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Unispital-Affäre
Schluss mit Starkultur

Gregor Zünd, fotografiert 2016 in der Unispital-Notfallstation. 
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Das Universitätsspital kommt nicht aus den Problemen heraus. Seit Monaten häufen sich Meldungen über mangelhaftes Verhalten von Ärzten. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass sich manche Ärzte zu viele Leistungen verrechneten und damit ungerechtfertigt Geld verdienten. Eine Mitte-links-Mehrheit im Kantonsrat will daher Fixlöhne durchsetzen. Dadurch würden sich zusätzliche Verrechnungen nicht mehr auszahlen.

Gregor Zünd, der Direktor des Unispitals, unterstützt diese Forderung, wie er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt. Er hoffe, dass der Kantonsrat ein neues Honorarmodell mit festen Löhnen beschliesse. Der jetzige Ansatz mit den Zusatzhonoraren sei nicht mehr zeitgemäss. «Nicht wer am meisten operiert, soll am meisten verdienen, sondern wer es besonders gut macht.»

Laut Zünd sollen aber nicht alle Ärztinnen gleich viel Lohn bekommen. «Wettbewerb ist wichtig.» Eine Lohnobergrenze, wie sie immer wieder gefordert wird, zum Beispiel bei 750’000 Franken pro Jahr, lehnt Zünd ebenfalls ab. «Wir müssen Löhne zahlen können, die auf dem Markt bestehen. Eine Obergrenze darf es nicht geben.» Die Mehrheit der Klinikdirektoren würde schon heute weniger als 750’000 Franken verdienen.

Mehr Wert für Teamarbeit

Ein externer Untersuchungsbericht, den die kantonale Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli in Auftrag gegeben hatte und am Freitag vorstellte, bemängelt unter anderem die Starkultur am Universitätsspital. Dieses habe bei der Wahl der Chefärzte oft auf grosse Namen gesetzt. Die so ausgewählten Chefärzte erhielten viel Macht, manchen würden sich nicht an Vorgaben halten.

Auch diese Kritik teilt Zünd. Die Zeit der Stars in der Medizin sei vorbei, sagt er. Medizin sei Teamarbeit. «Wir Schweizer hinken da noch etwas hinterher, während angelsächsische Spitäler aufzeigen, wie zentral die Teams geworden sind.»

Das Universitätsspital, sagt Zünd, brauche ausserdem eine neue Betriebskultur, in der offen über Fehler gesprochen werden könne. Vorbild dafür sei auch hier Amerika. «Da steht einer hin und sagt: ‹Mir ist ein Fehler passiert.› Er erklärt, was geschehen ist, dann wird es besprochen.» Um Missstände früher zu erkennen, habe das Spital auch eine Whistleblower-Stelle eingerichtet.

Zünd will bleiben

Wegen der ständigen Krisen gaben drei Mitglieder des Spitalrats ihren Rücktritt bekannt, darunter Spitalratspräsident Martin Waser. Der 61-jährige Zünd hingegen will im Amt bleiben, das er seit 2016 ausübt. «Der Betrieb ist gesichert. Ein Neuanfang bei der operativen Führung ist nicht nötig», sagt er zur «NZZ am Sonntag». Er weist Vorwürfe zurück, zu spät auf Probleme reagiert und die Vergehen von Ärzten verdrängt zu haben. «Wir wischen nichts unter den Teppich.»

bat