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Saudiarabien bestätigt Tötung Khashoggis

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Saudiarabien bestätigt die Tötung des Regierungskritikers und Journalisten Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat. Dies berichteten saudische Staatsmedien. Die «Diskussionen» zwischen Khashoggi und «denjenigen, die er im Konsulat des Königreichs in Istanbul getroffen» habe, «entwickelten sich zu einem Faustkampf, der zu seinem Tod führte», berichtete die amtliche Nachrichtenagentur SPA mit Verweis auf die Staatsanwaltschaft. Damit räumte Saudiarabien mehr als zwei Wochen nach dem Verschwinden Khashoggis den Tod des Dissidenten ein.

18 saudische Staatsbürger wurden festgenommen. Zu ihnen gehören die 15 Männer, die zur Begegnung mit Khashoggi geschickt wurden, sowie ein Fahrer und zwei konsularische Mitarbeiter. Gemäss der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sind die zwei Mitarbeiter ein Buchhalter und ein Techniker des Konsulats.

Neben den Festnahmen wurde mit Verweis auf einen königlichen Erlass berichtet, dass der Vizepräsident des Geheimdienstes, Ahmed al-Assiri, entlassen worden sei. Redaktion Tamedia berichtete bereits im Vorfeld, dass Assiri wahrscheinlich zu einem «Bauernopfer» in der Affäre würde. Auch ein hochrangiger Berater des Königs, Saud al-Kahtani, wurde entlassen.

General Ahmed al-Assiri. (Archiv) Bild: Fayez Nureldine/AFP

Ein anonymer saudischer Beamter legte gegenüber der «New York Times» die Version der Saudis detailliert dar. Das Königreich habe demnach einen allgemeinen Befehl gegeben, im Ausland lebende Dissidenten ins Land zurückzuschaffen. Als das Konsulat in Istanbul berichtete, dass Khashoggi auf den 2. Oktober in Konsulat in Istanbul angemeldet war, um für seine bevorstehende Hochzeit ein Dokument abzuholen, habe General Assiri ein 15-köpfiges Team losgeschickt.

Doch der Befehl sei auf dem Weg durch die Befehlskette «falsch interpretiert» worden und es sei zu einer Konfrontation gekommen, als Khashoggi die Männer gesehen habe. Der Dissident habe versucht zu fliehen, doch die Männer hätten ihn festgehalten und geschlagen. Khashoggi habe geschrien und einer der Männer habe ihn in einen Würgegriff genommen, woran der Journalist gestorben sei, so die Version Saudiarabiens. Das Team habe dann die Leiche Khashoggis «einem lokalen Kollaborateur» übergeben, der sie wegschaffen sollte. Die Saudis wüssten also selber nicht, wo sich die sterblichen Überreste befänden, so der Beamte.

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Mitglieder einer türkischen Menschenrechtsorganisation demonstrieren in Istanbul. (9. Oktober 2018)
Die Ermordung Khashoggis im Oktober 2018 wirft bis heute Fragen auf: Das Portrait des Journalisten der Washington Post während einer Zeremonie in Washington. (2. November 2018)
Die saudiarabische Justiz hatte zuvor die Todesstrafe gegen fünf Verdächtige im Fall des ermordeten Jamal Khashoggi gefordert. (2. Oktober 2018)

Die Version der Saudis lässt offen, wieso sich Khashoggi mit mehreren Männern gleichzeitig anlegen würde. Freunde Khashoggis beschrieben den Mann als unauffällig und ausgeglichen. Zudem war sich Khashoggi beim Betreten des Konsulats der Gefahr durchaus bewusst: Er sagte seiner Verlobten, sie solle vor dem Konsulat warten und die türkischen Behörden verständigen, falls er nicht mehr auftauchen würde.

Mit der Stellungnahme versucht die saudische Regierung offenbar, Kronprinz Muhammad bin Salman aus der Schusslinie zu nehmen. Eine Verbindung zu der Tat könnte dem 33-jährigen starken Mann des Wüstenstaates, der unter heftigem Druck steht, sehr schaden. Saudische oder den Saudis nahe stehende Medien berichteten unter Verweis auf Sicherheitskreise dann auch, der Thronfolger habe von einer Operation im Konsulat nichts gewusst.

Die türkischen Behörden gingen bisher nach Medienberichten davon aus, dass er von einem aus Saudiarabien angereisten 15-köpfigen Spezialkommando getötet wurde. Am Freitag hatte die türkische Staatsanwaltschaft Angestellte des saudischen Konsulats als Zeugen vorgeladen.

Khashoggi wollte am 2. Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul Papiere abholen und war seitdem verschwunden. Zeitungsberichten zufolge soll es Ton- und Videoaufnahmen aus dem Konsulat geben, die beweisen, dass der 59-Jährige im Konsulat verhört, gefoltert und ermordet wurde. Anschliessend sei seine Leiche zerteilt worden.

Aktualisierung: Eine erste Version dieses Artikel beinhaltete erste Reaktionen. Diese finden Sie nun in einem separaten Artikel.

AFP/SDA/mch