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Höhere Tarife gefordert 
Schweizer Unispitäler warnen vor finanziellem Kollaps

Die Intensivstationen der Universitätsspitäler haben während der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle bei der medizinischen Versorgung gespielt. 
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Die Universitätsspitäler sehen sich in einer paradoxen Situation: Je mehr Patientinnen und Patienten sie behandeln, desto grösser werden ihre finanziellen Verluste. Denn die mit den Krankenversicherern ausgehandelten Tarife deckten die Kosten nicht mehr, klagen die Direktoren der Grossspitäler in Zürich, Bern, Basel, Lausanne und Genf. 2022 beliefen sich die Defizite der Unispitäler auf 200 Millionen Franken, bei einem Umsatz von 8,5 Milliarden. Dieses Jahr rechnen sie mit 250 bis 300 Millionen an Verlusten. (Lesen Sie zum Thema: 50 Stunden arbeiten – Junge Spitalärzte laufen am Limit)

Besonders zu schaffen machen den Unispitälern die hohen Energiekosten sowie die allgemeine Teuerung. Dazu kommen noch die Lohnerhöhungen für das Personal. Daneben gibt es strukturelle Faktoren, die den Häusern das Leben schwer machen. Immer mehr Behandlungen erfolgen ambulant. Die Tarife decken nach Aussagen der Spitäler die Kosten im ambulanten Bereich noch weniger als bei stationären Behandlungen. Die fünf Häuser verzeichneten im letzten Jahr 4,7 Millionen ambulante Konsultationen, Tendenz steigend. 

Ruf nach 13 Prozent höherer Abgeltung 

Nun drohe der finanzielle Kollaps, warnte Uwe Jocham, Direktionspräsident der Berner Insel-Gruppe. Die finanzielle Situation habe sich nach der Pandemie dramatisch verschlechtert, eine Anpassung der Tarife sei dringend. Die Verhandlungen mit den Krankenversicherern erweisen sich aus Sicht der Spitäler allerdings als schwierig. Für ambulante Behandlungen erhalten sie pro abgerechneten Taxpunktwert heute 91 Rappen, nötig seien 1.10 Franken, also 20 Prozent mehr. Bei den stationären Behandlungen bräuchten die Spitäler um 13 Prozent höhere Abgeltungen. 

Erzielen die Universitätsspitäler bis Mitte Jahr keine Tarifeinigung mit den Krankenversichern, wollen sie die bestehenden Verträge kündigen. Dann sind die Kantone gefordert, einen Tarif festzusetzen. 

Die Spitäler sehen nicht nur ihre zentrale Rolle in der Schweizer Gesundheitsversorgung gefährdet. Auf dem Spiel stünden auch die medizinische Forschung und die Ausbildung des Personals. Nach wie vor seien die Unispitäler die bevorzugten Arbeitgeber im Gesundheitswesen. Um diese Position halten zu können, müssten die Spitäler Arbeitsbedingungen verbessern, sagte Jocham. Gregor Zünd, Direktor des Unispitals Zürich (USZ), verwies darauf, dass sich die Kosten des USZ durch bereits erfolgte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen um 30 Millionen Franken erhöhten. (Zum Thema: «Wir machten uns kaputt»: Sie waren Ärzte und stiegen aus)

Die Verbände der Krankenversicherer stehen einer flächendeckenden Tariferhöhung ablehnend gegenüber.

Die Westschweizer Unispitäler sehen sich vor die gleichen Probleme gestellt wie die Deutschschweizer Krankenhäuser. Allerdings gibt es in der Romandie bei den Kantonen eine höhere Bereitschaft, den Unispitälern finanziell unter die Arme zu greifen. 

Die beiden Verbände der Krankenversicherer stehen einer flächendeckenden Tariferhöhung ablehnend gegenüber. Eine solche Tariferhöhung würde zu einer entsprechenden Prämienerhöhung führen, warnen Curafutura und Santésuisse. Dies sei für die Prämienzahler nicht tragbar. Dies gelte umso mehr, weil die Prämien auf 2023 bereits deutlich gestiegen seien. Auch für 2024 zeichne sich eine weitere Prämienerhöhung ab.

Curafutura verweist auf blockierte Reformen, die endlich umgesetzt werden müssten. Dazu gehöre der mit der Ärzteverbindung FMH und dem Spitalverband ausgehandelte neue ambulante Tarifvertrag sowie die einheitliche Spitalfinanzierung für ambulante und stationäre Behandlungen. Santésuisse setzt auf die mit den Spitälern ausgehandelten Pauschaltarife für ambulante Behandlungen.