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Weekend in der Innerschweiz
Sonne anbeten in Sarnen

A beautiful view of a village in mountains, Sarnen, Switzerland
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Ein Rätsel umgibt die mächtige Sarner Pfarrkirche: Warum steht St. Peter und Paul nicht im Dorfkern, sondern etwas oberhalb am Hang?

Am 21. Juni zur Sommersonnenwende und am 21. Dezember zur Wintersonnenwende ist eine Erklärung greifbar. Aber nur, wenn das Wetter stimmt: Am längsten und am kürzesten Tag des Jahres nämlich kommt es zu einem Lichtwunder. Das eine Mal erscheint die Sonne in der Senke zwischen dem Stanserhorn und dem Chli Horn, das andere Mal in der Senke zwischen dem Nünalphorn und Huetstock. Beide Male erleuchten die ersten Strahlen die Ostfassade der Kirche, derweil das Dorf in der Düsternis liegt.

Weekendtipp Sarnen
Zur Wintersonnenwende erscheint die Sonne in der Senke zwischen Nünalphorn und Huetstock. , (Foto Kurt Sigrist, leider nur Natelfoto)

Die Pfarrkirche stehe auf einem vorchristlichen Kultort, vermutet Kurt Sigrist, 80. Der bekannte Sarner Kunstschaffende entdeckte das Phänomen und hat es bekannt gemacht. Eine Tafel des Vereins «Kulturlandschaft – Landschaft und Kultur in Obwalden» liefert vor der Kirche die nötigen Informationen.

Der alte Pranger

Vieles mehr gibt es zu bestaunen im Obwaldner Hauptort, wie sich auf einem Rundgang mit Kurt Sigrist erweist. Start am Bahnhof, die Bahnhofstrasse hinab, vorbei am herrschaftlichen Haus am Grund von 1588.

Wir erreichen den Dorfplatz. Rührend klein ist er, derweil Sarnen bereits mehr als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohner hat. Am Rathaus steht ein Stein mit einem Halseisen. Es ist der Pranger, an dem Delinquenten und Delinquentinnen dem Spott der Leute ausgesetzt waren. Anderswo entsorgte man die Pranger in der Neuzeit, man empfand sie wohl als peinlich. Derjenige von Sarnen aber, der «Lasterstein», wurde vor gut hundert Jahren von einem Regierungsrat vor der Entsorgung gerettet.

H6Y4R4 Sarnen, Switzerland - 1 October 2016: The central square of Sarnen on the Swiss Alps

Von der Brücke über die Sarneraa aus zeigt Kurt Sigrist auf die Treppchen in den Ufermauern. Sie wecken in ihm Erinnerungen. Früher fuhren die Bootsbesitzer, die am Wasser wohnten, vom See ins Dorf. Dann wurde das Wasserwehr bei der damaligen Sägerei abgebaut. «Der Charme von Klein-Venedig ging verloren», sagt Sigrist.

Jodeln im Pulverturm

Es folgt ein Abstecher zum nahen Hexenturm. Die geschmackvoll neuzeitliche Metalltreppe an der Aussenfassade zum Eingang hinauf stammt von Kurt Sigrist. Das Gefängnis von einst dient heute als Archivturm. Im Inneren lagert das «Weisse Buch von Sarnen». Jene Chronik, in der zum ersten Mal die Saga von Wilhelm Tell auftaucht.

Sarnen, das ist eidgenössische Gründergeschichte. In grandioser Landschaft. Vom Landenberg aus, wo einst die Landsgemeinde tagte, lässt sich eine reizvolle Szenerie betrachten. Hohe Berge beidseits, eine komfortabel breite Ebene, darin der Sarnersee und die Sarneraa.

Zehn Gehminuten ab Landenberg, und schon ist die erwähnte Pfarrkirche St. Peter und Paul erreicht. Eine Schlenderei führt nach dem Halt wieder hinab zur Aa und zu deren Ausmündung aus dem See. Der Ort ist ein Naturidyll.

Der alte Pulverturm zur Linken ist eine Station auf dem Musiklehrpfad «Obwaldner Ghörgang». Im Innern fasziniert eine Magnetresonanzaufnahme. Gezeigt wird in Seitenansicht der Kopf der Schwyzer Jodlerin Nadja Räss. Räss jodelt, der Kehlkopf hüpft, die Zunge arbeitet, alles perfekt koordiniert.

Mindestens zwei weitere Dinge sind zu würdigen im Sarner «Quartier Latin», wie der Ortsteil mit den Klöstern, der Kanti und anderen Schulen bisweilen genannt wird. Da ist die Kollegikirche. Nationales Kulturgut, mutet sie mit ihren flachen Kuppeln an wie eine byzantinische Basilika.

Weekendtipp Sarnen
Kollegikirche

Neugierig machen im Inneren die zwölf Nischen am Rand, jede ausgestattet mit einem Betonaltar. Die verwinkelte Riesenkirche von Architekt Ernst Studer, einem Bewunderer Le Corbusiers, wurde in den 1960er-Jahren gebaut für die Internatsschule der Benediktiner. Just damals machte die katholische Kirche Schluss mit dem Brauch, dass jeder Priester täglich eine Einzelmesse lesen muss. Die Nischen waren freilich schon realisiert.

Am Ende der Tour steht eine Figur in einem Glaskasten. In der Kirche des Benediktinerinnenklosters St. Andreas ist das Sarner Jesuskind aus dem 14. Jahrhundert aufgestellt. Es ist als Wallfahrtsziel berühmt. Schon wieder eine Attraktion in einem Ort, der mit Attraktionen dicht bepackt ist. Wer Sarnen anschaut, wird bereichert.