Traumdebüt von Willy GnontoSchon nach fünf Minuten die Herzen der Tifosi erobert
Bei seinem Einstand in der italienischen Nationalmannschaft gelangen dem FCZ-Teenager eine starke Leistung und ein Assist. Die «Gazzetta dello Sport» jubelt.
Willy wer? So – oder so ähnlich – dürfte sich der eine oder andere Fan der italienischen Nationalmannschaft gewundert haben, als sich Trainer Roberto Mancini im Spiel der Nations League am Samstagabend gegen Deutschland anschickte, einen Teenager namens Willy Gnonto einzuwechseln.
Gnonto steht nämlich beim FC Zürich unter Vertrag, und die Super League ist nun wirklich keine Liga, mit der sich der gemeine italienische Fussballfan beschäftigt. Willy wer also?
Doch dann dies: Gegen den Rivalen kam Gnonto in der 65. Minute aufs Feld, und er brauchte gerade einmal fünf Minuten, um die Herzen der Tifosi zu erobern. Sofort nach seiner Einwechslung zeigte sich der 18-Jährige spielfreudig und wirblig, er verlangte den Ball, von Nervosität keine Spur, und schon in der 70. Minute führte einer seiner Pässe zur Führung der Italiener: Seine Hereingabe von der rechten Seite brauchte Lorenzo Pellegrini nur noch einzuschieben. Weil Joshua Kimmich kurz danach den Ausgleich erzielte, endete das Prestigeduell der beiden Mannschaften in Bologna 1:1.
«Unser neuer Super-Joker»
Einen Gewinner hatte die Partie dennoch: Wilfried «Willy» Gnonto. Die Kommentatoren zeigten sich erstaunt über dessen Leistung. «La Gazzetta dello Sport» etwa schrieb: «Eine grosse Überraschung. Er hat noch keine Minute in der Serie A gespielt, und nun kommt er rein und macht etwas Entscheidendes. Er ist unser neuer Super-Joker!»
Gnonto, geboren im November 2003 als Kind von Immigranten aus der Elfenbeinküste, wuchs in Verbania am Lago Maggiore auf, nur wenige Kilometer ist das Städtchen von der Schweizer Grenze entfernt. Als Neunjähriger schloss er sich 2012 Inter Mailand an. Wie gut Gnonto ist, zeigte sich früh. Als 15-Jähriger nahm er 2019 an der U-17-WM teil und schoss drei Treffer – er ist sogar jüngster Torschütze in der Geschichte dieses Wettbewerbs.
Danach entschlossen sich Gnonto und seine Familie, dass es vielleicht besser wäre, den Verein zu wechseln: Die italienischen Clubs sind nicht eben dafür bekannt, jungen Spielern früh eine Chance zu geben. Dass sie lange in der Nachwuchsakademie versauern oder in die tieferklassige Serie B zu irgendwelchen Provinzclubs ausgeliehen werden. «Das ist eine sehr schwierige Meisterschaft, gerade für die Jungen, oft kommen sie kaum zum Spielen», erzählte Gnonto einmal dieser Zeitung.
Bickel packte die Chance
In Zürich wurde der damalige FCZ-Sportchef Thomas Bickel darauf aufmerksam, dass Gnonto einen Transfer anstrebt. Nur: Wieso sollte dieses Talent, das zu den aufregendsten Spielern seines Jahrgangs in ganz Europa zählt, ausgerechnet zum FCZ in die Super League kommen?
«Die Chancen auf ein Engagement Gnontos waren gering», sagte Bickel, «aber wir durften uns mit ihm, seinen Eltern und den Beratern unterhalten.» Er zeigte ihm bei dieser Gelegenheit einen klaren Karriereplan auf – und der FCZ erhielt den Zuschlag. Eine Ausbildungsentschädigung von etwas über 100’000 Franken mussten die Zürcher laut NZZ an Inter überweisen. Das war 2020. Wegen Corona ging der bemerkenswerte Transfer fast etwas unter, weil Gnonto noch minderjährig war, musste der Wechsel von der Fifa abgesegnet werden.
Am 24. Oktober 2020 debütierte Gnonto im FCZ-Dress in der Super League beim 4:1-Sieg in Vaduz – kurz nach seiner Einwechslung gelang ihm gleich ein Tor. Aber die Zürcher führten ihn behutsam an den Profifussball heran: In seiner ersten Saison in Zürich spielte er nur zweimal von Anfang an.
«Er hat sich prächtig entwickelt, seine Fähigkeiten als Stürmer sind enorm. Willy ist torgefährlich, schnell, dribbelstark.»
Das änderte sich ab der Saison 2021/22 unter dem neuen Trainer André Breitenreiter. Nun war Gnonto allerdings auch schon 18, und an den härteren und schnelleren Männerfussball muss man sich auch als talentierter Junior zuerst gewöhnen. Im neuen Fussballjahr kam Gnonto regelmässiger von Anfang an zum Einsatz. Nach zwei Toren in seinem ersten Jahr in Zürich traf er nun bereits neunmal – und feierte am Schluss mit seinen Teamkollegen überlegen den Schweizer Meistertitel.
Und Ancillo Canepa sagte in einer Würdigung seiner Mannschaft gegenüber der NZZ: «Auf Willy sind wir auch deshalb ein bisschen stolz, weil er mit 16 unbedingt vom grossen Inter Mailand zum FCZ kommen wollte. Er hat sich prächtig entwickelt, seine Fähigkeiten als Stürmer sind enorm. Willy ist torgefährlich, schnell, dribbelstark. Wir sind sicher, dass er irgendwann, vielleicht schon bald, für Italiens Nationalteam spielen wird. Zu einem Sichtungslehrgang darf er mit 18 Jahren nun in ein paar Tagen sogar schon gehen.»
Tatsächlich traf kurz darauf das erste Aufgebot für das italienische Nationalteam ein – und nun am späten Samstagabend der erste Kurzeinsatz und gleich der erste Assist. «Wer ist Willy Gnonto?», fragte die «Gazzetta» und gab die Antwort gleich selbst: «Das ist Willy Gnonto.»
Doch was heisst das jetzt für Gnonto und seine Zukunft in Zürich? Bis Ende Juni 2023 läuft sein Vertrag mit dem FCZ, doch wie die Sportzeitung schreibt, bringen sich schon diverse Clubs in Stellung, ihn abzuwerben. Die AS Roma und Fiorentina aus Gnontos Heimat seien erste Interessenten, aber auch eine Reihe anderer europäischer Spitzenclubs. Es sind die unvermeidlichen Gerüchte, die zum Mercato gehören. Canepa träumt von mindestens 10 Millionen Franken Ablösesumme.
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