UKW-Abschaltung verschobenSchawinski: «Das reicht nicht»
UKW wird erst Ende 2024 abgeschaltet. Der Zürcher Radiounternehmer Roger Schawinski, der eine Initiative gegen den Plan lanciert hat, will weiterhin für einen noch späteren Termin kämpfen.
Es sei ein «grosser Etappensieg», sagt Roger Schawinski. In den letzten Monaten hat der Zürcher Medienunternehmer in einer Internetpetition rund 60’000 Unterschriften gesammelt, um zu verhindern, dass die Ultrakurzwelle (UKW) abgeschaltet wird.
Ursprünglich war geplant, dass die SRG im August 2022 und die privaten Sender im Januar 2023 den traditionsreichen analogen Verbreitungskanal UKW einstellen. Danach wäre Radio in der Schweiz nur noch über die digitalen Kanäle Internet und DAB+ zu empfangen gewesen.
So sah es die Abmachung vor, auf die sich private Radiobetreiber, die SRG und das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) geeinigt hatten. Als einziger Privater hatte sich Schawinski dagegen ausgesprochen.
Westschweizer waren dagegen
Nun soll die UKW-Abschaltung erst Ende 2024 erfolgen, wenn die regulären Lizenzen ohnehin auslaufen. Dies haben die Privatsender gestern in einer Medienmitteilung bekannt gegeben. «Es hat sich herausgestellt, dass das Konzept in keiner Weise durchdacht war», sagt Schawinski.
Die privaten Betreiber betonen in ihrer Mitteilung, die Zustimmung zur gemeinsamen Abschaltung sei vor allem in der Westschweiz gesunken. Laut Schawinski forderte darauf die SRG sämtliche Privaten auf, sich noch einmal explizit zum ursprünglichen Abschaltplan zu bekennen, um durch das eigene frühere Abschalten nicht in eine Falle zu laufen. Mehrere Sender hätten dies verweigert.
Die welschen Radiostationen fürchten angeblich die Konkurrenz französischer Sender, die weiterhin auf UKW empfangbar bleiben. Die Schweiz ist das einzige Land in Mitteleuropa, das ausschliesslich auf die beiden digitalen Verbreitungskanäle setzen will.
«Entscheid hat nichts mit Schawinski zu tun»
Der frühere SRG-Kommunikationschef Iso Rechsteiner arbeitet im Auftragsverhältnis als Koordinator einer Arbeitsgruppe, in der die SRG, die Verbände der privaten Radiostationen und das Bakom seit 2014 die UKW-Abschaltung organisieren. Auf Anfrage schreibt er: «Roger Schawinski hat die öffentliche Diskussion aufgebracht und angeregt.»
Der Entscheid habe aber nichts mit Schawinskis Engagement zu tun, sondern mit der fehlenden Unterstützung der französischsprachigen Radiostationen. «Klar ist, dass UKW nach 2024 kein Thema mehr ist. Dazu steht die Branche», schreibt Rechsteiner.
Weil die Sender nun beide Kanäle bis Ende 2024 betreiben, entstehen ihnen laut Rechsteiner «erhebliche Kosten in zweistelliger Millionenhöhe, die nicht in die Planung einkalkuliert sind und nicht ins Programm und die Marke investiert werden können.»
Schawinski fordert finanzielle Unterstützung durch das Bakom. Er schlägt vor, die bisherige staatliche Förderung der DAB-Technologie durch eine Subvention der Verbreitung zu ersetzen, wie es sie bei Zeitungen gebe. Unterstützt werden sollen danach jene Sender, die sowohl UKW als auch DAB betreiben.
«Das Bakom soll die finanzielle Verantwortung übernehmen.»
Gemäss dem Zürcher Radiochef würde dies etwa 6 Millionen jährlich kosten. «Bakom und SRG haben uns den ganzen Schlamassel durch ihre jahrelange DAB-Strategie eingebrockt, deshalb sollen sie dafür die finanzielle Verantwortung übernehmen.»
Im Übrigen werde er für einen späteren UKW-Abschalttermin als Ende 2024 kämpfen. «Was nun beschlossen wurde, reicht nicht.» Die 2024 auslaufenden Lizenzen müssten verlängert werden. Die Abschaltung mit dem Ablauf der Konzession zu verknüpfen, sei willkürlich. Denn solange nicht mindestens 90 Prozent der Autos DAB empfangen könnten, sei die ältere Technologie unverzichtbar. «Ein vernünftiger Termin wäre wohl erst 2028», sagt Schawinski.
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