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Meinung

Kulturkampf um Muslime
Ja, der Islam gehört tatsächlich zur Schweiz

Vier Frauen sitzen mit Kopftüchern auf der Empore während des Freitagsgebets in der Moschee Wil, Schweiz, mit arabischer Kalligraphie im Hintergrund, 9. Februar 2018.
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«Liebe Musliminnen und Muslime, der Islam als Religion und Sie als Menschen gehören zur Schweiz», schrieb SP-Justizminister Beat Jans diese Woche auf dem Kurznachrichtendienst X. Es folgte der erwartbare Proteststurm. «Unglücklich» findet den Satz der FDP-Politiker Përparim Avdili. «Nein, der Islam gehört nicht zur Schweiz», kommentierte SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel.

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Man kann die Weisheit der jansschen Wortmeldung in Zweifel ziehen, zumal sie offensichtlich mehr meint als bloss eine nette Geste gegenüber Muslimen. Der Satz «Der Islam gehört zu uns» markiert vielmehr den etwas platt-unbeholfenen Versuch vieler europäischer Politiker, im Kulturkampf mit den Rechten einen gegenteiligen Akzent zu setzen.

Trotzdem ist es interessant, den Satz auf seine historische Plausibilität zu überprüfen. Denn gerade hier setzen die Rechten an, die stets die «christlich-jüdischen Wurzeln» des Abendlands betonen. Der Islam erscheint in ihrer Lesart gewissermassen als invasiver Neophyt, den es aus dem Gewächshaus der europäischen Kultur zu entfernen gelte.

Ohne Islam keine Wissenschaft

Sie liegen falsch damit, wie ein Blick zurück ins Mittelalter zeigt. Islamische Gelehrte trugen entscheidend dazu bei, dass Philosophie und Naturwissenschaft der alten Griechen erhalten blieben. Übersetzungen aus Bagdad und dem muslimischen Spanien machten den antiken Wissensfundus im lateinischen Europa erst bekannt – und ermöglichten damit den Aufbau der europäischen Forschungstradition. Ohne Islam gäbe es «keine Universitäten und keine Wissenschaft in unserer heutigen Form», konstatiert Michael Borgolte, einer der führenden Mittelalterhistoriker.

Für Borgolte ist aus historischer Perspektive klar, dass der Islam zu Europa gehört. Beat Jans hat also recht – auch wenn die Einwanderung einer grossen Zahl von Muslimen ein vergleichsweise junges Phänomen darstellt. Die Angehörigen bestimmter Religionen für unerwünscht zu erklären, damit hat Europa allerdings verhängnisvolle Erfahrungen gesammelt.