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Späte Antwort auf die Smartwatch
Schweizer wollen Apple einholen

Einmal aufgeladen, läuft die neue Smartwatch von Tissot etwa sechs Monate.
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Die hiesige Uhrenindustrie brauchte fünf Jahre, um eine rein schweizerische Antwort auf die Smartwatch des US-Technologiekonzerns Apple zu finden. Seit Anfang September ist die T-Touch Connect Solar der Marke Tissot hierzulande ab knapp 1000 Franken im Handel erhältlich.

Die T-Touch Connect Solar gilt deswegen als erste Smartwatch «made in Switzerland», weil der Tissot-Mutterkonzern Swatch Group auch das Betriebssystem der vernetzten Uhr in der Schweiz entwickelt hat.

Tissot-Chef Sylvain Dolla zeigt sich auf Anfrage zufrieden mit den ersten Wochen: «Die Verkäufe laufen gut, vor allem via Onlinehandel. Daraus schliesse ich, dass das Interesse der Schweizer Konsumenten vorhanden ist.» Das stimme ihn zuversichtlich, wenn die neue Smartwatch von Tissot Ende Jahr europaweit lanciert werde.

Nicht alle teilen die Euphorie. Kritiker sagen, dass die Schweizer Uhrenindustrie zu spät reagiert habe. Sie meinen damit vor allem den weltweiten Marktführer Swatch Group mit Sitz in Biel um Konzernchef Nick Hayek.

So gehen Schätzungen des US-Marktforschungsinstituts Strategy Analytics davon aus, dass Apple im vergangenen Jahr weltweit 31 Millionen Smartwatches abgesetzt hat. Im Vergleich dazu hat die Schweizer Uhrenindustrie 21 Millionen Uhren exportiert.

Ist die Zeit der klassischen Armbanduhr also bald abgelaufen? Werden wir in Zukunft nur noch schrille Hinweistöne am Armgelenk hören anstatt ein vertrautes Ticken?

Branchenkenner Oliver Müller sagt dem klassischen Zeitmesser noch ein langes Leben voraus. «Die klassische Armbanduhr wird ihren Wert als Statussymbol behalten», sagt der Inhaber der Waadtländer Firma Luxeconsult, welche die Luxusgüterindustrie berät.

Die Branche werde aber Antworten finden müssen auf sich ändernde Gewohnheiten bei den jüngeren Konsumenten. Dazu gehöre, dass jüngere Generationen die Zeit vermehrt vom Smartphone abläsen oder Uhren als Erweiterung des Smartphones am Handgelenk verstünden. «Die Frage ist, ob heranwachsende Käufer ‹Swiss made› immer noch als Mehrwert betrachten werden», sagt Müller.

«Zugegeben, Apple verkauft mehr Uhren als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie», sagt der Wirtschaftsprofessor Pierre-Yves Donzé von der Universität Kyoto in Japan. «Wenn man aber bedenkt, dass jedes Jahr weltweit mehr als eine Milliarde Uhren produziert werden, hat Apple mengenmässig nur einen kleinen Anteil», so der gebürtige Neuenburger, der zur Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie forscht.

Donzé hält fest, dass die branchenfremden Hersteller von Smartwatches vor allem mit ihrer Preispolitik der Schweizer Uhrenindustrie zusetzen. Sie bieten ihre kleinen Computer fürs Handgelenk zu erschwinglichen Preisen an.

Luxusuhren als Rückversicherung

Damit gerät die Schweizer Uhrenindustrie vor allem im Einstiegssegment unter Druck, wo Marken wie Swatch, Mondaine, Victorinox oder eben Tissot angesiedelt sind. «Im Luxussegment bleibt die Branche aber sehr stark», sagt Donzé. «Die Armbanduhr ist also nicht am Ende, denn sie bleibt ein Modeartikel und ein Luxuszubehör».

Es ist deshalb kein Zufall, dass die neue Smartwatch von Tissot wie eine klassische Armbanduhr mit drei Zeigern und nur einem kleinen Bildschirm daherkommt. Und noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich die T-Touch vom Konkurrenzprodukt von Apple: Einmal aufgeladen, funktioniert die Uhr dank Solarzellen im Zifferblatt etwa ein halbes Jahr. Die Apple Watch muss etwa jeden zweiten Tag aufgeladen werden.

Tissot hat ehrgeizige Ziele

Die Swatch Group investierte 35 Millionen Franken und meldete 35 Patente an, um die Tissot T-Touch Connect Solar zur Marktreife zu bringen. Damit will der Uhrenkonzern das verloren gegangene Terrain gegenüber Apple wieder aufholen.

Tissot-Chef Dolla hat sich viel vorgenommen. Dereinst sollen die eigenen Smartwatches zehn Prozent am Umsatz der Marke ausmachen. Das sind geschätzte 100 Millionen Franken.