Admir Mehmedi zur EM 2024 «Ich lehne mich weit hinaus: Die Schweiz erreicht den Halbfinal»
Im Livechat hat der ehemalige Nationalspieler Admir Mehmedi vor dem Schottland-Spiel die Fragen unserer Leserinnen und Leser beantwortet.
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Admir Mehmedi hat 76-mal für die Schweizer Nationalmannschaft gespielt, war an einer Welt- und an zwei Europameisterschaften. Am Tag vor dem Spiel gegen Schottland beantwortet der 33-Jährige die Fragen unserer Leserinnen und Leser.
Admir Mehmedi, wenn Sie an der EM wären, mit wem würden Sie das Trikot tauschen?
Das ist eine Kultfrage, sie wird mir immer wieder gestellt. Als FCZ-Spieler habe ich diese Antwort gegeben. Mit 18 sagte ich: Mit niemandem. Dabei bleibe ich.
Haben Sie nie getauscht?
Das eine oder andere Mal schon. Aber es ging mir immer um die Leidenschaft Fussball. Ich wollte den bestmöglichen Erfolg haben und nicht überlegen, mit wem ich das Trikot tausche. Das war nie ein Anreiz.
Was ist Ihre schönste und schlechteste Endrundenerinnerung?
Speziell war sicherlich die WM 2014 in Brasilien mit dem Achtelfinal gegen Argentinien. Fast alle Brasilianer waren für uns und gegen die Argentinier. Aber es war gleichzeitig auch der schlimmste Moment, die 119. Minute, als Blerim (Dzemaili) den Pfosten traf. Danach floss die eine oder andere Träne. Und natürlich war auch der EM-Achtelfinal 2021 gegen Frankreich besonders, als wir uns für den Viertelfinal qualifizierten.
Wie ist das, wenn man im Mittelkreis steht und weiss: Jetzt muss ich zum Penalty antreten. Und die ganze Fussballwelt schaut zu.
Ich war damals nicht mehr Stammspieler. Gegen Frankreich hatte ich meinen zweiten Einsatz des Turniers. Vor mir trafen alle. Dann lief ich los zum letzten Schweizer Penalty. Auf dem Weg zum Ball wurde das Tor immer kleiner. Es half, dass ich nicht viel überlegte, sonst wäre ich ins Grübeln gekommen. Ich fokussierte darauf, diesen Penalty zu schiessen. Erst im Nachhinein, als dann gleich nach mir Mbappé verschoss, da realisierte ich anhand der Reaktionen: Das war ja brutal. Ich bekam Hunderte, wenn nicht Tausende Nachrichten. Und überlegte dann: Was, wenn es umgekehrt gewesen wäre? Wenn ich verschossen und er getroffen hätte? Dann bist du halt der Depp der Nation. Es war für mich speziell, zumal es meine letzte Aktion als Nationalspieler war.
Sie haben an drei Endrunden gespielt. Darf man sich im Camp auch mal wünschen, was es zum Znacht gibt?
Die Spiele folgen so schnell aufeinander, dass sich niemand erlauben darf, etwas Ungesundes zu essen. Ein Bierchen aber darf sich ein Spieler zum Znacht schon einmal gönnen.
Gegen die Ungarn spielten plötzlich Duah und Aebischer. Welche personelle Überraschung könnte Murat Yakin nun bereithalten?
Ich bin zu weit weg vom Geschehen, um das genau zu beurteilen. Doch mein Gefühl sagt mir, dass Yakin etwas macht, was wir nicht auf dem Schirm haben.
Wieso spielen die Schotten eigentlich nicht in Röcken?
(lacht) Ou. Das weiss ich auch nicht. Es wäre der Wahnsinn, wenn sie in Röcken spielen würden! Das ginge in die Geschichtsbücher ein.
Was erwarten Sie von den Schotten?
Ich schätze sie gefährlicher ein als vor dem Turnier. Sie sind nach der hohen Niederlage im Eröffnungsspiel gegen Deutschland im Stolz verletzt. Ich glaube, sie können nun gefährlich werden, weil sie derart unter die Räder gekommen sind und auch niemand mehr etwas von ihnen erwartet.
Sie sind ein Kumpel von Xherdan Shaqiri. Wie begeistert ist er, dass er gegen Ungarn 90 Minuten auf der Bank sass?
Das ist eine schwierige Situation für ihn, weil er doch jahrelang ein Fixpunkt dieser Nationalmannschaft war. War er fit, spielte er. Die Ausgangslage ist nun neu für ihn und schwierig. Aber er wird sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Es ist wichtig, sich an so einem Turnier der Mannschaft unterzuordnen. Ausserdem bin ich überzeugt, dass er noch für die entscheidenden Momente sorgen kann. Diese Genialität hat er nach wie vor.
Besteht Gefahr, dass Unruhe ins Team kommt, wenn Shaqiri auch gegen Schottland nicht spielen würde? Gerade auch dann, wenn es keinen Erfolg gäbe?
Ich glaube nicht. So wie ich Xherdan kenne, gibt er Vollgas. Und wir haben im ersten Spiel auch gesehen, wie er bei den Toren mitjubelt. Das sind Zeichen, die gegen die These sprechen.
Mit welchen fünf Spielern hätten Sie gerne mal gespielt?
Messi. Kaka, das war mein Lieblingsspieler. Zidane. Maradona. Ibrahimovic.
Welches sind die besten fünf Mitspieler Ihrer Karriere?
Schewtschenko bei Kiew. Havertz bei Leverkusen. Chikhaoui beim FCZ. Xherdan. Granit.
Wie viele Minuten könnten Sie noch in der Schweizer Nationalmannschaft mitspielen?
Nicht eine Sekunde. Mir fehlt die Fitness. Vielleicht zehn Sekunden, aber nach dem ersten Sprint wäre ich müde.
Vor einem Jahr waren Sie noch fit und sich praktisch einig mit Ancillo Canepa, trotzdem klappte es nicht mit Ihrer Rückkehr als Spieler zum FCZ. Weshalb nicht?
Das ist ein eigenes Kapitel, öffentlich möchte ich mich gar nicht mehr gross äussern. Verraten kann ich nur so viel: Ich hätte sehr gerne noch einmal für den FCZ gespielt, und wir sind in den Verhandlungen schon sehr weit gewesen. Für mich persönlich ist es ein unschönes Kapitel.
Welches Team kann zur Überraschung werden an dieser EM?
Österreich. Ich bin beeindruckt von der Entwicklung dieses Teams. Und die Österreicher haben gegen die Franzosen trotz Niederlage gut gespielt.
Wie schauen Sie die EM?
Zu Hause am TV und ganz neutral – ausser die Schweiz spielt. Da bin ich Fan. Sonst versuche ich, Spiele zu analysieren, die Teams taktisch zu verstehen.
Wie weit kommt die Schweiz?
Ich lehne mich jetzt zum Fenster hinaus und sage: Halbfinal.
Und wer wird Europameister?
Portugal.
Am Freitag führen wir ein weiteres Livegespräch mit dem ehemaligen Nationalspieler Marco Streller. Der Livechat startet um 11.30 Uhr.
Stellen Sie schon jetzt Ihre Frage an Marco Streller!
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