Erster Erfolg bei EU-VerhandlungenSchweiz kann wieder bei Champions League der Forschung mitmachen
Die EU-Kommission kommt der Schweiz in den Verhandlungen entgegen: Forscherinnen und Forscher können sich an prestigeträchtigen Projekten von Horizon Europe beteiligen.
Es war, als könnten Schweizer Fussballclubs nicht mehr in der Champions League mitspielen. Die Schweizer Forschenden waren in den letzten Jahren grösstenteils vom EU-Forschungsprogramm Horizon Europe ausgeschlossen. Nun soll das Abseitsstehen ein Ende haben, zumindest für die besonders prestigeträchtigen Ausschreibungen im Jahr 2025.
Ignazio Cassis war in Kirgistan, als er am Mittwochabend die gute Nachricht bekam: Die EU-Kommission beabsichtige, drei Ausschreibungen des Europäischen Forschungsrats (ERC) für Schweizer Forschende zu öffnen. Das Aussendepartement teilte dies am Donnerstag auf Anfrage mit. Dadurch erhalten Forschende in der Schweiz einen gesicherten Zugang zu den Ausschreibungen, die noch dieses Jahr erfolgen. Es geht um einen Bereich, in dem der Schweizer Forschungsplatz besonders gute Karten hat – und in der Vergangenheit gut abgeschnitten hat.
Grund für diese Entwicklung sei «die positive Dynamik» in den Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU, schreibt das Aussendepartement. Vorerst können Forschende an Schweizer Hochschulen aber weiterhin nicht die Leitung der hoch dotierten Projekte übernehmen. Dies, weil die Schweiz weiterhin nicht bei Horizon vollassoziiert wird.
Nach dem Telefonat mit dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Maros Sefcovic, sprach Cassis auf X von «guten Nachrichten».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Maros Sefcovic schrieb derweil von einem «produktiven Telefonat». Sein Kommentar dazu auf X: «Ich freue mich über die deutlichen Fortschritte bei den Gesprächen.» Schliesslich zeigte sich auch Bildungsminister Guy Parmelin erfreut. Der SVP-Bundesrat hielt fest, es handle sich um eine «wichtigen Schritt für Wissenschaft, Forschung und Innovation in der Schweiz und Europa».
Weil die Schweiz weiterhin kein vollwertiges Mitglied bei Horizon ist, muss sie allerdings ihren Anteil an den Projektkosten selber tragen und die Gelder separat bereitstellen. Für Mitglieder läuft die Finanzierung über den gemeinsamen Forschungstopf der EU, ausgestattet mit einem Budget von knapp 100 Milliarden Euro.
In den letzten Jahren hatten Schweizer Forschende nicht mehr an allen Projekten des EU-Forschungsrahmenprogramms teilnehmen und sich auch nicht mehr auf sogenannte Grants bewerben können. Der Grund dafür, dass die Schweiz von Horizon-Programmen ausgeschlossen war, war das Ende des Rahmenabkommens. 2021 hatte der Bundesrat beschlossen, das Resultat der damaligen Verhandlungen mit der EU zu beerdigen.
Die EU-Programme sind jeweils in siebenjährige Forschungsperioden unterteilt, die aktuelle läuft noch bis 2027. Die Konzession der EU-Kommission gilt nur für Ausschreibungen in diesem Jahr. Die EU-Kommission dürfte es von Verhandlungsfortschritten beim Paket mit den institutionellen Fragen und den neuen bilateralen Abkommen abhängig machen, ob Schweizer Spitzenforscherinnen und -forscher auch in den kommenden Jahren bei Ausschreibungen mitmachen können.
Weiterhin kein Termin für ein Treffen
Laut dem Aussendepartement sind zuletzt nicht nur bei Horizon, sondern auch bei den Verhandlungen um die Bilateralen III substanzielle Fortschritte erzielt worden. Dies insbesondere in den Schlüsselbereichen der institutionellen Fragen und der staatlichen Beihilfen.
Zur Personenfreizügigkeit hätten sie festgestellt, dass die Verhandlungen «hart, aber lösungsorientiert» seien und intensiv weitergeführt werden sollen. Seit Beginn der Verhandlungen am 18. März haben mehr als 80 Sitzungen stattgefunden. Eigentlich sollte bei ausreichendem Fortschritt noch vor der Sommerpause ein Spitzentreffen zwischen Cassis und Sefcovic in Bern stattfinden, für das es aber nach wie vor keinen Termin gibt. Beide Seiten bekräftigen jedoch das Ziel, die Verhandlungen bis Ende Jahr abzuschliessen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.