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Budgetiert war ein Minus
Seegemeinden verschätzen sich um 180 Millionen Franken 

Anstelle eines Verlusts erzielten die meisten Gemeinden in den Seebezirken einen Millionengewinn.
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188’000 neue iPhones, eine Flotte von 35 Privatjets oder ein Erste-Klasse-GA für die nächsten 27’000 Jahre – es gibt viele Dinge, die man sich mit 175 Millionen Franken leisten könnte. Zu sagen, dass die Gemeinden um den See auf ein «solides Finanzjahr» zurückschauen, wäre wohl untertrieben.

Von den 20 Kommunen in den Bezirken Meilen und Horgen hat keine einzige das vergangene Jahr im Minus beendet – obwohl mehr als die Hälfte ein solches budgetiert hatte. In der Summe hatten die Seegemeinden sogar ein Minus von fast 8 Millionen Franken vorgesehen. Herausgekommen ist stattdessen ein Riesengewinn von über 175 Millionen. 

Höhere Steuereinnahmen

Auch wenn sich die Zahlen durchs Band schwarz bis tiefschwarz präsentieren, gibt es einige Gemeinden, die besonders herausstechen. Das grösste Delta zwischen Budget und Abschluss weist Zollikon auf: Anstelle eines prognostizierten, bescheidenen Überschusses von 2 Millionen Franken schloss die Gemeinde das Jahr ganze 25 Millionen positiver ab und erzielte damit den grössten Gewinn um den See. Als Grund nennt sie die hohen Steuereinnahmen, welche trotz Steuerfusssenkung weiter gestiegen sind. 

Ebenfalls weit neben dem Budget lag Zumikon. Anstelle eines Ertragsüberschusses von 7,7 Millionen landete die Nachbargemeinde fast 26 Millionen Franken im Plus. Gemäss Mitteilung der Gemeinde basierte das positive Ergebnis hauptsächlich auf dem Verkauf des ehemaligen Feuerwehrgebäudes und den höheren Steuereinnahmen. Insgesamt überstiegen die Einnahmen die Ausgaben der Gemeinden am rechten Ufer um rund 117 Millionen.

Einzige Gemeinde unter Budget

Markante Mehreinnahmen hatte auch die Stadt Adliswil am linken Ufer zu vermelden. Die 19’000-Einwohner-Gemeinde schloss die Rechnung mit 13,6 Millionen Ertragsüberschuss, obwohl ein knappes Minus budgetiert war. Das lag insbesondere daran, dass allein die Grundstückgewinnsteuer mehr als 15 Millionen in die Kasse spülte.

Unter den Erwartungen lag der Abschluss nur in einer einzigen Gemeinde: Rüschlikon schloss die Rechnung des vergangenen Jahres mit nur 600’000 Franken Überschuss. Veranschlagt war jedoch ein Plus von 2,6 Millionen. Im Wesentlichen habe das laut Mitteilung an höher eingeschätzten Steuererträgen gelegen. Einen spezifischen Grund für den ungewöhnlichen Rückgang konnte die Gemeinde nicht nennen. Rüschlikon bleibt jedoch die klare Ausnahme: In Summe lag der Ertragsüberschuss der neun linksufrigen Gemeinden bei fast 58 Millionen.

Erschwerte Planung 

Dass Voranschlag und Realität des Finanzhaushalts im Jahr 2022 weit auseinanderklafften, betrifft nicht nur den Zürichsee. Bis auf zwei Ausnahmen – Waadt und Neuenburg – haben alle Kantone das Jahr durchs Band besser abgeschlossen, als sie ursprünglich erwartet hatten. Für den Kanton Zürich resultierte der Jahresabschluss sogar in einer halben Milliarde Gewinn – obwohl eine halbe Milliarde Verlust vorgesehen war. 

Alexander Haus, Leiter der Abteilung Gemeindefinanzen des Kantons, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung: «Es ist zu beobachten, dass die Staatsebenen in der Schweiz eher konservativ budgetieren.» Da die Budgets während des Pandemiejahrs 2021 erstellt wurden, sei es schwer gewesen, deren finanziellen Auswirkungen abzuschätzen. Wider Erwarten erwies sich die Wirtschaftslage, insbesondere auch im Kanton Zürich, gegenüber den Krisenereignissen als relativ resistent. «Das zeigt sich beispielsweise an der Arbeitsmarktentwicklung, welche das optimistischste Szenario in der Pandemie übertraf.»

«Anspruchsvolle Aufgabe»

Doch wem kommt der Überschuss nun zugute? Grundsätzlich ist das klar geregelt: «Aus Buchhaltungsoptik fällt der Ertragsüberschuss dem Eigenkapital zu», sagt Haus. Was dann mit dem Eigenkapital einer jeweiligen Gemeinde geschehe, sei in erster Linie eine politische Frage. Klar ist aber, dass vom Geldsegen auch ärmere Zürcher Gemeinden über den Finanzausgleich profitieren. Wie viel die See-Gemeinden in diesen Topf abliefern müssen, steht noch nicht fest.

«Eine zuverlässige Budgetierung ist eine anspruchsvolle Aufgabe», sagt Haus. Sie setze ein gutes Verständnis für die finanziellen Entwicklungen der Zukunft voraus – welche im Jahr 2021 mit mehr Unsicherheiten als üblich behaftet waren. Um zu verhindern, das nächste Mal erneut so stark übers Ziel hinauszuschiessen, lohne sich aber auf jeden Fall der Blick zurück, weshalb es in der Vergangenheit zu Abweichungen gekommen sei.

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