Erster US-Open-TriumphDiesmal packt Aryna Sabalenka zu wie ein Tiger
2023 gab es für die Weissrussin bittere Tränen im Final des US Open, nun schlägt sie Jessica Pegula 7:5, 7:5 und feiert den dritten Grand-Slam-Titel. Weil sie stur bleibt.
Aryna Sabalenka buhlte am US Open immer wieder um die Gunst des US-Publikums. Sie bot sogar an, alle 23’000 auf eine Runde einzuladen, sollten sie sie im Halbfinal gegen die Amerikanerin Emma Navarro ein bisschen unterstützen – was sie bei den horrenden Preisen in Flushing Meadows eine gute halbe Million Dollar gekostet hätte. Doch schliesslich fand sie sich damit ab, dass die meisten Sympathien in New York stets ihrer Gegnerin gehören, wenn diese eine Amerikanerin ist.
2023 war Sabalenka im Final gegen Coco Gauff eingebrochen. Unter dem tosenden Applaus der Zuschauer, die merkten, dass sie die Weissrussin mit ihrer Reaktion treffen konnten. Gauff siegte nach einem Fehlstart 2:6, 6:3, 6:2, Sabalenka war untröstlich und vergoss bei der Siegerehrung Tränen. Gegen Jessica Pegula wiederholte sich die Geschichte nicht. Sabalenka verspielte zwar in beiden Sätzen klare Führungen, was die Zuschauerinnen und Zuschauer mit lautem Beifall begleiteten. Doch diesmal haderte die Favoritin nicht, sondern spielte einfach unbeeindruckt weiter.
Nach dem Sieg stürmt sie die Ränge hoch
So siegte Sabalenka in einem wechselhaften Endspiel 7:5, 7:5 und bedankte sich beim Publikum. «Ich wusste, dass ihr Jessica unterstützen würdet», sagt sie. «Aber ab und zu habt ihr auch bei Punkten von mir geklatscht.» Und wie sie sich danach unter die Leute mischte, mit ihnen abklatschte und für Selfies posierte oder nach dem Sieg die Ränge hochstürmte und ihr Team herzte, sicherte ihr weitere Sympathien.
Einen Klaps auf den Kopf erhielt ihr Fitnesscoach Jason Stacy, der sich für den Final etwas besonders hatte einfallen lassen: Er liess sich auf seine Glatze einen Tiger malen, um Sabalenka zu inspirieren. Diese hat sich ja einen Tiger auf den linken Unterarm tätowieren lassen. Weil sie 1998 geboren ist, im chinesischen Sternzeichen des Tigers. Und weil das Raubtier ihre angriffige Art als Spielerin symbolisiert.
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Ihr kompromissloses Spiel zog sie im Final denn auch vom Anfang bis zum Ende durch, ohne Rücksicht auf Verluste respektive unerzwungene Fehler. 34-mal schlug sie den Ball ohne Bedrängnis ins Aus oder ins Netz, doch das war bei 40 direkten Punkten zu verschmerzen. Als sie im ersten Satz 5:2 und im zweiten 3:0 führte, häuften sich bei ihr die Fehler. Sie gab drei respektive fünf Games in Serie ab. Doch statt das Risiko zu dosieren, prügelte sie weiter mit voller Wucht auf die Bälle ein – und wurde für ihre Sturheit belohnt. Denn plötzlich landeten sie wieder auf den Linien statt im Out.
Pegula versuchte in ihrem ersten Grand-Slam-Final, möglichst viele Bälle zurückzuspielen und auf die Fehler Sabalenkas zu hoffen. Anders als Gauff im vergangenen Jahr schaffte sie es aber nicht, in ihren guten Phasen das Momentum weiterzuziehen. Aber das ist auch einfacher gesagt als getan. «Aryna nimmt dir mit ihrer Power den Schläger aus der Hand», sagte sie. Gemeint war damit: Sie lässt einen gar nicht zum Zug kommen. Die kräftige Weissrussin schlägt den Ball mit der Vorhand härter als alle Männer, inklusive Carlos Alcaraz.
Die Hartplätze, auf denen der Ball gleichmässig und schnell abspringt, begünstigen das Powerspiel Sabalenkas. Auf dieser Unterlage hat sie seit 2023 auf Grand-Slam-Stufe 27 von 28 Matches und die Titel am Australian Open (2023, 24) und am US Open (2024) gewonnen. «Ich hatte so viele harte Niederlagen hier in New York», sagte sie bei der Siegerehrung. «Aber ich gab meinen Traum nie auf. Wenn du alles für deinen Traum opferst, wirst du ihn dir irgendwann erfüllen. Ich bin superstolz auf mich.»
Der Olympiaverzicht zahlte sich aus
Sie ist am US Open die neunte neue Siegerin in den letzten zehn Jahren. Nur Naomi Osaka (2018, 20) hatte es in dieser Zeitspanne zweimal geschafft. Für Sabalenka zahlte sich aus, dass sie auf die Olympischen Spiele verzichtete und so Energie sparte fürs letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres.
Die Pariser Medaillengewinner bei den Frauen (Zheng, Vekic, Swiatek) und den Männern (Djokovic, Alcaraz, Musetti) reisten allesamt enttäuscht aus New York ab. Sabalenka wird den Flieger lächelnd besteigen – und mit einem Scheck über 3,6 Millionen Dollar im Handgepäck.
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