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Satte Gehälter für Lindt-&-Sprüngli-Chefs

Süsses Einkommen: Dieter Weisskopf, CEO von Lindt & Sprüngli. (Archiv)
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Dieter Weisskopf verdiente im vergangenen Jahr mit 3,8 Millionen Franken rund 600'000 Franken mehr als im Vorjahr. Allerdings musste der seit 2016 amtierende Konzernchef erneut mit weniger Lohn auskommen als sein Vorgänger und Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner.

Tanner erhielt als exekutiver Verwaltungsratspräsident für 2018 gut 4 Millionen Franken, wie aus dem am Dienstag publizierten Geschäftsbericht hervorgeht. Im Vorjahr waren es 2,3 Millionen Franken gewesen für sein Verwaltungsratsmandat sowie das Präsidium, das er ab April übernommen hatte. Im Jahr 2016, als er den Posten des Konzernchefs an Weisskopf übergab, hatte er 7,7 Millionen erhalten.

Für den gesamten Verwaltungsrat gab der Schokoladenkonzern 2018 4,7 Millionen Franken aus. Im Vorjahr waren es noch knapp 3 Millionen Franken gewesen. Für die Konzernleitung wendete Lindt insgesamt 15,1 Millionen Franken auf.

Unternehmen bekommt Umbruch im Handel zu spüren

Lindorkugeln und Pralinen liessen auch 2018 die Kassen bei Lindt & Sprüngli klingeln. Und in diesem Jahr soll es mindestens im gleichen Tempo weitergehen. Doch der Umbruch im Detailhandel stellt auch das erfolgsverwöhnte Unternehmen vor Herausforderungen.

«Das Handelsumfeld ist im Wandel», stellte Weisskopf gleich zu Beginn der diesjährigen Bilanzmedienkonferenz klar. Die Händler seien unter Druck durch den Onlinehandel, durch Discounter und auch durch das verstärkte Auftreten von eigens für die Händler hergestellten Marken, den sogenannten Private-Label-Produkten. «Der Preisdruck auf die Hersteller lässt sich nicht leugnen.»

Zwar betonte Weisskopf mehrmals, dass die Konsumenten vermehrt auf Genuss setzten. Sie seien bereit, Geld für höchste Qualität auszugeben. Und Lindt sei in diesem Umfeld perfekt positioniert. Dennoch: Der Umbruch im Handel und der Preisdruck gingen auch an dem Schokoladenkonzern aus Kilchberg ZH im letzten Jahr nicht spurlos vorbei.

Kaum Preiserhöhungen möglich

Das Unternehmen steigerte den Umsatz 2018 aus eigener Kraft um 5,1 Prozent auf 4,31 Milliarden Franken. Das ist immer noch schneller als das Marktwachstum, doch an die früheren Zuwachsraten konnte Lindt damit nicht mehr anknüpfen. Schon bei der Vorlage der Umsatzzahlen hatte Lindt die langfristige Messlatte von 6 bis 8 Prozent jährlichen Zuwächsen auf 5 bis 7 Prozent heruntergeschraubt.

Das letztjährige Wachstum wurde zudem fast vollständig erzielt, indem Lindt mehr Schokolade verkaufte. Preiserhöhungen steuerten gerade einmal 0,2 Prozent bei. Und auch künftig ist hier nur wenig Spielraum auszumachen: «Wir sind praktisch in einer Null-Inflationszone bei Lebensmitteln», sagte Weisskopf.

Was die Profite angeht, konnte Lindt im letzten Jahr immerhin von Rückenwind durch tiefe Rohstoffpreise profitieren. Der Betriebsgewinn legte mit knapp 7 Prozent auf 637 Millionen Franken etwas schneller zu als der Umsatz. Unter dem Strich blieben mit 487 Millionen Franken 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch der Rückenwind dürfte schon in diesem Jahr in Gegenwind umschlagen: Die Kakaobohnen verteuern sich wieder.

Optimierungen der Lieferkette

Auf der anderen Seite dürften einige Belastungsfaktoren wegfallen oder sich zumindest verringern: Bei der 2014 übernommenen US-Firma Russell Stover, die sich in den letzten Jahren als Bremsklotz erwiesen hatte, sollen sich die Umsätze laut Weisskopf in diesem Jahr stabilisieren.

Zudem hat Lindt in den USA im letzten Jahr die Logistik neu aufgestellt. Damit sollen die gestiegenen Transportkosten aufgefangen werden, mit denen auch die Konkurrenz zu kämpfen hat. Neu läuft die Verteilung der Produkte der drei US-Gesellschaften über fünf Logistikzentren, womit die Lastwagen besser ausgelastet werden können. Auch in anderen Ländern will Lindt Verbesserungen der Lieferkette in Angriff nehmen.

Mehr Kundendaten dank Onlinehandel

Vorwärts machen will Lindt auch im Onlinehandel. Dieser gewinnt laufend an Bedeutung. Für Schokolade sind das nicht unbedingt gute Nachrichten. Denn das süsse Produkt profitiert davon, mit verlockenden Verpackungen hungrige Konsumenten im Laden zum Kauf zu verleiten. Solche Impulskäufe spielen jedoch im Internet kaum eine Rolle. Dazu gilt es, die Schokolade zuzustellen, ohne dass sie bei hohen Temperaturen dahin schmilzt.

«Verkäufe über E-Commerce werden bei Schokolade nie in den Himmel wachsen», sagte Weisskopf. Dennoch sei es ein wichtiger Kanal und entscheidend, dort gut aufgestellt zu sein. So beliefert Lindt grosse Verkaufsplattformen wie Amazon und Alibaba und Tmall in China. «In den nächsten Jahren kann das schon eine ansehnliche Grösse annehmen.» Im vergangenen Jahr sei der Online-Kanal auf kleiner Flamme um rund einen Fünftel gewachsen.

Vor einem halben Jahr hat Lindt eine E-Commerce-Strategie ausgearbeitet. Dabei schielt der Schokoladenkonzern insbesondere auch auf die wertvollen Kundendaten. «Wie können wir die Kanäle nutzen, um mehr zu erfahren?» Auch die eigenen Shops sollen dazu beitragen, mehr über die Kunden zu lernen und zugleich die Marke noch bekannter zu machen. Inzwischen betreibt Lindt 460 eigene Läden.

Insgesamt zeigte sich Weisskopf zuversichtlich. Auf die Nachfrage eines Journalisten, wie lange Lindt noch über dem Markt wachsen könne, sagte er: «Ich sehe keine Grenze.» An der Börse kommt derweil kaum Optimismus auf: Die Lindt-Partizipationsscheine verlieren in einem ungünstigen Gesamtmarkt bis 14.30 Uhr 0,1 Prozent, die Namenaktien 0,8 Prozent.

SDA/fal