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Zwiespältige Nationalmannschaft
Uff, die Schweiz ist an der EM – aber wie!

epa10983592 Switzerland's Ruben Vargas reacts during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Switzerland and Kosovo at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 18 November 2023.  EPA/ENNIO LEANZA

Es ist 22.41 Uhr, als feststeht: Ja, die Schweizer Nationalmannschaft wird nächsten Sommer an der EM in Deutschland spielen. Wer auf das Spielfeld schaut, sieht es den Reaktionen der Spieler nicht an. Das Ganze sieht aus, wie es halt nach einem 1:1 gegen einen Gegner der Gewichtsklasse von Kosovo aussieht. Es wird ein wenig abgeklatscht. Es wird vor allem viel diskutiert.

Freude? Eher verhalten. Ein paar Spieler umarmen sich. Trainer Murat Yakin bedankt sich bei allen – und redet danach länger mit Captain Granit Xhaka und Abwehrchef Manuel Akanji.

Die Schweizer Nationalmannschaft qualifiziert sich für ein grosses Turnier. Und irgendwie ist niemand so richtig zufrieden. Das kann man natürlich auch einmal positiv sehen: So gross sind die Schweizer also geworden, dass nach dem Erreichen einer Endrunde die Stilfrage gestellt wird.

Aber diese Schweizer Mannschaft muss sich diese Fragen gefallen lassen. Weil sie an sich selber hohe Ansprüche stellt. Weil sie Spieler in ihren Reihen hat, die von sich glauben, dass sie irgendwann einmal noch einen grossen Coup landen können.

Dafür ist dieser Auftritt gegen Kosovo zu wenig. Dafür ist diese ganze Qualifikationskampagne zu wenig. Gegen Kosovo verspielen die Schweizer erneut eine Führung. Diesmal kassieren sie das 1:1 durch Muhamet Hyseni in der 82. Minute. Es ist zum fünften Mal in den letzten sechs Spielen, dass sie eine Führung aus der Hand geben.

Yakin verzichtet auf einen Unverzichtbaren

In Frage gestellt werden muss darum auch Trainer Murat Yakin, dem diese Mannschaft irgendwann in dieser Kampagne entglitten zu sein scheint. Nach dem 1:1 gegen Israel wagt er etwas: Er verzichtet auf den als unverzichtbar geltenden Ricardo Rodriguez und bringt hinten links stattdessen Ulisses Garcia. Der Mann von den Young Boys dankt es ihm immerhin mit der Flanke, die kurz nach der Pause zum 1:0 durch Ruben Vargas führt. Und Rodriguez? Meldet sich vor dem Anpfiff mit Achillessehnenproblemen gleich ganz ab.

Aber auch mit einer fast komplett umgestellten Abwehr gelingt es Yakin nicht, seinem Team den Schlendrian auszutreiben, der sich zuletzt immer eingestellt hat, sobald die Schweizer eimal in Führung gegangen sind. Diesmal scheint es kurz, als kämen sie mit einem blauen Auge davon, als Florent Muslija in der 56. Minute auf dem Elfmeterpunkt über den Ball schlägt. Aber dieser Schreckmoment reicht nicht. Wieder verteidigen die Schweizer in der Schlussphase zu passiv. Wieder sind sie nicht in der Lage, ihre Konterchancen auszuwerten.

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Liegt das bloss an den Spielern? Liegt es an den Gegnern, die allesamt keine grosse Namen tragen? Oder gibt es da ein grundsätzlicheres Problem? Der Schweizerische Fussballverband steht vor der merkwürdigen Aufgabe, über einen Trainer richten zu müssen, der bislang noch jedes Ziel erreicht hat, das ihm gestellt worden ist.

Aber es ist nicht das erste Mal, dass Yakin von solchen Diskussionen begleitet wird. Schon in seiner Zeit als Trainer des FC Basel gab es da dieses Gefühl, dass zwar die Resultate stimmen – aber dafür ganz viel anderes nicht. Und es war da auch die latente Frage, ob die Erfolge jeweils dank Yakin zustande gekommen sind oder mit Yakin oder gar trotz Yakin? Das sind auch die Fragen, die der Verband jetzt zu beantworten hat. Das letzte Spiel der Qualifikation in Rumänien wird ihm da keine Hinweise mehr geben.

Und das Spiel in Basel? Das Stadion ist mit 33’000 Menschen gefüllt. Rund 25’000 von ihnen haben einen Bezug zu Kosovo. Vor dem Spiel wird es am lautesten, als Xherdan Shaqiri angekündigt wird. Etwas leiser ist es bei Granit Xhaka. Und beim Schweizer Trainer Murat Yakin sind ein paar vereinzelte Pfiffe zu hören. Aber auf Shaqiri können sich offenbar alle im St.-Jakob-Park einigen.

Während der Partie ergibt das keine ohrenbetäubende Atmosphäre. Aber wenn sich das kosovarische Team unten auf dem Feld einmal über die Mittellinie begibt, steigt die Lautstärke deutlich. Häufig ist das allerdings nicht der Fall.

Die Kosovaren spielen ohne vier ihrer besten Spieler. Auf den einstigen Basler Edon Zehgrova hat der Verband verzichtet, weil er das Israel-Spiel ausgelassen hat, um mit seinem Club Lille zu spielen. Der hat die Verbandsleute daraufhin als «Amateure» bezeichnet. Vedat Muriqi, Doppeltorschütze im Hinspiel gegen die Schweiz, und Milot Rashica, Torschütze gegen Israel fehlen verletzt, Innenverteidiger Amir Rrahmani von Napoli ebenso. Angesichts dieser Absenzen haben die Kosovaren keinerlei Lust am Offensivspiel. Am Ende gehen sie trotzdem mit einem Punkt nach Hause. Es liegt mehr an den Schweizern als an ihnen.

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26'

Diesmal tritt Vargas den Corner, aber auch er findet in der Mitte keinen Abnehmer. Dann grätscht Zakaria bei strömendem Regen in Basel seinen Gegner um. Zakaria spielt heute im zentralen, defensiven Mittelfeld, Xhaka dafür auf halb links etwas weiter vorne.

Die Suche nach der Lücke

Aber eben: Ballbesitz bringt nur etwas, wenn er zu Toren führt. Und de Schweizer suchen gerade vergebens eine Lücke im Abwehrblock der Gäste.

20'

Die Schweizer haben immer noch um die 85 Prozent Ballbesitz, das ist aussergewöhnlich, ja, das wäre sogar für Manchester City aussergewöhnlich.

17' Freuler muss das 1:0 erzielen

Vargas’ Flanke rollt und hüpft durch den Strafraum, am hinteren Pfosten steht Remo Freuler, fünf Meter vom Tor entfernt. Und der Mittelfeldspieler von Bologna bringt es tatsächlich fertig, aus dieser hervorragenden Position den Ball über die Latte zu schiessen – eine Riesenchance für die Schweiz.

15' weitere Chance für Vargas

Diesmal kommt der Ball über Zakaria und Okafor zum linken Flügel. Vargas zieht sofort ab, sieht sein Schuss jedoch von Goalie Bekaj pariert.

13'

Okafor war gegen Israel noch einer der Besten in einer schwachen Equipe. Der Lohn: Er darf sich erneut in der Sturmspitze versuchen. Und er versucht hier gleich einmal aus der Drehung zum Erfolg zu kommen, sein Schuss wird aber geblockt.

10'

Auch dieser Corner bleibt ohne Ertrag. Aber es ist im Basler St.-Jakob-Park ein entschlossener, guter Start der Schweiz.

9'

Die Kosovaren stehen zuweilen mit allen Spielern im und rund um den Strafraum. Die Schweizer holen einen Corner heraus. Dieser bleibt ohne Ertrag, Shaqiri darf sich aber gleich noch einmal versuchen.

5' erste Schweizer Chance

Die Schweiz kommt bisher auf fast 90 Prozent Ballbesitz. Und jetzt auch zur ersten Chance: Shaqiri legt für Vargas ab, dieser verfehlt mit seinem Direktschuss nur knapp. Die Szene zeigt schon ganz gut, wie wichtig Shaqiri für die Offensive ist. Umso erstaunlicher, kam er gegen Israel nicht zum Einsatz.

3'

Die Schweizer setzen sich gegen die tiefstehenden Kosovaren sofort in der gegnerischen Hälfte fest. An dieses Bild werden wir uns wohl im Verlauf der Partie gewöhnen. Die Frage ist, findet das Team von Yakin Lösungen? Eine erste Flanke von Cömert findet keinen Abnehmer.

1' Anpfiff

Der Schiedsrichter wartet und wartet. Auf was eigentlich? Das wissen wir nicht, womöglich auf den Anpfiff bei Israel gegen Rumänien. Jetzt gehts jedenfalls los. Auf ein gutes Spiel.

Geschwächter Gegner

Die Kosovaren müssen auf drei ihrer besten Spieler verzichten. Der Ex-Basler Edon Zhegrova musste für das Quali-Spiel gegen Israel passen, weil sein Club Lille an jenem Tag spielte. Deswegen wurde er auch für die beiden weiteren Partien nicht aufgeboten.

Zudem fällt Vedat Muriqi (29) von Mallorca verletzt aus, der in Pristina beide Tore beim 2:2 gegen die Schweiz erzielte. Zudem fehlt auch noch Stürmer Milot Rashica (27) wegen muskulärer Probleme. Er erzielte gegen Israel noch den Siegtreffer. Damit fehlen jene drei Spieler, die 7 der 9 Tore der Kosovaren in der EM-Qualifikation erzielt haben.

Das sagt Yakin

Zu Cömert als Rechtsverteidiger: «Er ist ein kreativer Spieler, der sich gerne in die Offensive einschaltet. Wir erhoffen uns von ihm nicht nur defensive Stabilität und Rückendeckung für Shaqiri, sondern auch Impulse in der Offensive. Zudem haben wir hinten links mit Ulisses Garcia einen Spieler mit viel Offensivdrang.»

Zu den Einbrüchen in der zweiten Halbzeit: «Ich habe der Mannschaft gesagt, es ist schön und gut, wenn wir attraktiv spielen wie in der ersten Halbzeit gegen Israel. Aber am Ende zählen die Resultate und da erwarte ich mir mehr Hunger auf den Sieg.»

So spielt die Schweiz

Trainer Murat Yakin nimmt im Vergleich zum 1:1 gegen Israel vier Wechsel vor. Nico Elvedi ist wieder einsatzbereit und verdrängt im Abwehrzentrum Cédric Zesiger, der gegen die Israeli seine Chance nicht nutzen konnte. Ulisses Garcia ersetzt hinten links Ricardo Rodriguez. Diesen plagen Schmerzen an der Achillessehne. Xherdan Shaqiri rückt wie erwartet in die Startelf, er spielt am rechten Flügel für den gegen Israel schwachen Zeki Amdouni. Und mit Eray Cömert bastelt sich Yakin einen Rechtsverteidiger, weil er nach der Sperre von Edimilson Fernandes keinen gelernten Aussenverteidiger mit rechtem Fuss im Kader hat.

Kosovo mit Schweizer Touch

Für einige der Kosovaren ist es quasi ein Heimspiel. Da ist etwa Abwehrchef Fidan Aliti, in Binningen geboren, bis letzten Sommer Teil der Defensive des FC Zürich. Da ist auch Florent Hadergjonaj, in Langnau aufgewachsen, bei den Young Boys zum Fussballprofi gereift. Da sind auch Luganos Kreshnik Hajrizi, im Wallis aufgewachsen, sowie Alban Ajdini, der in Genf geboren wurde und heute für Lausanne-Ouchy spielt. Hajrizi und Ajdini sitzen vorerst auf der Bank.

Die Ausgangslage

Die Schweiz hat es in Basel also in den eigenen Füssen, sich für die EM zu qualifizieren. Sollte sie allerdings nach den Unentschieden gegen Belarus (3:3) und zuletzt Israel (1:1) erneut nicht gewinnen, muss sie darauf achten, wie Israel gleichzeitig gegen Rumänien abschneidet. Können die Israeli, die wegen des Krieges erneut in Ungarn antreten, nicht gewinnen, wäre den Schweizern das EM-Ticket ebenfalls nicht mehr zu nehmen, auch wenn sie verlieren sollten. Weil sie im Direktduell mit Israel die bessere Bilanz ausweisen.

Noch ein Szenario: Sollte die Schweiz zweimal verlieren und Kosovo zweimal gewinnen, könnte der Aussenseiter doch noch sensationell erstmals an der EM-Endrunde dabei sein, wenn Israel ebenfalls mitspielt.

Guten Abend …

… und herzlich willkommen zum Spiel der Schweiz gegen Kosovo. Gewinnt sie heute Abend in Basel, hat sie sich vorzeitig für die EM 2024 in Deutschland qualifiziert. Und damit nach Monaten voller Enttäuschungen doch noch die Blamage abgewendet.