Kolumne «Tribüne»Schweizer Städte neu entdecken
Ursula Gut-Winterberger, Regierungsrätin 2006–2015 und Gemeindepräsidentin Küsnacht 1998–2006, berichtet über ihre letzte Entdeckung in der Schweiz.

Die neuen Corona-Entscheide des Bundesrates laden nicht zu Ausflügen ein. Aber es gibt auch eine Zeit danach. So wie wir im Frühling und Sommer neue Wanderungen unternommen haben, so lohnt es sich auch, Schweizer Städte neu zu entdecken.
Mit einer Cousine und ihrem Mann verbringen wir einmal im Jahr ein gemeinsames Wochenende, wobei das Programm abwechslungsweise bestimmt und organisiert wird. Sie wählten Solothurn. Lange ist es her, dass mein Mann und ich diese schöne Stadt mit ihrer interessanten Geschichte, die dieses Jahr ihr 2000-jähriges Bestehen feiern wollte, besuchten. An der Aare attraktiv gelegen, bezaubert sie durch wunderbare Zeugen mittelalterlicher und barocker Architektur. Man nennt Solothurn auch die Ambassadorenstadt, weil Frankreichs Botschaft mehr als 250 Jahre lang (1530–1792) in Solothurn statt in Bern residierte. So entstanden elegante Paläste und Schlösser, die der Stadt Glanz bescherten.
Natürlich besichtigten wir die Kathedrale und die Jesuitenkirche. Eine Stadtführung lohnt sich. So lernten wir, dass die Jesuiten deshalb in Solothurn so willkommen waren, weil ihre Schulen sehr anerkannt waren und es mit dem Bildungswesen in Solothurn zu dieser Zeit im Argen lag. Das Kunstmuseum enthält eine wunderbare Sammlung von Schweizer Künstlern, allen voran Werke von Cuno Amiet und Ferdinand Hodler, aber auch von Martin Disteli und Schang Hutter. Eine Besichtigung des Schlosses Waldegg zeigt die Verbandelung der französischen Gesandten mit der Solothurner Familie Besenval. Und was für ein attraktiver Samstagsmarkt inmitten der Altstadt! Auch die Dichte feiner Confiserien ist augenfällig.
Beim Flanieren durch die Altstadt entdecken wir ein kleines Museum mit dem Namen Kosciuszko. Kosciuszko war ein polnischer Freiheitsheld, der sich bereits Ende 18. Jahrhundert für Freiheits- und Menschenrechte einsetzte und Ideen des Rechtsstaates vertrat. Er kämpfte dafür in seinem Heimatland vergeblich, war zeitweilig in Amerika aktiv und verbrachte seine letzten Jahre in Solothurn. Und wenn man Lust hat, kann man sich in Solothurn auch in Adventure Rooms vergnügen. Was das ist? Man fragt am besten die Kinder, Enkel oder Freunde.
Ursula Gut-Winterberger

Fehler gefunden?Jetzt melden.