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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Sand im Getriebe

Eine Behandlung beim Zahnarzt zählt nicht zu den angenehmsten Momenten im Leben.

Vor kurzem war es wieder so weit: Eine Kontrolle beim Kieferorthopäden stand an. Ich hatte vor vielen Jahren eine Zahnkorrektur erhalten, und nun sollte das Ergebnis ein letztes Mal kontrolliert werden. 

Zum Glück gehöre ich nicht zu jenen bedauernswerten Geschöpfen, denen sich beim Gedanken an Behandlungsstühle und Metallinstrumente die Nackenhaare aufstellen. Ich ging also recht frohgemut zum Termin. Nach kurzer Inspektion meiner Mundhöhle beschied mir die Zahnärztin, dass sich der Innendraht der oberen Frontzähne gelöst habe. Das war nicht ideal, denn so konnten sich diese wieder verschieben. 

Man müsse, so die Fachfrau, den gehärteten Kunststoff an den Zähnen wegschaben und den Draht anschliessend neu anleimen. Eifrig machte sie sich ans Werk. Sie schliff und schabte, schmirgelte und kratzte, doch der Leim erwies sich als äusserst resistent. Die Werkzeuge, zu denen die junge Frau nach und nach griff, wurden immer gröber, bis sie gefühlt bei Hammer und Pickel ankam. 

Mein Gebiss wurde je länger, desto heisser und schmerzempfindlicher, und es bleibt mir ein Rätsel, weshalb es beim anschliessenden Kühlen mit dem Wasserstrahl nicht zischte.

Gerade als ich dachte, dass das Schlimmste überstanden sei, setzte man mir eine Schutzbrille auf. «Wir benutzen jetzt den Sandstrahler, bitte nicht einatmen oder schlucken, okay?», sagte die Zahnärztin. Und bevor ich antworten konnte, schwirrten schon zahlreiche Sandkörner in meinem Mund herum. Nun fühlte ich mich definitiv wie eine Baustelle.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wischte sich die Zahnärztin die Schweissperlen von der Stirn und ich rutschte erlöst von der Liege. Mit frisch verleimten Zähnen und Sand im Getriebe machte ich mich aus dem Staub.