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Schweizer Profi-Schiedsrichter: «Ja, ich bin schwul»

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«Ich hoffe, dass ich mit meinem Outing eine öffentliche Diskussion anrege.»
Das SRF strahlt am 21. Dezember einen Dokfilm über ihn aus: Schiedsrichter Pascal Erlachner bei einem Einsatz in Lausanne. (23. Februar 2014)
«Ja, ich bin schwul – na und?», sagt Pascal Erlachner.
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Er macht in der Schweiz den Anfang, um das grosse Tabuthema zu brechen: Homosexualität im Fussball. «Ich hoffe, dass ich mit meinem Outing eine öffentliche Diskussion anrege. Spricht man nicht über ein Thema, ist das Stillstand. Und Stillstand ist Rückschritt», begründet Pascal Erlachner im «SonntagsBlick» seinen Schritt an die Öffentlichkeit. Der 37-jährige Schiedsrichter bricht das Tabu, indem er hinsteht und sagt: «Ja, ich bin schwul – na und? Ich bin reif für diesen Schritt und gespannt, was ich damit auslöse.»

Es ist das erste Outing im Schweizer Profi-Fussball. Für den Solothurner ist es nun der richtige Zeitpunkt, «weil für mich persönlich und mein nächstes Umfeld meine Homosexualität mittlerweile normal ist.» Er befinde sich in einer tollen Beziehung, habe eine tolle Familie und fühle sich unter den Schiedsrichtern sehr wohl. «Ich habe gute Kollegen.» Dennoch hat der Super-League-Schiedsrichter seine Neigung jahrelang versteckt. «Die ewige Lügerei ist wahnsinnig anstrengend», sagt er im «SonntagsBlick». Er habe sich auch mit Frauen verabredet und sogar eine Freundin gehabt. «So nach dem Motto: Vielleicht kommt es ja noch.»

Bloss nicht auffallen

Erlachner spielte früher selber in der ersten und zweiten Liga Fussball und gesteht, dass innerhalb der Mannschaft ein gewisser Druck herrschte. «Wenn in der Garderobe jemand gesagt hat: ‹Hey, du schwuler Siech!› oder ‹Schau nicht so schwul!›, lachte ich mit und tat so, als fände ich diese Sprüche auch cool. Dabei dachte ich jeweils: ‹Pasci, sag ja nichts dazu, sonst fällst du noch auf!› Ich habe mich in der Kabine verstellt. Nach den Trainings bin ich oft sehr traurig nach Hause gekommen.»

Erlachner ist jedoch überzeugt, dass er auch als Profifussballer den Mut fürs Outing und den Schritt an die Öffentlichkeit aufgebracht hätte. «Das ist mein Weg, mit 30 war ich so weit. Aber bei den Schiedsrichtern fühle ich mich jetzt wohler als damals in der Fussballmannschaft.»

Kritiker sehen Geltungsdrang

Am 21. Dezember will das Schweizer Fernsehen (SRF) einen Dokumentarfilm über den Schiedsrichter, Sekundarlehrer und FDP-Gemeinderat aus Wangen bei Olten SO zeigen. Der Schweizerische Fussballverband und die Schiedsrichter-Verantwortlichen wollten laut «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche», dass der Dok erst zu Beginn der längeren Winterpause ausgestrahlt wird. Damit sich ein allfälliger Sturm der Reaktionen bis zum Start ins neue Fussballjahr wieder etwas legen könne.

Freunde und Begleiter äusserten sich demnach unterschiedlich. Die einen erzählen, Erlachner oute sich, weil es Zeit dafür sei, gesellschaftlich, aber auch persönlich. Kritische Beobachter sagten ihm Geltungsdrang nach. Er wolle mit diesem Schritt über den Fussball hinaus bekannt werden.