Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Porträt von Mathias Reynard
Selbst die frömmsten Katholiken wählten ihn

«Es gibt auch ein Leben abseits der Politik»: Mathias Reynard, frisch gewählter Staatsrat der SP im Wallis.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Seinen Sonderplatz in den Walliser Geschichtsbüchern hat Mathias Reynard auf sicher. Die Walliserinnen und Walliser haben den erst 33-jährigen Sekundarlehrer und SP-Nationalrat am Sonntag in ihre Kantonsregierung gewählt. Kein Staatsrat war jünger als Reynard. Nur einer war gleich alt, Maurice Troillet. Der Jurist und Notar war ebenfalls 33 Jahre jung, als er 1913 in die Regierung kam. Das Amt gefiel Troillet offenbar derart gut, dass er gleich 40 Jahre lang durchregierte. Will Mathias Reynard Troillet übertreffen? Reynard lacht. «Ich verspreche, vorher zurückzutreten. Es gibt auch ein Leben abseits der Politik», sagt er.

«Ich bin mit dem Piercing gewählt worden, also werde ich es sicher auch an meinem ersten Arbeitstag tragen.»

Mathias Reynard

Die gute Laune ist ein Markenzeichen Reynards, der seit zehn Jahren im Nationalrat politisiert. Seine Ernsthaftigkeit verbirgt er hinter seiner ansteckenden Freundlichkeit, seine Ambitionen hinter seiner nonchalanten Art und seinem legeren Outfit.

Eine Auffälligkeit: Reynard trägt ein Augenbrauen-Piercing. Wird er es auch als Staatsrat tragen? «Ich bin mit dem Piercing gewählt worden, also werde ich es sicher auch an meinem ersten Arbeitstag tragen», sagt er. Doch einzelne Wähler hätten ihm bereits zu verstehen gegeben, dass sie sich einen Magistraten mit Piercing schlecht vorstellen könnten, und langsam entwachse er der Altersgruppe der Piercingträger, so Reynard.

Das Schmuckstück könnte also in einer Schatulle verschwinden. Liegt dafür eine Krawatte bereit? Wenn ein Reglement das Krawattentragen verlange, würde er sich eine umbinden, sagt Reynard.

Tanz und Folklore

Seine Wandelbarkeit ist mit ein Grund, warum er bei den Regierungswahlen mit fast 50’000 Stimmen von Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern das drittbeste Resultat erzielte. In seiner Heimatgemeinde Savièse engagiert sich der Sozialdemokrat im lokalen Tanz- und Folkloreverein. Im Festumzug an Fronleichnam marschiert er stets in der historischen Uniform der Herrgottsgrenadiere durchs Dorf. Gerade die Offenheit für religiöse Traditionen animierte selbst die frömmsten Katholiken dazu, für ihn zu stimmen.

«Ich habe nie davon geträumt, Staatsrat zu werden.»

Mathias Reynard

«Ich habe nie davon geträumt, Staatsrat zu werden», markiert der Sekundarlehrer Bescheidenheit. Aber jetzt, ins Amt gewählt, sei er sich sicher: «Ich kann in der Regierung etwas bewegen.»

Was er bewegen will, weiss er genau. Im Bundeshaus habe er sich unter anderem für einen starken Service public und die Lohn- und Geschlechtergleichheit eingesetzt. Reynards grösster Erfolg als Bundespolitiker war die Aufnahme eines Homophobieverbots ins Schweizerische Strafgesetzbuch.

Zuerst Corona bewältigen

Seine in Bern begonnene Arbeit wolle er im Wallis weiterführen, sagt er. Reynard sieht sogar den Vorteil, dass er als Regierungsrat Dinge zügiger vorantreiben kann als im Nationalrat. Er wolle rasch zusätzliche Krippenplätze schaffen und damit die Sozial- und Familienpolitik stärken, nennt Reynard ein Beispiel.

Tatsächlich zeichnet sich ab, dass Reynard das Departement für Gesundheit, Kultur und Soziales übernehmen wird. Als Gesundheitsdirektor würden ihn grosse Herausforderungen erwarten. Zuerst muss er sich mit der Bewältigung der Corona-Pandemie herumschlagen. Doch schon bald könnte er sich in den Walliser Geschichtsbüchern einen weiteren Platz für die Ewigkeit sichern. Geplant ist, dass der neue Gesundheitsdirektor der Stadt Brig ein nigelnagelneues Spital schenken wird.