit.