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San Gennaro in Wipkingen
Wirbel um preisgekrönte Zürcher Pizzeria

Portrait von den neuen Besitzern der Pizzeria da PONE in Wipkingen. 25.10.23

Knatsch im San Genanro: Warum die beliebte Pizzeria von Wipkingen nach Schlieren umgezogen ist.
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Der Wechsel erfolgte so schnell, dass ihn selbst ein Teil der Stammkundschaft noch nicht mitbekommen hat: Ende September schloss die Pizzeria San Gennaro, eine der besten der Stadt, überraschend ihren Standort in Wipkingen. «Ci trasferiamo», wir ziehen um, stand auf der Website. Der neue Standort seit Mitte Oktober: Schlieren. Limmattal statt Kreis 10 – für Aussenstehende ein überraschender Umzug, denn die Pizzeria war fast immer voll.

Im ehemaligen San-Gennaro-Lokal hat derweil quasi über Nacht eine neue italienische Pizzeria namens Da Pone eröffnet. Das Pikante: Die Karte ist fast gleich, viele Mitarbeitende sind geblieben. Nur sind die Pizzas etwas günstiger als früher. Und die Backsteinwände sind nun weiss gestrichen.

Was geschah im Lokal mit dem Namen des neapolitanischen Schutzpatrons?

Impressionen von der Pizzeria da PONE in Wipkingen. 25.10.23

Knatsch im San Genanro: Warum die beliebte Pizzeria von Wipkingen nach Schlieren umgezogen ist.

Platz 24 auf der europäischen Pizza-Bestenliste

Das San Gennaro in Wipkingen war nicht irgendeine Pizzeria. 2018 übernahm Andrea Giancane das heruntergewirtschaftete Lokal, das in der Vergangenheit schon Vier Wachten, Amalfi, Al Fiume oder Mediterraneo hiess. Doch erst als San Gennaro wurde das Lokal zum Stadtgespräch.

Schon Giancanes Einstieg war fulminant. Er eröffnete, nur zehn Tage nachdem er das Lokal in Wipkingen übernommen hatte. «Am Anfang hatten wir nicht mal Besteck», sagte er der «Republik». Kurz darauf schrieb «Gault Millau»: «Die beste Pizza der Stadt gibt es in einem Lokal an der Hönggerstrasse, das bisher noch kaum jemand kennt.» Es folgten Platz 24 auf der Liste «50 Top Pizza Europe 2023» für die «verace pizza napoletana» mit dem luftig-dicken Boden sowie eine Aufnahme in die italienische Gourmet-Bibel «Gambero Rosso».

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Selbst unter der Woche wurde es zunehmend schwer, einen der 170 Plätze zu ergattern. An schönen Sommerabenden sah man an der Limmat Dutzende Menschen mit Gennaro-Pizzaschachteln. Es gab viel Liebe im Quartier, aber auch Entrüstung in den Bewertungen und auf «Watson» über die steigenden Preise. Denn plötzlich kostete die teuerste Pizza mit rotem Thunfisch 38 Franken.

Im Wipkingerpark an der Limmat sieht man oft Menschen mit Pizzaschachteln von San Gennaro.

Seine Pizzaiolos rekrutierte Andrea Giancane in der Region Neapel. «Diese Leute haben das Wissen, wie eine richtige Pizza schmecken muss, mit der Muttermilch aufgesogen», sagte er der «Schweizer Familie» nach der Eröffnung. Einer seiner Pizzaiolos, die das San Gennaro in die europäische Bestenliste hievten, hat viel mit dem jetzigen Umbruch zu tun. Sein Name: Francesco Pone. Nach ihm ist das nun ehemalige San Gennaro in Wipkingen benannt.

Sie waren Freunde

An einem Nachmittag sitzt der 35-Jährige vor dem Lokal in Wipkingen. «Da Pone» steht in weissen Buchstaben auf dem Fenster. Und: «Neuer Name und Look, mit Pizza napoletana und dem gleichen Team». Das mit dem gleichen Team stimmt nicht ganz, denn der San-Gennaro-Gründer Andrea Giancane ist mit seinem Restaurant ja nach Schlieren umgezogen. Und ob die Pizza im Da Pone nach wie vor so gut schmeckt wie im alten San Gennaro, darüber dürften sich die Pizzafans in den nächsten Monaten austauschen.

Dass 18 Mitarbeitende aus der alten Squadra heute im Da Pone arbeiten, beweist, dass im neuen Restaurant auch ein Stück San Gennaro steckt. Das sagt Geschäftsführer Marco Rampinelli, neben dem preisgekrönten Pizzaiolo und Namensgeber Francesco Pone der wichtigste Mann. Er erzählt, wie es zum Wechsel gekommen ist. Die andere Seite – jene des San-Gennaro-Gründers Andrea Giancane, der nun in Schlieren wirkt – bleibt unerzählt. Er will sich nicht äussern.

Portrait von den neuen Besitzern der Pizzeria da PONE in Wipkingen. 25.10.23

Knatsch im San Genanro: Warum die beliebte Pizzeria von Wipkingen nach Schlieren umgezogen ist.

Marco Rampinelli arbeitete früher für Dieci und war zuletzt stellvertretender Geschäftsführer des San Gennaro. Ende Mai habe Andrea Giancane ihn freigestellt und ihm ein Hausverbot erteilt. «Andrea war ein sehr guter und langjähriger Freund», sagt der Männedörfler. 

700 Pizzas an Spitzentagen

Vor zwei Jahren habe ihn Andrea Giancane als eine Art «Troubleshooter» ins San Gennaro geholt, sagt Marco Rampinelli. Bis zu 700 Pizzas habe das Team am Wochenende pro Tag verkauft. «Wir waren am Anschlag.» Beim Führungsstil hätten er und Giancane unterschiedliche Ansichten gehabt. «Du musst die Mitarbeitenden pflegen und auch mal über die Festtage schliessen», sagt Rampinelli. Mehr wolle er dazu nicht sagen. 

Bis zu 700 Pizzas verkaufte das San Gennaro an Spitzentagen laut dem stellvertretenden Geschäftsführer Marco Rampinelli.

Ende letzten Jahres hätten plötzlich «fremde Leute» das San Gennaro in Wipkingen besichtigt. Das Lokal sei neu zur Pacht ausgeschrieben gewesen. Die Gallo Immobilien AG, der die Liegenschaft in Wipkingen gehört, bestätigt, dass der Mietvertrag mit dem alten San-Gennaro-Pächter nicht mehr verlängert worden sei. Weshalb, wollen sowohl die Vermieterin als auch Andrea Giancane und Marco Rampinelli nicht kommentieren. Rampinelli bewarb sich für die Pacht, um den Vertrag dann auf Giancane zu überschreiben.

Tatsächlich bekam Rampinelli am Ende den Vertrag. Weil er diesen laut eigenen Aussagen nicht überschreiben konnte, kam es zum Streit mit seinem Chef. Schliesslich entschied sich der 52-jährige Rampinelli, das Restaurant selber zu übernehmen.

Francesco Pone kam als Partner ins Team. Dieser hat in Neapel bei einem der weltbesten Pizzaiolos gelernt. «La mia pizza», sagt Pone, der nur Italienisch spricht, seine Pizzas seien massgebend für den Erfolg des San Gennaro gewesen. Allerdings habe er sich unter der alten Führung nicht entwickeln können.

Marco Rapinelli vergleicht Francesco Pones Hingabe mit jener von Dolder-Spitzenkoch Heiko Nieder. Und er sagt: «Dass praktisch das ganze Team bei uns arbeiten will, sagt schon einiges aus.»

Neapolitanische Pizzas im Trend

Die Karte im Da Pone in Wipkingen, die auch als Tischset dient, erinnert optisch stark an jene des San Gennaro. «Wir bauen auf Andreas Konzept auf», sagt Marco Rampinelli. Neapolitanische Pizza. Punkt. Sein ehemaliger Chef habe beim Konzept einen guten Riecher gehabt. 

Tatsächlich gehörte Andrea Giancane zu den ersten Gastronomen, die die schnell und sehr heiss gebackene Pizza napoletana mit luftigem Rand und hochwertigen Zutaten wie ausgesuchten San-Marzano-Tomaten in Zürich einführten. 

Zuvor betrieb er das Ristorante Santo an der Zürcher Sihlfeldstrasse und importierte italienische Lebensmittel in die Schweiz. Mit der Take-away-Kette Spaccio, bei der man gefaltete Pizza («Pizza al portafoglio»), eine weitere neapolitanische Spezialität kaufen kann, ist Giancane ebenfalls präsent: in Regensdorf, an der Zürcher Löwenstrasse und demnächst neu an der Langstrasse.

Für Pizzafans sind die Veränderungen ein Mehrwert: Sie können neu nicht nur in Wipkingen, sondern auch in Schlieren in einer neapolitanischen Pizzeria einkehren. Dort wirtet Andrea Giancane fünf Spazierminuten von der Endstation des 2er-Trams entfernt. Eine ehemalige Bäckerei hat er zu einem Restaurant umgebaut.

Die Pizzeria San Gennaro ist nach Schlieren gezogen und liegt neu direkt neben einem Kebab-Restaurant.

Francesco Pone ist nicht der einzige italienische Pizzaiolo, der im San Gennaro gearbeitet hat und sich dann emanzipierte. Gegenüber dem neuen Da Pone auf der anderen Limmatseite führt Gianluca Biondo schon länger die Pizzeria Margherì. Auch er bäckt seine Pizzas luftig-dick im neapolitanischen Stil.